Samstag, 27. Februar 2010

Schrippen im Sudan



Seit ich in Berlin lebe, fehlen mir die guten schwäbischen Backwaren: Körnerweckle, Hefezopf, Papas selbst gebackenes Brot – und: Brezeln! Seit ich im Sudan bin, weiß ich zumindest die relative Vielfalt der Berliner Bäcker zu schätzen. Denn hier gibt es genau eine simple Sorte Brot, die gleichzeitig Brötchen ist. Schrippen für alle und allezeit, sozusagen. Die kleinen Fladenbrote schmecken frisch sehr lecker; am nächsten Tag sind sie nur noch getoastet halbwegs genießbar.
Als ich heute früh die Brötchen fürs Samstagsfrühstück geholt habe, hatte ich das Vergnügen, unserem Bäcker über die Schulter zu schauen. In Fließbandarbeit werden die kleinen Teigbällchen aus der Masse geteilt, geformt und dann platt gedrückt. Auf großen Brettern werden die Fladen zum Ofen geschafft, eine halbrunde Ziegelsteinkonstruktion mit einer kleinen Öffnung vorne und einem Kamin. Rechts in der Ecke brennt das Holzfeuer, links und in der Mitte werden die Brote auf langen Schiebern in den Ofen rein und wieder raus befördert. Innerhalb von Minuten sind die dünnen Fladen fertig gebacken, sie gehen erst mächtig auf, und fallen dann wieder zusammen. Die Fladenbrote werden per 4 Stück verkauft, zum Preis von 1 Sudanesichen Pfund, das sind etwa 30 Cent.
Unsere radebrechende Unterhaltung kreiste nach der Wetter-Frage um das immer wiederkehrende, allen Sudanesen unter den Nägeln brennende Thema: Warum um alles in der Welt haben deutsche Männer nur eine Frau? Da kriegt man doch niemals genug Kinder?! Puh... ich nehme meine Brote und verschwinde. Mein flotter Abgang hat noch einen zweiten Grund: Ich möchte nicht, dass ich oder meine Kamera noch wegen unerlaubten Fotografierens einkassiert werden. Denn vorhin kam so ein kleiner, wichtig auftretender und ziemlich verärgerter Sudanese in die Bäckerei – er hat wohl gesehen, dass ich das Brennholz vor der Bäckerei fotografiert habe, und ist damit ganz und gar nicht einverstanden. No photos! No! Ist gut, no problem, ich frage mich zwar, was genau an dem Fotomaterial geheimdienstlich und kompromittierend verwendbar ist, aber mache die anderen Bilder in der Bäckerei heimlich aus der Ecke – der Bäcker ist nämlich einverstanden und versteht die Aufregung auch nicht.
Wieder Zuhause merke ich: Der Bäcker hat mir 10 statt 8 Fladenbrote eingepackt. Das ist doch mal nett! So schafft man treue Kundschaft!

Manicure: frisch gebackenes Fladenbrot – mit Nutella!
Helmet: Kamera verstecken


Dienstag, 23. Februar 2010

Ein unmoralisches Angebot

Eins muss man den Sudanesen lassen: Sie haben unwahrscheinlich Humor! Ich hoffe jedenfalls sehr, dass der Head of Sheiks im Flüchtlingscamp Al Salam einen Witz machte, als er mir mit ernster Miene erklärte, sein Stamm stünde ja in irgendeiner Verbindung mit Deutschland und mich dann fragte, ob ich ihn heiraten will (als Frau Nummer 3 oder 4, wohlgemerkt). Ich habe mich natürlich flugs aus der Affäre gezogen und geantwortet, das könne ich leider sowieso nicht entscheiden, er müsse mit meinem Vater in Deutschland besprechen, wieviel Kühe ich koste. Das fanden alle Sheiks (die Oberhäupter der verschiedenen Stämme, die im Lager leben) sehr zum Lachen. Als wir uns dann verabschiedet haben, und der Ober-Sheikh meinen sudanesischen Kollegen nach der Telefonnummer meines Vaters fragte, war ich mir allerdings nicht mehr so sicher, ob ich das noch so amüsant finde!

Mindestens genauso spaßig und manchmal auch absurd ist die Situation, wenn ich mich vorstelle. Irgendjemand hat mal meinen Namen nicht so richtig verstanden – Ka-ti-ja? Das klingt ja wie das arabische Khadeeja, ist ja prächtig, die Deutsche hat einen arabischen Namen! Und was für einen! Khadeeja war die Frau Mohammeds. Da stehe ich nun, blond und in Hosen, die Mutter aller Moslems. Jedesmal ein großer Grund zur Erheiterung für meine sudanesischen Kollegen, die sich gar nicht satt sehen können an den zuerst verblüfften und dann lachenden Gesichtern und mich inzwischen selbst nur noch Khadeeja rufen. Eine Lehrerin in der Campschule konnte es auch nicht fassen und hat mehrmals gefragt, ob ich wirklich so geboren wurde, als Khadeeja. Und der bereits in Würden ergraute Direktor der Arbeitsbehörde hat sich über die Namensgleichheit mit seiner eigenen Mutter gefreut – und mich dann auch so verabschiedet: „Auf Wiedersehen, Khadeeja, meine Mutter!“

Manicure: ein arabischer Name und fünf Brocken arabisch
Helmet: die Telefonnummer meines Vaters wird nicht herausgegeben!

Sonntag, 21. Februar 2010

Etwas ist besser als nichts

„Something is better than nothing“ – so hat mein Kollege das sudanesische Sprichwort übersetzt, das ich heute morgen spontan bei einem Workshop interpretieren sollte. Mitte des Jahres verlässt humedica Darfur, und so wird zur Zeit viel Energie in Workshops und Trainings investiert. Die lokalen Authoritäten und Gruppen sollen motiviert und ausgebildet werden, selbst die Dinge in die Hand zu nehmen und wo möglich die Arbeit weiter zu führen. Je eine Woche lang werden sogenannte „Community Health Committees“ in den Camps geschult. Heute war ich in Al Salam mit dabei, als humedica-Vertretung zur Begrüßung am ersten Tag. Das Sprichwort habe ich mit unserem deutschen „Besser den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach“ veranschaulicht und ein bisschen darüber philosophiert, was sie da Wertvolles von humedica in die Hand bekommen haben. Muss mir aber auch eingestehen, dass „etwas“ im Sudan viel, viel weniger ist als in Deutschland. Und nichts noch weniger.



Bis wir allerdings da waren... im Camp, meine ich. Um 10 vor 9 sollte es losgehen. Um 10 nach 9 waren wir soweit. Mussten dann aber noch jemand von der sudanesischen Superbehörde, zuständig für alle Hilfsorganisationen, abholen, der auch noch ne halbe Stunde auf sich warten ließ. Bis wir dann durch die Checkpoints waren, kamen wir 1 Stunde zu spät an. Machte aber nichts, von den Workshop-Teilnehmern war auch erst ne Handvoll da! Puh, da muss die pünktliche deutsche Seele tief durchatmen.



Zwischendurch bin ich für ne Stunde die Campschulen von humedica besuchen. Eine für Mädels, eine für Jungs. Wie überall kommen die Kinder gleich angelaufen, mit ihrem typischen fröhlich-lauten „Okay! Okay!“. Die Lehrerinnen in der Jungs-Schule laden mich spontan ein, ihr Mittagessen zu teilen: Fladenbrot in Stücke gerissen und mit irgendwas vermischt, Humus und Gemüse sind erkennbar dabei. Und wie immer: alle mit den Fingern von einem Teller! Besonders schön, nachdem ich eben geschätzte 200 Kinderhände geschüttelt und Köpfe und Arme getätschelt habe. Glücklicherweise kennt man hier die Schweinegrippe nicht, und ich habe einen robusten Magen – denn kneifen gilt nicht, ganz im Gegenteil: Ich werde immer wieder ermuntert, doch noch mehr zu essen. Es schmeckt, also gerne!



Auf der Rückfahrt fragt mich der Workshop-Trainer, welche Gemeinsamkeiten die deutsche und die sudanesische Kultur haben. Da muss ich doch erstmal nachdenken. Gastfreundschaft? Sudanesisch! Pünktlichkeit? Deutsch! Bürokratie? Beide – aber tatsächlich Sudan noch etwas mehr. Das-erledigen-wir-mal-eben-Einstellung? Deutsch! Geht-schon-alles-irgendwie-Einstellung? Sudanesisch!

Manicure: Faszination Kulturen
Helmet: Blick auf die Uhr vermeiden

Donnerstag, 18. Februar 2010

Warum ich weiterhin Hosen tragen werde



Jeden Morgen, wenn ich gegen halb neun ins Büro gehe („November Whisky Charlie 6.4 leaving golf hotel for oskar. Over.“), sehe ich gegenüber eine Gruppe Frauen bei der Arbeit. Zwischen Säcken und aufgeschütteten Bergen von irgendeinem getrockneten Getreide hocken und stehen sie, stampfen mit großen Mörsern in Holzgefäßen, trennen im Wind die Spreu vom Weizen (oder irgendwas von irgendetwas anderem) und füllen alles wieder in Säcke. Ein Esellastwagen steht bereit, um die Fracht mitzunehmen. Ich guck mir das näher an: Es ist Kaffee! Getrocknete Kaffeekirschen, die Hüllen werden aufgestampft, die Bohnen aussortiert und wieder verpackt. Ja verflixt, wieso trinke ich dann immer noch Instant? Aber diesen Kaffee werde ich in Nyala wohl nicht geröstet finden – er kommt auf verschlungenen, unbekannten Wegen ins Land, und genauso verlässt er ihn auch wieder nach diesem Produktionsschritt, soviel konnte ich rausfinden. Höchstwahrscheinlich arbeiten die Frauen genauso wenig registriert.

Es gibt noch eine anderen Job hier, den oftmals Frauen machen und den ich garantiert nicht machen wollte: Steine klopfen. Außerhalb von Nyala wundert man sich im Vorbeifahren über aufgeschüttete Erdhügel, mal nur Sand, mal kleine Kiesel, mal größere Steine. Tatsächlich ist es eine Art Tagebau: Die Frauen graben in der prallen Sonne Löcher, werfen den Dreck durch grobmaschige Gitter und sieben so das erste Mal. Anschließend wird weiter getrennt, je nach Größe der Steine. Die großen werden mit einem Hammer klein geklopft. Der ganze Schotter geht dann in eine Ziegelei, oder direkt irgendwohin, wo gebaut wird. Da sind dann natürlich auch wieder die Frauen dabei, Ziegel schleppen und so.

Und das Ganze im femininen sudanesischen Tuch. Da lasse ich mich doch gerne mal von dieser netten Gruppe Frauen verwundert angucken, wieso ich denn Hosen anhätte – ich sei doch auch eine Frau wie sie...



Manicure: wieder Hoffnung auf ne Tasse Kaffee
Helmet: Jeans, Baggy-Pants und Sommerhose

Samstag, 13. Februar 2010

Normalität. Ist das normal?



Ich lasse die vergangene Woche in meinen Gedanken Revue passieren. Was war neu, herausragend, was hat mich bewegt? Erstaunt stelle ich fest, dass ich das Leben hier irgendwie schon ganz normal finde. Ab und zu fällt der Strom aus, vor ein paar Tagen ist mit einem rauchigen Puff wahrscheinlich deswegen mein Computerkabel durchgeschmort (seither funktionieren leider auch einige Tasten nicht mehr), ich trinke süßen arabischen Tee statt Kaffee, ein Kopftuch und das Walkie-Talkie sind meine ständigen Begleiter, meine Definition von „pünktlich“ ist den Landessitten gemäß nur noch sehr vage, es fahren mehr Eselkarren als Autos, im Büro arbeite ich mit meinen Fertigkeiten, die ich auch in einem deutschen Büro einsetze (womit auch sonst?).

Und dann frage ich mich, was erwarte ich eigentlich, wenn ich in ein fremdes Land fahre? In ein Land, das man sich nicht so recht vorstellen kann, weil es wenig Bilder, wenig Beschreibungen gibt – die Regierung weiß das zu verhindern. Was unterscheidet die Menschen hier, was macht das Leben anders? Auch hier wachsen Bäume, die wie Bäume aussehen, die Menschen sind Menschen, sie gehen einer Beschäftigung nach, sie essen, sie schlafen.

In Berlin wäre ich heute Morgen mit Freunden einen Kaffee trinken gegangen, vielleicht nach einer Runde über den Wochenendmarkt aufm Kollwitzplatz. Hier gehen wir mittags zu Al Djenina, ein Fleischmarkt mit Barbecue. Ziegenkeulen und Schafrippchen brutzeln über Kohlenfeuern, es riecht (und schmeckt) ausgesprochen lecker, und ringsum sind kleine Buden, in denen man sich zum Essen setzen kann. Zwar führt keine Strasse dahin; es gibt sowieso nur wenige geteerte Straßen, man holpert so durch die Landschaft, wo offensichtlich schon mal jemand gefahren ist. Aber was macht das schon?

Ja, natürlich ist das Leben anders. Die Flüchtlinge in den Camps leben ohne Strom und fließend Wasser. Sie sind abhängig von Lebensmittellieferungen. Die Frauen stehen mit Plastikkanistern an den Wasserstellen an. Die Kinder haben Glück, wenn sie in eine der Campschulen gehen können. Die Männer haben noch mehr Glück, wenn sie bei einer der vielen Hilfsorganisationen angestellt sind. Und so hat sich auch in den Lagern über die Jahre ein „normales“ Leben entwickelt. Es gibt einen Markt, nach der Regenzeit wird auf der Fläche rings um das Lager Gemüse angebaut, links und rechts klingeln Handys mit den absurdesten Melodien – vom Titanic-Titelsong über Bollywood-Gedüdel.

In Treffen mit den Sheiks, den Oberhäuptern der Stämme, diskutieren wir stundenlang. Persönliche Interessen, Machtbedürfnis und Stolz bestimmen oft das Ergebnis. Aber ehrlich, kommt mir das nicht irgendwie bekannt vor? Nach einer Vorsichtsmaßnahme in einer unserer Lager-Kliniken verbringe ich einige Zeit mit den lokalen Angestellten. Wir haben die Klinik für zwei Tage geschlossen, weil es Unruhen gab. Ich erkläre, höre ihre Bedenken, frage nach, erkläre wieder. Schließlich sind sie ganz zufrieden, dass sie nun den Hintergrund kennen, mit einbezogen sind. Ich denke: das geht doch jedem Mitarbeiter so, in jedem deutschen Betrieb, man will verstehen, was „die da oben“ entscheiden und warum. Das ist ganz normal.

Ich könnte noch stundenlang und seitenweise weiter Vergleiche anschauen. Aber ich glaube, mehr Text will keiner lesen, jedenfalls nicht in einem Blog. Ist ja auch irgendwie normal.

Manicure: meinen Gedanken nachhängen
Helmet: Normalitäts-Kurve anpassen



Sonntag, 7. Februar 2010

Freudenschüsse und Trauergeheul

Gestern nachmittag hören wir Schüsse in der Nachbarschaft. Erst einen, dann eine kurze Pause, einen zweiten, und einen dritten Schuss. Zu unserer Erleicherung kommt gerade unser Fahrer zu uns in den Garten und erklärt gleich, dass es Freudenschüsse sind, weil ein Sohn geboren wurde. Al-Hamdolillah! Gelobt sei Gott! Es ist ein Sohn! Und vor allen Dingen: Es gibt keinen Ärger bei uns um die Ecke... das Wochenende bleibt also entspannt.

Am Abend erfahren wir, dass eine unserer Krankenschwestern aus einer Camp-Klinik gestorben ist. Heute morgen gibt es eine kurze Ansprache im Büro, und wir fahren geschlossen zu der trauernden Familie. Trauern ist Gemeinschaftssache, und das schließt den Arbeitgeber mit ein. Die Männer sitzen draußen auf Matten, die Frauen drängen sich in einem kleinen Raum, etwa 20 Kolleginnen, Freundinnen, Angehörige. Sie weinen, zwischendurch ist Ruhe, dann weinen und klagen sie wieder los, umarmen sich, bergen ihr Gesichter in ihren Händen oder dem Kopftuch. Wenn eine neue Gruppe Frauen dazukommt, halten sie die Hände mit den Handflächen nach oben, rezitierien etwas – wohl ein Gebet – führen die Hände an den Fingerspitzen wieder zusammen und nach unten. Auch hier hört man tausendfach das „Al-Hamdolillah“. Ja, bete ich, gelobt sei mein Gott, der mein Leben vom Anfang bis zum Ende in der Hand hält.

Manicure: Luftschüsse
Helmet: Al-Hamdolillah

Samstag, 6. Februar 2010

Schmutzige, schwitzige, liebe Kinderhände



Vergangene Woche habe ich das erste Mal ein Flüchtlingslager besucht, nicht weit außerhalb von Nyala gelegen. Für einen Camp-Kindergarten mit knapp 300 Kindern soll eine neue Partnerorganisation gefunden werden, jetzt, wo humedica das Land verlässt. Zur Vorbereitung auf die Prüfung verschiedener möglicher Partner fahren wir erstmal zum Kindergarten raus. Wir sind zu zweit unterwegs, der für die Bildungsthemen verantwortliche sudanesische Kollege und ich. Er möchte, dass wir mit zwei Fahrzeugen fahren, er in einem, ich in dem anderen. Warum, frage ich. Zwei Fahrzeuge sind ein Konvoi, und das ist sicherer, kommt die Antwort. Okay, dann also zwei Autos, und das inzwischen zur Gewohnheit gewordene Meldung geben per Funk.

Von weitem zeigt mein Fahrer auf ein paar Hütten, ich sehe ein paar Plastikplanen im Wind flattern – aber da er kein Englisch spricht und ich nicht wirklich Arabisch, bin ich mir nicht sicher, ob es das Camp ist. Wir erreichen die Siedlung. Die ersten paar Hütten sind komplett aus hellem Stroh gebaut, einfach Strohbündel aneinander gestellt, darüber Stroh gelegt, das Ganze vielleicht anderthalb Meter hoch. Dann kommen ein paar Lehmhütten mit Strohdach, ein paar feste Häuser, ein paar Strohhütten mit Planen als Dach, und schließlich eine kleine Marktstraße. Die Markthändler sitzen auf dem Boden oder auf niedrigen Hockern, vor sich ihre Ware, hier kleine Tüten mit frisch gerösteten Erdnüssen. Auf einmal biegen wir rechts in ein Tor ein, auf ein umzäuntes Gelände mit mehreren flachen Gebäuden. Das ist der Kindergarten, den wir besuchen wollen! Dann sind wir also tatsächlich schon im Camp – irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt, wenn ich auch nicht wirklich weiß, wie. Wir steigen aus den Fahrzeugen aus, und aus jedem Gebäude hört man laut Kinder singen oder etwas aufsagen. Was heißt Gebäude, es ist ein Stahlrohr- oder Baumstammgerüst, umkleidet mit aus Zuckerrohr geflochtenen Matten und gedeckt mit einer großen blauen Plastikplane.
Wir schauen in jede der Klassen hinein. Drinnen sitzen die Kinder, zum Großteil in abgewetzten braunen Schuluniformen, auf Matten auf dem Steinboden. Oder sie stehen, und gucken mich aus großen Augen an. Die Klasse mit den Kleinsten hat am Morgen ein Bild gemalt. Schüchtern, stolz, mutig, verschämt zeigen sie mir die Bilder. Selten mal ein fröhliches Gesicht. Ich schaue die Bilder in allen Reihen an und will schon wieder rausgehen, da kommt ein kleiner Junge nach vorne gelaufen. Ismed, er möchte so gerne meine Hand halten. Und natürlich am allerliebsten auf ein Foto! Nichts lieber als das, kleiner Junge.



Beim Gang übers Gelände fällt der kleine Spielplatz auf. Absolut unerwartet an diesem Ort: Es gibt eine Seilbahn! Die Kinder kommen angelaufen, wollen mir die Seilbahn in Aktion zeigen. Na, nichts wie los! Jetzt gibt es auf einmal Gelächter, strahlende Augen, fröhliche Gesichter. Natürlich will ich auch einmal fahren – mir macht es Spaß, und die Kinder begeistert es. Ich halte und drücke Dutzende von Kinderhänden. Und hoffentlich bleibt nicht nur mir, sondern auch ihnen ein klein wenig Freude für den Nachhauseweg.



Manicure: Kinderhände fassen
Helmet: Fünf Minuten ausgelassene Fröhlichkeit