Mittwoch, 30. Juni 2010

Vom Wundern und Freuen

Meine langjährige und inzwischen auch alte Freundin Hanna (95) sagte einmal zu mir: „Katja, die Menschen sind zur Freude da.“ Ich erinnere mich nicht mehr genau an den Zusammenhang, aber ich musste die letzten Tage öfter daran denken. Und ich habe mal wieder entschieden, ihrem weisen Rat zu folgen und über die seltsamen bis absurden kleinen Begegnungen und Begebenheiten einfach zu lachen.

Zum Beispiel über:

…den Koch aus dem Fernsehen. Neulich Abend war ich beruflich auf einem Pressegespräch mit einem TV-Koch. Er hat non-chalant darauf hingewiesen, dass wir die 160-Euro-Trüffel (1-6-0 Euro) auf unserem x-ten Gang genießen sollen, und im nächsten Atemzug mit ernster Miene erklärt, dass die Leute heute verlernt hätten, beim Kochen Respekt vor einer Karotte zu haben, oder Respekt vor einer Zwiebel. Ja, wieso sollte ich denn bitteschön Respekt vor einer Karotte haben? Eine Zwiebel ist wenigstens in der Lage, mir Tränen in die Augen zu treiben, aber eine Karotte? Aber bitte, hier mein Plädoyer: Alle wieder mehr Respekt haben vor Karotten!

…mich. Ich habe eine Zuckerwattemaschine auf ebay gekauft. Wie verrückt kann man denn eigentlich sein? Als der Postbote das Paket nicht mal durch meine Wohnungstür schubsen konnte, wusste ich, ich hätte vielleicht vorher mal nachdenken sollen. Oder besser recherchieren, wie viel 35x35 cm bzw. 52 cm Durchmesser sind, wie schwer 18 kg wiegen und was genau man beachten muss, wenn man eine Profi-Zuckerwattemaschine, so eine wie vom Jahrmarkt (also kein Tchibo-Kinderspielzeug), nach Kenia einführen möchte. Genau das habe ich nämlich vor.

…den Online-Stellenportal-Suchmaschinen-Programmierer. Mein Suchagent für offene Stellen auf einer der üblichen Online-Stellenportale hat mir neulich eine Position als „Auswerter für den Peildienst“ vorgeschlagen. Was ist das denn? Und was qualifiziert mich mit meiner Kommunikations- und CSR-Erfahrung, mich für einen Job zu bewerben, für den man ein Studium der Fachrichtungen Geomatik, Vermessungswesen oder Hydrographie benötigt?

…die mir leider nicht persönlich bekannte Dame aus Neu-Anspach, die laut Leuchtreklame in ihrem Laden „Wäsche, Alltagshilfen, Handpuppen“ verkauft. Und draußen die Badeanzüge der 80er für die füllige Dame ab 70 im Angebot hängen hat. 1A-Lage, 1A-Ware, 1A-Platzierung. Die Preisschilder habe ich nicht angeschaut, leider. Neu-Anspach liegt übrigens hinter Frankfurt, hinter Bad Homburg, hinterm Wald, da kommt dann erst noch ne Weile nichts, und dann kommt Neu-Anspach. Von Tür-zu-Tür vom Flughafen Frankfurt bis Hauptstraße Neu-Anspach (Autostrecke 42,1 km) braucht man öffentlich 2 Stunden, vorausgesetzt man hat Glück und ein herumstehender freundlicher Jugendlicher gibt einen brauchbaren Tipp, welchen Bus man nehmen kann. Taxis machen sich nicht die Mühe, bis nach Neu-Anspach zu fahren.

Das nur als kleine Auswahl. Vielleicht starte ich noch einen zweiten Blog mit dem Titel "Wundersame Menschen zum Freuen". Vielleicht auch nicht, ich schreib derzeit ja hier schon kaum.

Manicure: Freuen!
Helmet: Wundern!