Dienstag, 7. April 2020

Wie's hier so läuft mit Corona

Ich könnte meinen letzten Blogbeitrag nahtlos weiterschreiben. Die Kinder denken, sie hätten Ferien, von den paar (in der täglichen Umsetzung durchaus qualvollen) Hausaufgaben für Liam am Tag abgesehen. Die Kleiderauswahl beschränkt sich meist auf Unterhosen, was zumindest den Waschaufwand für mich verringert. Ich habe keine ruhige Minute, zumindest gefühlt keine einzige kleine Minute am Tag. Und dummerweise fallen Ausflüge und Freunde treffen komplett aus. 

Damit geht es uns natürlich wie vielen Familien, sei es hier oder in Deutschland. Ich bin dankbar für unseren Garten und die verlässliche Sonne Afrikas, die Kinder können jeden Tag raus, ab und zu wagen wir uns auch auf einen Spaziergang. Da „social distancing“ hier kulturell bedingt aber praktisch unmöglich ist, ist mir dabei eher unwohl. Neulich kamen wir an eine wegbreite Pfütze. Ich war mit Matis etwas voraus und bis ich mich zu Noel umgedreht habe, kam schon eine typisch freundliche Kenianerin und bückt sich, um ihn hochzuheben und über die Pfütze zu tragen. Als ich laut „Neeeeeeeiiiiiiiin NICHT anfassen, Coronaaaaaaa!“ rüber gebrüllt habe, ließ sie ihn erschrocken wieder runter und dachte wahrscheinlich, die Weiße ist total verrückt geworden. Damit kann ich aber in dem Fall gut leben.

Alle paar Tage machen wir lustige Back- und Bastelprojekte. Unser Corona-Kuchen ist nach einer Zeichnung von Liam entstanden und war der absolute Knüller - und auch noch lecker! Haha!

Das große blaue Ding mit den grünen Rezeptoren ist der fiese Virus...

... und drumrum sind traurige Männchen, in schwarz, weiß und braun - so wie es bei uns eben farbenmäßig aussieht :-)

Färben und matschen mit Rasierschaum ist herrlich, wir haben das zum ersten Mal ausprobiert...

...und die Herren haben die langweilige graue Schuppenwand angemalt. Win-Win. Bis zum nächsten Regen.

Noch ein Projekt: Mumien basteln. Liam hat mit dem Argument, dass tote Menschen stinken, seinen Mundschutz zum Basteln angezogen. Da fällt mir dann auch nichts mehr ein. 

Die Mumien trocknen draußen auf dem Auto. Morgen basteln wir ihnen noch einen Sarkophag. 

Natürlich nutze ich die Gelegenheit, die Kinder bei soviel Zeit am Tag wieder mehr zum Mithelfen zu Bewegen. Das klappte in der ersten Woche noch ganz gut, inzwischen hat der Eifer schon deutlich nachgelassen. Nur das Wäsche abhängen, das ist nun ganz in Jungs-Hand...  wer wohl auf die Idee kam... also ich nicht. 

Schüttel die Leine!

Vielleicht müsste ich Noel mal noch erklären, dass er den Becher waschen soll, nicht den Schwamm.

Matis ist mein verlässlicher Küchenhelfer. Wenn er mich in der Küche hört, kommt er angerannt. Das ist schwierig, wenn ich gerade heimlich eine Schokolade essen will. 

Und Corona in Kenia? Bisher wurden knapp 5.000 Personen getestet, davon waren 172 Covid-19-positiv. Das hört sich erstmal wenig an – aber der Anstieg scheint jeden Tag schneller zu gehen und die Anzahl der Tests ist natürlich keine gute Basis. Seit Montag, 16.03. sind alle Schulen zu, vorletzte Woche wurde der internationale Flugverkehr eingestellt, seit letzter Woche ist von 19-5 Uhr Ausgangssperre und nun sind Nairobi und andere Corona-Hotspots im Lockdown, niemand darf mehr die Stadt verlassen. In Kisumu wurden bisher noch keine Fälle gemeldet. Klopapier, Nudeln, Hefe und Dosenvorräte gibt es bei uns noch reichlich. Nur macht einkaufen keinen Spaß mehr, mit Gesichtsmaske (Pflicht), Hände waschen oder Hand sanitizer am Eingang (auch Pflicht) und diesem unguten Gefühl... ich gehe maximal einmal die Woche, hackzack und fertig. Und bleibe ansonsten lieber in unseren wortwörtlich vier Mauern, da ich mir sicher bin, sollte es hier Coronamäßig abgehen, ist das schwache Gesundheitssystem in kürzester Zeit überfordert. Das ist nun natürlich enorm verkürzt, zur Problematik dieser Krankheit bei den hiesigen Lebensumständen wäre noch viel zu sagen, aber das hier ist nicht der Platz dafür. 

Die Jungs bestehen darauf, draußen auf der Straße Masken zu tragen. Okay! 

Interessanterweise steigt das Nähe- und Kuschelbedürfnis der Jungs mit jedem Tag, den wir von früh bis spät zusammen sind. Für mich wäre ja ein Pause auch mal nett, aber immer wenn ich denke, jetzt möchte ich alleine sein, kommt einer der drei und sagt Mama, ich will kuscheln. Und dann kuscheln wir eben. Das stärkt doch angeblich auch das Immunsystem, oder, und das können wir zurzeit alle brauchen. 

Manicure: Mehr über jegliche Clownerei der Jungs lachen und viiiiiiel Kuscheln     
Helmet: Mehr Süßkram für alle, mit Sprung in der Platte und mehrfacher Wiederholung