Freitag, 21. März 2014

Draußen nur Kännchen

Wer mich kennt, weiß, dass ich Kaffee mag. Sehr. Dementsprechend leide ich nach wie vor darunter, dass es in einem Land, in dem Kaffee angebaut wird, fast nur plörrigen oder gar keinen Kaffee zu trinken gibt. In 98% aller Restaurants wird einem Instantkaffee vorgesetzt, und große Augen schauen verwundert, wenn man erklärt, dass man richtigen, aufgebrühten Kaffee will. Den Vogel abgeschossen hat ein Hotel irgendwo zwischen Nairobi und Kisumu. Da haben wir auf der Fahrt für eine Pause angehalten, und ich war begeistert, als ich die Kaffeemaschine mit dem handgeschriebenen Vermerk „Freshly brewed coffee“ sah. Bis ich einen Kellner dabei beobachtete, wie er Nescafé in den Filter schüttete. Irgendwie ja auch aufgebrüht, aber... Die Kenianer sind eben Teetrinker, wohl ein Erbe aus britischen Kolonialzeiten.

Eins der ersten Geräte, dass ich nach Kenia geschleppt habe, war meine Bar-Espressomaschine. Außerdem habe ich eine Espressokanne für den Herd, eine Quetschkanne (heißt offiziell glaube ich French Press) und einen Handfilter. Ich bin gerüstet. Nur an gute Kaffeebohnen oder -pulver ist schwer ranzukommen. Aller guter Kaffee wird exportiert. Es ist eigentlich ein Witz, dass ich schon Kaffee aus kenianischen Bohnen von Deutschland mit zurück nach Kenia geschleppt habe. Ich bin da aber nicht die einzige.

Vor ein paar Wochen haben wir einen Besuch bei einer Kaffeemühle gemacht. Joshua kennt da jemand, der jemand kennt... und als er mir erzählte, dass er da jemand kennt, war der Plan gefasst: Wir fahren die Mühle besichtigen! Gesagt, getan, es hatte sich fürs Wochenende sowieso Besuch angesagt, das perfekte Ausflugsziel. Der Geschäftsführer wollte sich für uns Zeit nehmen, eine Tour durch die Fabrik und ein Spaziergang durch eine Kaffeeplantage in der Nähe waren geplant. Aber dies wäre nicht Kenia, wenn sich nicht alles um etwa fünf Stunden verspätet hätte. Der Geschäftsführer war stundenlang verschollen, und dann wollte er nicht mehr auf die Plantage, weil es zu spät wurde und die Straßen keine Straßen sondern wilde Pisten sind. Es war aber trotzdem ausgesprochen interessant und amüsant. Nach einer hochoffiziellen Vorstellungsrunde (ist immer hochoffiziell und wichtig in Kenia) mussten wir erstmal große graue Mäntel anziehen. Warum, wurde nicht klar. Dann ging's los zur ersten Station: Die Waage; und weiter zum Lager. In der Kaffeemühle selbst war's reichlich staubig und laut. Hier werden die schon vom Fruchtfleisch befreiten Bohnen angeliefert (dieser Schritt passiert in einer anderen Kaffeemühle, die ich auch noch besichtigen will), von ihrer dünnen Schale befreit, nach Größe sortiert, vollends getrocknet und wieder verpackt. Von da gehen die Kaffeesäcke über Zwischenhändler direkt in den Export. In Kenia bleibt nur der Kruscht. Das ist jetzt sehr vereinfacht dargestellt, aber es war so laut, dass ich nicht wirklich viel mitgekriegt habe.


  

Mein Highlight war ohnehin die Kaffeeverkostung: Ganz ganz lecker! Garantiert der AAA-Kaffee, der immer exportiert wird und deswegen leider hier nicht zu bekommen ist. Hat irgendwie süßlich geschmeckt, fast als ob schon Zucker drin wäre. Ich mache mir nie Zucker in den Kaffee. Aber eine Bohne, die süß schmeckt, ist lecker.

Kaffeekränzchen im Chefbüro

Jeder hat zum Abschied ein Päckchen Kaffee bekommen. Was ein Glück, dass Joshua und Liam keinen trinken!

Auf dem Rückweg haben wir noch bei einer Kusine von Joshua reingeschaut. Ich war so enttäuscht, weil wir keine Zeit mehr für die Kaffeeplantage hatten. Da sagt mein Mann, er hätte da eine Kusine, deren Mann... es gibt eigentlich immer einen Onkel, oder eine Nichte, oder eben in unserem Fall eine Kusine, die einem aus der Patsche helfen können. Diese Kusine pflanzt Kaffee an – ja bitte, wieso erfahre ich das erst jetzt?! Also sind wir noch eine halbe Stunde munter zwischen Kaffeebäumen herum marschiert und zum krönenden Abschluss des Tages habe ich mein eigenes Bäumchen bekommen. Das steht jetzt in unserem Garten vorm Haus und wächst hoffentlich ordentlich. Ich freue mich schon auf meine erste Kaffeeernte.

Manicure: Den Tag mit einer Tasse gutem Kaffee beginnen
Helmet: Eine zweite Tasse trinken

Der kleine aber feine Anfang meiner Kaffeeplantage