Sonntag, 5. Mai 2024

Land unter

Seit ein paar Tagen ist es auch in Deutschland in den Nachrichten angekommen: Die Regenzeit in Kenia ist extrem stark, El Niño wütet, und mehr und mehr Dörfer, Stadtgebiete und Landstriche stehen unter Wasser. 

Entwarnung für uns persönlich vorweg: Bei uns in Mambeleo regnet es zwar auch heftig, aber bei uns bleibt das Wasser außer in den üblichen Dauerpfützen/-tümpeln nicht stehen. Wir können die Straßen vermeiden, die nicht passierbar sind, unser Haus steht auf dem Trockenen und bis auf eine knöchelhoch überflutete Veranda hatten wir noch keine Schwierigkeiten. Ins Haus rein führt wohlgeplant von der Veranda eine kleine weitere Stufe, so dass nichts ins Haus floss. Das teilweise marode Dach haben wir vor ein paar Monaten mit neuem Wellblech ausgebessert. 

 

Die Hauptstraße durch Mamboleo - am Morgen immer ordentlich matschig, am Nachmittag wie hier schon wieder fast getrocknet.


Ich will jetzt gar nicht von schlechter Stadtplanung, zugemüllten Kanälen, maroden Dämmen und Brücken und der anscheinend ahnungslosen Regierung erzählen, das steht ja alles in den Nachrichten. Leider ist es wirklich so schlimm wie überall berichtet. Freunde aus Nairobi schicken mir Fotos von überfluteten Straßen, durch die sie irgendwie durchmüssen. Immerhin konnten sie einen Notfallvorrat anlegen und sind in ihrem Haus noch sicher. Wir hatten diese Woche Besuch von anderen Freunden, Gaby und Familie, auch aus Nairobi. Sie wollten ihren Sohn zurück ins Internat hier in Westkenia bringen. Nun fahren sie wieder mit ihm nach Hause, alle kenianischen Schulen sind auf unbestimmte Zeit geschlossen. Entweder sind sie überflutet, Sanitäranlagen unbenutzbar, oder sie sind zu Notunterkünften für Menschen umfunktioniert wurden, die ihre Häuser verloren haben. Gaby erzählte, dass ihr Nachhauseweg heute nach 30 km unterbrochen wurde, da die Brücke über den Fluss Nyando in Ahero (wo Joshua berkommt) überflutet war. Entfernte Verwandte von Josh haben dort mitten in der Nacht im Wohnzimmer Wasser geschippt. Also hieß es für Gaby und Familie zurück nach Kisumu und warten, bis die Brücke wieder passierbar ist. Unsere Kinder sind auf einer internationalen Schule, die (wirklich Gott sei Dank) weiterhin unterrichtet. Die drei Kinder meiner Haushaltshilfe nicht, sie war gestern echt geknickt: Das Schulgeld ist bezahlt und anstatt im hier üblichen Internat versorgt zu sein, sitzen die jugendlichen Kinder nun zuhause. Geld für weitere Esser über Wochen war nicht eingeplant, außerdem hat der Große im November Abschlussprüfungen und verliert nun wichtige Unterrichtszeit. Wir können nicht viel tun, außer sie regelmäßig mit Eiern und Maismehl für das hiesige Grundnahrungsmittel Ugali nach Hause schicken. Schulbücher haben sie keine Zuhause, also habe ich mit unserer Stadtbücherei organisiert, dass sie alle zusammen mit jeweils einem gleich alten Freund kommen dürfen und dort lernen, wo es Bücher für alle Fächer gibt. Es ist fast peinlich, wenn man sieht, wie dankbar sie ist, und für uns war es nur ein Anruf und die kleine Gebühr von 15 Cent pro Kind und Tag und ein paar Euro für Snacks.  

 

Straße, nicht Fluss... der kleine Kindergarten rechts steht trotz Sandsäcken unter Wasser, man sieht, wie sich die Tür spiegelt.


Ein beliebter Biergarten am See. Trotz Blockade mit Sandsäcken und Reifen steht das Wasser hier seit Tagen. 

Der Viktoriasee hat deutlich mehr Wasser als sonst (auch als in anderen Regenzeiten), dazu kommt, dass die Stürme große Wellen ans Land gespült haben. Das Wasser steht nun weit im Land und kann oft nicht zurückfließen. Und es soll noch mehrere Tage stark regnen. Keine guten Aussichten. 

 

Manicure: Helfen, wo’s geht

Helmet: Lebensmittel verteilen und selbst einen Vorrat anlegen