Mittwoch, 18. Januar 2017

Krank sein in Kisumu

Es ist schon eine Erfahrung, in Kisumu im Krankenhaus zu sein. Mit meiner Krankheitsgeschichte langweile ich euch jetzt nicht, dafür amüsiert oder verwundert euch hoffentlich meine lose Sammlung an kuriosen Beobachtungen, die man so im und ums Aga-Khan-Krankenhaus (angeblich das beste in der Stadt) macht.

  • Der Gemeinschaftskreißsaal (mit mehreren Betten, damit der Nachwuchs sich gleich an die selten vorhandene Privatsphäre gewöhnt) liegt direkt über dem Eingangsbereich des Krankenhauses. Die Fenster stehen immer offen. Was ich ja bei der Hitze irgendwie verstehen kann, aber was da bei den Geburten so vor sich geht will und sollte doch keiner hören?!
  • Bei meiner Aufnahme höre ich einen Arzt, wie er der Krankenschwester eindringlich erklärt, er möchte ein ganz sauberes Bett für seinen Patienten. Ob ich meinen behandelnden Arzt darauf hinweisen sollte, dass ich das auch gerne hätte?!
  • Um 22:30 Uhr am ersten Abend kommt jemand vom Essensservice und fragt, ob ich noch Abendessen möchte und was meine Auswahl für den nächsten Tag sei. Rührei oder Spiegelei zum Frühstück? - Ernsthaft?! Ich hätte lieber weiter geschlafen.
  • Dafür ist am anderen Morgen noch nicht ganz hell, als wir aus den Betten gescheucht werden, weil das Personal dieselben aufschütteln will. Ohne mich. Das Kissen ist so knallhart, da gibt es eh nichts zu schütteln.
  • Die erste Nacht und den nächsten Tag verbringe ich im 7-er Mehrbettzimmer, bis ich in ein Einzelzimmer umziehen kann. Der Privatsphäre vorgaukelnde Vorhang um mein Bett bleibt zu, auch wenn eine andere Patientin nicht amüsiert ist, dass sie nun vom Bett aus keinen idealen Blick auf den Fernseher mehr hat. Im Mehrbettzimmer gibt es grundsätzlich kein Messer zum Essen dazu, nur eine Gabel und/oder einen Löffel. Die Servietten sind in der Hälfte durchgeschnitten. Im Privatzimmer wird ein Messer mitgeliefert und die Serviettenzuteilung beträgt großzügig 1 statt 0,5.
  •  In der Gemeinschaftsdusche hängen Unterhosen. 



Fairerweise soll auch aber das Positive berichtet werden, zum guten Schluss:
  • Die Krankenschwestern und -pfleger sind wirklich ausgesprochen nett und hilfreich.
  • Jeden Tag vormittags und nachmittags Kuchen mit heißer Schoki oder Tee serviert bekommen ist schön.
  • Es ist überhaupt kein Problem, in den Klinikaufenthalt Wellness einzubauen, indem man sich jemand zur Pediküre kommen lässt (ein besonderer Dank an meinen Mann, der das für mich organisiert hat).
  • Auch hier gibt es in der Adventszeit Korrente-Singen im Krankenhaus, und mir kamen fast die Tränen, als dieser wunderbar klingende Chor an meinem Bett stand und Weihnachtslieder sang!





Manicure: Pediküre
Helmet: Sich manchen Anweisungen des Personals widersetzen, den eigenen Schlafanzug anlassen und morgens länger als vorgesehen im Bett bleiben





Mittwoch, 11. Januar 2017

Weihnachten mal wieder... nicht

Nachdem ich letztes Jahr Traumweihnachten in Schwaben hatte, musste ich 2016 meine Ansprüche an traditionelle, Kinderaugen-zum-Leuchten-bringende, stimmungsvolle Weihnachten wieder radikal nach unten anpassen.

Mitte Dezember hat mich eine fiese bakterielle Entzündung (irgendwas mit Magen-Darm und Gelenkschmerzen) dahin gestreckt. Kurz vor Weihnachten war ich wieder aus dem Krankenhaus daheim (was dann auch noch eine schöne Geschichte hergibt), war aber noch sehr wackelig auf den Beinen. Also Spar-Dekoration, kein Weihnachtsmenü, kein hübsch anziehen.
 
Den Temperaturen angepasste Festkleidung.


Joshua musste am Heiligabend im Hotel arbeiten, aber ich hatte die große Freude, mit den Jungs zu einem Weihnachtslieder-Singen mit der internationalen christlichen Gemeinschaft in Kisumu gehen zu können, bei einer Familie im Wohnzimmer mit voller Dekoration einschließlich Christbaum. Toll! Fremdfreuen tut gut! Obendrauf gab’s danach ein Nachtischbuffet, das durchaus als Festmahl durchgehen konnte.

Am 25. kam Joshua Nachmittags heim, so dass wir wenigstens mit den Jungs Bescherung machen konnten. Ganz unprätentiös in der Unterwäsche... Joshua hat einen 2-Liter-Eimer leckeres Eis mitgebracht, das war dann großzügig portioniert unser Familienfestmahl. Zwei kleine Zwerge fanden das super!

Die schöne Familienzeit hatten wir dann in den nächsten Tagen. Wir sind spontan losgefahren und in Kenias kleinstem Nationalpark gelandet, dem Saiwa Swamp National Park mit gerade mal 3 Quadratkilometern Fläche. Dort gibt es ein Baumhaus, in das genau zwei Betten reinpassen, eine Mini-Dusche-Toilette-Kombi und ein Waschbecken auf der Veranda – dafür gibt es einen großzügigen, herrlichen Ausblick. Wir waren wandern, haben Affen beobachtet und gepicknickt. Die für den Park berühmte Antilope hat sich uns leider nicht gezeigt.

Baumhaus-Ansicht 1: Das ist es.

Baumhaus-Ansicht 2: Neblige Stimmung vor Sonnenaufgang

Baumhaus-Ansicht 3: Matis war dabei, schlief aber beim Familienfoto

Such den Affen!

Also wieder mal die weihnachtliche Lektion: Das Drumrum ist zwar wirklich fein (und irgendwann werde ich es schaffen, es mir im Advent und an Weihnachten in Kenia so richtig schön zu machen), aber wichtig und herzerwärmend ist es, liebe Menschen um sich zu haben, an der Krippe zu stehen und sich an der Geburt Jesu zu freuen.

Manicure: Frieden im Herzen, egal, wie unfestlich die Umgebung ist
Helmet: Auch Kekse und Eiskrem sind ein Festmahl, wenn man genug davon isst