Donnerstag, 18. Februar 2010

Warum ich weiterhin Hosen tragen werde



Jeden Morgen, wenn ich gegen halb neun ins Büro gehe („November Whisky Charlie 6.4 leaving golf hotel for oskar. Over.“), sehe ich gegenüber eine Gruppe Frauen bei der Arbeit. Zwischen Säcken und aufgeschütteten Bergen von irgendeinem getrockneten Getreide hocken und stehen sie, stampfen mit großen Mörsern in Holzgefäßen, trennen im Wind die Spreu vom Weizen (oder irgendwas von irgendetwas anderem) und füllen alles wieder in Säcke. Ein Esellastwagen steht bereit, um die Fracht mitzunehmen. Ich guck mir das näher an: Es ist Kaffee! Getrocknete Kaffeekirschen, die Hüllen werden aufgestampft, die Bohnen aussortiert und wieder verpackt. Ja verflixt, wieso trinke ich dann immer noch Instant? Aber diesen Kaffee werde ich in Nyala wohl nicht geröstet finden – er kommt auf verschlungenen, unbekannten Wegen ins Land, und genauso verlässt er ihn auch wieder nach diesem Produktionsschritt, soviel konnte ich rausfinden. Höchstwahrscheinlich arbeiten die Frauen genauso wenig registriert.

Es gibt noch eine anderen Job hier, den oftmals Frauen machen und den ich garantiert nicht machen wollte: Steine klopfen. Außerhalb von Nyala wundert man sich im Vorbeifahren über aufgeschüttete Erdhügel, mal nur Sand, mal kleine Kiesel, mal größere Steine. Tatsächlich ist es eine Art Tagebau: Die Frauen graben in der prallen Sonne Löcher, werfen den Dreck durch grobmaschige Gitter und sieben so das erste Mal. Anschließend wird weiter getrennt, je nach Größe der Steine. Die großen werden mit einem Hammer klein geklopft. Der ganze Schotter geht dann in eine Ziegelei, oder direkt irgendwohin, wo gebaut wird. Da sind dann natürlich auch wieder die Frauen dabei, Ziegel schleppen und so.

Und das Ganze im femininen sudanesischen Tuch. Da lasse ich mich doch gerne mal von dieser netten Gruppe Frauen verwundert angucken, wieso ich denn Hosen anhätte – ich sei doch auch eine Frau wie sie...



Manicure: wieder Hoffnung auf ne Tasse Kaffee
Helmet: Jeans, Baggy-Pants und Sommerhose

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