Montag, 29. August 2011

Von schwarz und weiß und den vielen Farben dazwischen


Nach 86 Tagen schwarz-weiß mache ich mir so meine Gedanken über Farben. Mancher mag das politisch nicht korrekt finden, das ist völlig in Ordnung. Ich sag es jetzt mal wie es ist: Die Kenianer bezeichnen sich selbst als Schwarze. Weswegen sollte ich da einen verbalen Umweg machen? Was heißt überhaupt „Schwarzer“ – ich habe hier noch keinen gesehen, der dunkler als dunkelbraun ist. Und dass ich nicht weiß bin, ist offensichtlich, sobald ich mich gegen eine weiß getünchte Wand stelle. Als mich allerdings ein Kenianer als „pink“ beschrieb, fand ich das zugegebenermaßen auch seltsam. Ich bin eben irgendwie... hautfarben?

Schön ist auch, wie sich neulich ein Schwarzer (ich glaube, er ist genau genommen ein Afroamerikaner) köstlich darüber amüsierte, dass wir Weißen sie ja als Farbige bezeichnen würden. Dabei sind wir es, die so aussehen, als ob wir ständig mit einem Wasserfarbkasten hantieren würden! Blaue Flecken, violette Adern, roter Sonnenbrand – ja, wer ist denn hier farbig?

Eins der goldigen Schoko-Kinder aus der weitläufigen Verwandtschaft

Dagegen ist der kenianische Mais seltsam blass, fast weiß. Gelben Mais gibt es zwar auch vereinzelt, aber den mögen die Menschen nicht so gerne. Wenn ich ihnen erzähle, dass wir in Deutschland nur gelben Mais haben, den aber ohnehin ausschließlich die Kühe essen, gucken sie mich groß fragend an: Was denn die Menschen dann essen?

Mais aus Joshua's Ernte - lagert jetzt erstmal in unserem Lehmhaus 

Essen kann man sie ja leider nicht, aber wunderschön sehen sie aus: Die Rosen, die man an jeder Ecke in Hülle und Fülle und in allen Farben kaufen kann. Oder einfach nur bewundern. Die Natur und die Marktbuden am Straßenrand sind so wunderschön bunt. Bunt in allen Farben, und grün in allen Schattierungen. Es ist zurzeit morgens und abends kühl hier in Nairobi, manchmal ein wenig neblig, ab und zu Morgentau oder ein kurzer Regenschauer am Abend. Ganz anders als in weiten Teilen Kenias, die derzeit trocken und trostlos auf Regen warten. Wo die Menschen außer den staubigen, rissigen Kleidern und traditionellem Schmuck nichts Farbiges mehr an sich haben. 

Eigentlich wollte ich in diesem Beitrag nicht auf das Thema Hungerkatastrophe am Horn von Afrika eingehen. Eigentlich. Also tue ich es auch nicht. Aber es lässt sich auch nicht vermeiden, denn es ist da. Es ist echt, die Menschen haben Hunger. Und ich sitze hier im Sattgrünen. Immerhin, ich kann helfen. Darüber reden, daran arbeiten. Wie und was, das kann wer mag auf der Internetseite meines Arbeitgebers (humedica.org) nachlesen und bestimmt auch hier später einmal. Draußen ist jetzt dunkel, schwarze Nacht mit weiß funkelnden Sternen am Himmel. Die Farben verstecken sich. Und bedeuten mir, dass es Zeit ist, schlafen zu gehen.

Manicure: Morgen endlich eine Vase kaufen
Helmet: Herrlich bunte Blumen ins Wohnzimmer stellen