Sonntag, 26. Mai 2019

Sonntag

Da machen wir einmal einen Ausflug, und dann fängt es an zu regnen. Wobei ich wirklich froh bin, dass es endlich immer mal wieder regnet (und sowieso erst ab nachmittags oder am Abend). Die Regenzeit ist viel zu spät dran, alles war so ausgetrocknet, und auch jetzt regnet es nur sporadisch in Kisumu und in anderen Gegenden Westkenias noch fast gar nicht. Das ist schwierig für die vielen kleinen Subsistenzbauern, die es sich nicht leisten können, eine Ernte zu verlieren. 


Wir sind seit langem mal wieder in den Impala-Park gegangen, unser kleiner Zoo mit freilaufenden Impalas (Antilopen), Zebras und jeder Menge Affen. Nachdem wir unsere Minirunde vorbei bei den Gehegen von Leopard, Löwen, Büffel und Strauß gemacht und gemütlich gepicknickt hatten, fing es an zu tröpfeln. Also schnell zum Kiosk und unterstellen. Die Jungs allerdings nur kurz, weil seit wann hält uns Regen davon ab, Spaß zu haben? 



Die Regenformation der Impalas.
Ich glaube, deswegen heißt die Schirmakazie Schirmakazie... die Giraffe weiß das auch.
Ja, genug Regen, wir können raus in die Matsche und einen Damm bauen.
Immerhin haben die Herren ihre Füße und Schuhe wieder selbst gewaschen. 

Manicure: Familienausflug mit Regenbonus   
Helmet: ein Schirm wäre hilfreich gewesen 

Der Impala-Park liegt direkt am Ufer des Viktoriasees.



Samstag, 25. Mai 2019

Samstag

Heute haben wir uns mit einer schönen Gartenparty mit mehreren befreundeten Familien von Bethany verabschiedet, einer Freundin, die in unsere Gemeinde und in meine Ladies Bible Study geht. Sie war für zwei Jahre mit einem christlichen Programm hier und hat mit einer lokalen Hilfsorganisation zusammengearbeitet. Leider bringt das Leben das hier mit sich: Leute kommen und gehen, entweder weil ihr Einsatz zu Ende ist oder weil die Kinder groß werden und die Schule oder die Freizeitangebote einfach nicht das bieten, was manche sich für ihre Kinder wünschen. Manchmal ist das frustrierend und auch ermüdend, wenn man sich in eine Freundschaft investiert, die nach ein oder zwei Jahren wieder zu Ende ist. Aber ich bin dankbar, es gibt einige Familien hier, die eine langfristige Perspektive haben und mit denen wir unser Leben schon seit vielen Jahren teilen. 


Und ausgerechnet heute ist auch Liams 6. Geburtstag! Also haben wir kurzentschlossen seinen Geburtstag auf die Abschiedsfeier verlegt -  win win! Wir hatten eine wunderbare Gartenparty und Liam war ein glückliches Geburtstagskind. Auch weil sein heißer Wunsch nach einem Superman-Kostüm in Erfüllung ging... mehr zu Liam nächste Woche nach seinem Kindergeburtstag.



Manicure: Eine riesige Geburtstagsparty haben, zu der man nur den Kuchen mitbringt 
Helmet: Freundschaften, die für kurze Zeit gut tun und Freundschaften, die jahrelang wachsen 

Freitag, 24. Mai 2019

Freitag

Clara, eine meiner amerikanischen Freundinnen hier, arbeitet mit Kindern und deren Familien im größten Slum Kisumus. Und weil es privat ihre Leidenschaft ist, und sie weiß, wie sehr zumindest ich auf ein solches Angebot gewartet habe, gibt sie seit einiger Zeit in ihrer Freizeit Pilates-Kurse. Suuuuuuper. Kein einziges Fitness-Studio (und es gibt immerhin drei oder vier ordentliche) hat das im Wochenprogramm. Ich versuche, zweimal die Woche morgens, nachdem ich die Kinder im Kindergarten abgeliefert habe, hinzugehen. Das tut meinem allgemeinem Wohlbefinden und meinem Rücken enorm gut.

Aber natürlich ist auch Pilates hier anders als in der deutschen (Fitness-) Welt. Wir treffen uns im Wohnzimmer einer anderen Freundin, Penny. Da rücken wir dann erstmal die Möbel beiseite, damit wir 4-6 Pilatesturner Platz haben. Für den besonderen Charme hoppelt Pennys Hase Claire immer mal wieder zwischen uns herum.

Unser Pilates-Bunny

Wenn ich zuhause versuche, Pilates zu machen, endet das meistens nach wenigen Minuten so.

Manicure: Mit Hase sporteln    
Helmet: Den Rücken stärken

Donnerstag, 23. Mai 2019

Donnerstag


Diese Frauen hier. Sie sind ein großer Teil dessen, was für mich in Kisumu „Heimat“ ist. Viele kenne ich, seit wir 2012 nach unserem Jahr in Nairobi zunächst in unser Lehmhaus aufs Dorf gezogen sind. Da bin ich noch in überfüllten Matatus einmal die Woche in die 28 km entfernte Stadt zur International Ladies Bible Study gefahren. Seither verpasse ich unseren Hauskreis (Kirchenjargon für privates christliches Treffen mit Bibellesen und Beten) sehr selten. Ich plane alles soweit es irgendwie geht um den Donnerstagnachmittag herum. Die zwei Stunden sind meine Oase im Alltag. Ankommen, durchatmen, da sein. Und anders wieder weg gehen. 

Wir treffen uns mal hier mal da in einem unserer Häuser und genießen erstmal eine halbe Stunde Freundinnen-Kaffeeklatsch. Dann werden die Bibeln aufgeschlagen oder die Bibel-Apps angeklickt und wir lesen, diskutieren, überlegen und begreifen immer wieder etwas Neues. Ich weiß nicht, ob es die oft besonderen Situationen sind, in denen wir hier leben und mit denen wir klar kommen müssen, aber der Segen eines allmächtigen, immer treuen, immer souveränen Gottes wird mir in unserem oft sehr persönlichen Austausch immer wieder bewusst und wichtig. 

Das Foto entstand Ende April auf unserem "Ladies Retreat", ein ganzes Wochenende nur für uns. Eine ganz, ganz besondere Zeit, für Herz und Seele. 

Manicure: Meine Oase im Alltag aufsuchen   
Helmet: Ein Sicherheitsnetz mit Frauen aus Holland, Amerika und England

***
PS: Die Maus von gestern ist tot. Oder zumindest eine Maus. Matis hat sie im Schlafzimmer entdeckt, die saß da nur so, wahrscheinlich schon leicht verwirrt vom verknusperten Gift. Joshua hat sie mit einem Schlappen erschlagen und Liam am Schwanz rausgetragen. Dankenswerterweise habe ich da gerade Noel ins Bett gebracht. 

Mittwoch, 22. Mai 2019

Mittwoch

Wir haben mal wieder ein Nagerproblem. Für ein paar Monate war Ruhe, nun ist wieder Hameln bei uns im Haus. Ende April habe ich eine Ratte durchs Wohnzimmer Richtung Esszimmer flitzen sehen. Das habe ich dann schnell verdrängt, in der Hoffnung, dass es eine Täuschung war. Hat ja sonst keiner gesehen. Vor knapp drei Wochen finde ich dann morgens noch vor der ersten Tasse Kaffee in der Krümelschublade des Toasters... Rattenköttel. Oh neeeeee. Was macht man da? Toaster desinfizieren? Oder gleich wegschmeißen? 

Irgendwie will man sich gar nicht vorstellen, wie es hierzu kam.

Ein Freund hat vorgeschlagen, den Toaster so zu tunen, dass die Ratte beim nächsten Besuch da drin einen tödlichen Stromschlag bekommt. Ich hab dann lieber auf jemand anders gehört, und den Toaster abgedeckt. Die Ratte war aber schlauer und geschickter. 


Eine Woche später am Morgen: Toaster abgedeckt, wieder Rattenköttel in der Krümelschublade. Mistvieh. Zum Glück habe ich den Toaster nicht vorzeitig entsorgt. Jetzt kam der gute Rat, ich solle die Ratte trainieren, Wissenschaftler sagen ja, dass Ratten schlau seien und unsere hat das durchaus bewiesen. Ja gut, wenn die Ratte mir morgens Kaffee kocht, darf sie bleiben. 

Joshua hat die Ratte inzwischen auch gesichtet und glaubt mir nun, dass es keine Maus ist. Wieder etwa eine Woche später hole ich für Noel einen Latz aus dem Regal in Augenhöhe, da fliegen mir die Rattenköttel buchstäblich um die Ohren. Irgendwie ist (in meinem ansonsten natürlich stets tipptopp sauberen Meister Proper Haushalt) ein benutzter Latz zurück in den Korb gewandert. Die Ratte hat den eingetrockneten Joghurt gerochen, hat es sich im Korb bequem gemacht und den Latz abgeknabbert.

Nicht gerade eine Feinschmeckerratte.

Und heute komme ich nach Hause, sagt meine Haushaltshilfe, sie hätte eine Maus durch den Flur ins Kinderzimmer und wieder raus in Noels Zimmer rennen sehen. Und oben auf dem hohen Regal in der Küche neben dem Kühlschrank war jede Menge Köttel. Aber groß, definitiv von einer Ratte. Sie weiß, wie die aussehen. 

Das sind die Momente, in denen ich ins Flugzeug steigen und einfach weit weit wegfliegen will. Oder zumindest Urlaub am Meer machen.

Manicure: Erstmal Kaffee trinken   
Helmet: Hoffen, dass die Biester das Gift bald finden, und ich nicht da bin, wenn die tote Maus/Ratte gefunden wird

Dienstag, 21. Mai 2019

Dienstag

Ich wache kurz vor dem Wecker um 6 Uhr auf, strecke mich und wundere mich, warum so wenig Platz ist. Ah, da hat Liam in der Nacht mal wieder den Weg zu uns ins Bett gefunden. Egal, ich muss eh raus. Schnell unter die Dusche, bevor Noel aufwacht. Und dann geht es zack auf zack: Kaffee, Frühstücken mit Liam und Noel, zweimal Snack und Mittagessen für den Kindergarten packen, fix ein Puzzle mit Liam anfangen, Noel's Stinkewindel wechseln und die Buben anziehen. Matis, unser Gemütlicher, ist noch nicht mal wach, als ich um 7:15 losdüse, um gemeinsam mit einem kenianischen Trainer eine Kommunikationsschulung für westkenianische Kleinbäuerinnen in Kisumu zu moderieren.

Der kleine Langschläfer schafft's auch mal bis 10 Uhr

Für neun Stunden eintauchen in die Erwachsenenwelt. Dummerweise haben wir heute keine Nanny, also zwischendurch dem Mann erklären, wo im (eigentlich ja eh halbleeren) Kühlschrank Noel’s Mittagessen ist, mit der Freundin vereinbaren, dass sie die Großen eine Weile vom Kindergarten mit nach Hause nimmt, weil Joshua nicht rechtzeitig nach Hause kommt und meine Schulung auch länger dauern wird. Aber immerhin in Ruhe Mittagessen, das Privileg einer Mutter auf Arbeit. 
 
Sensationelle Tischdecken, aber meine Farmer Ladies mag ich sehr. 


Arbeit zu Ende, Hirn wieder auf Kind umschalten. Die Großen springen bei der Freundin glücklich und begeistert als Ninja Turtles die Wand hoch und kaum sind wir zuhause angekommen, im Viereck. Zeter und Mordio, ich habe keinen blassen Schimmer warum, aber muss die beiden irgendwie durch ihr eigenes Gewitter lotsen. Irgendwann gegen halb acht schläft Liam mitten im Satz erschöpft auf der Couch ein, also nur noch Matis – aufräumen, Zähneputzen, ein Buch vorlesen, nein, kein zweites, ab ins Bett, ja, ich bleibe ganz lang bei dir. Zwischendurch ruft Joshua an, er ist auf dem Dorf, Noel ist schon eingeschlafen und er bleibt mit ihm da, übernachtet im Lehmhaus. Oder ob mir Noel fehlen würde? Äh, nein, ehrlich gesagt, heute Nacht glaube ich nicht, morgen dann wieder. 

Kochen für mich, essen bei einem seltenen Glas Wein und weil kein Kind da ist, um sie sofort wieder auszupusten, eine Kerze anzünden. Noch schnell was ausdrucken für den zweiten Schulungstag, und weil ich Lust drauf habe, eine unserer normal verrückten Wochen aufzuschreiben, das hier tippen. Und dann Gute Nacht.     

Manicure: Habe ich die Schokolade nach dem Abendessen erwähnt?  
Helmet: Alles Geschirr und Spielzeug stehen lassen, Augen zu, schon ist es weg 

Montag, 20. Mai 2019

Montag

Montags bleiben die Jungs vom Kindergarten daheim. Erstens haben sie montags eh keine Lust loszugehen (wobei das Problem damit natürlich nur auf Dienstag verlagert wird), zweitens habe auch ich montags keine Lust, alle zu scheuchen (weil wir meistens Samstag und Sonntag auch unterwegs sind) und drittens ist das unser offizieller „Deutsch-Tag“. 

Heute hat es ehrlich gesagt seit längerem mal wieder mit unserer kleinen familieninternen deutschen Fernschule geklappt. Liam hat sich ein Projekt aus seinem Buch mit Vorschulwissen ausgesucht: Vulkane. Dazu haben wir gelesen, geredet, geschrieben und gemalt. Beim Malen hat Matis auch mitgemacht – sobald Wasser und Farbe an den Tisch kommt, ist er begeistert mit dabei. Und heute waren die Jungs erstaunlich geduldig und fleißig, in der Regel sind unsere Bastelprojekte nach anderthalb Minuten in welchem Zustand auch immer beendet.


Liam's Vulkan
Matis' Vulkan   
Noel bastelt keinen Vulkan, der ist ein Vulkan, auch frühmorgens im Schlafanzug.

Auch fast immer montags: Ein Spaziergang gleich nach dem Frühstück. Irgendwie muss die Energie ja raus. Bis zum Bolzplatz, eine große staubige Wüste, aber einen besseren Spielplatz haben wir hier nicht. Auf dem Rückweg halten wir immer bei Fred, der superleckere Mandazis (eine Art Fettkrapfen) backt. Für 5 Cent das Stück, da kann man dann schon mal zuschlagen. 

Los gehts auf der Staubpiste Richtung Berge...
...bis zum Bolzplatz, der auch Schulhof ist...
...was immer für reichlich Entertainment in der Pause sorgt.
Die Bilder sind von einer Spazierrunde in der letzten Regenzeit im Januar...
...aber täglich grüßt das Murmeltier... 
...wenn Staub und Schotter zu Igitt wird.
Letzter Zwischenstopp bei Fred, der die Mandazis gar nicht schnell genug ins blubbernde Öl schmeißen kann -
- dreckige Kinderhände sind bereit!
  
Manicure: Mit den Jungs basteln   
Helmet: Die perfekten Bilder aus dem Bastelbuch nicht mit dem eigenen Ergebnis vergleichen