Dienstag, 29. Oktober 2013

Zurück zur Normalität


Es wird Zeit für normales Leben. Und für einen undramatischen Blogeintrag nach der letzten aufregenden Geschichte. Seltsam, ich teile mein Leben immer noch nach „vor dem Überfall“ und „nach dem Überfall“ ein.

Also, normales Leben. Was passiert in unserer Straße? (Ich hör mich schon an wie eins der Bilderbücher, das ich Liam demnächst vorlesen werde.) In der Straße, besser gesagt: dem nach deutschen Begriffen unbefestigten Feldweg, in dem wir wohnen, laufen die Hühner und Kühe unserer Nachbarn links und rechts frei herum. (Man könnte meinen, es handelt sich um das Bilderbuch "Auf dem Bauernhof")

Wer braucht schon einen Bauernhof, wenn er solche Nachbarn hat?


Die Mistkratzer kommen auch schon wieder zu uns in den Garten rüber – deswegen bin ich doch aus dem Dorf extra in die Stadt gezogen, damit ich keine Hühner mehr verjagen muss. Fragt mich doch meine Schwägerin, warum ich keine „running chicken“ mag. Naja, ich mag die einfach immer noch am Liebsten, wenn sie nicht mehr rennen, sondern bereit für den Kochtopf oder die Tiefkühltruhe sind. Erst heute habe ich wieder zwei eingefroren. Nein, keine von den Nachbarn entwischten. Eine entfernte Verwandte hat frisch geschlachtete und gerupfte Hühner vom Dorf vorbeigebracht. Die frieren jetzt bei minus 18 Grad neben Viktoriabarsch und Rindfleisch vor sich hin.

Ach, ich werde ganz wehmütig, wenn ich an eisige Füße denke. In der Heimat ist jetzt Herbst, und bald geht es in den Advent. Der wird unter der heißen Sonne Afrikas wieder einfach so verdampfen. Internationale Freunde, die seit vielen Jahren hier wohnen, behaupten, dass man sich irgendwann daran gewöhnt. Aber ich will Weihnachtsstimmung! Sozusagen auf Vorrat habe ich im September in Deutschland schon mal eine Packung Dominosteine gegessen. Und dieses Jahr gibt es einen Christbaum in unserem Haus, punktum. Notfalls auch aus Plastik. Unser Bub muss doch deutsche Weihnachten kennenlernen (super Argument)! Mh. Hört sich so an, als ob es eher ein Weihnachten wie bei den Herdmanns geben könnte... Ich werde berichten. 

Und da ich mich gedanklich schon wieder Weihnachtsplätzchen und Co. zuwenden kann, geht es mir offensichtlich wieder recht gut. Tut es wirklich. Der Überfall verblasst, die unmittelbare Angst ist weg, die Wehmut ob der verlorenen Dinge auch. Was überwiegt, ist die Freude am Leben, die uns jeden Tag neu aus zwei fröhlich blitzenden braunen Augen in einem kleinen, pausbäckigen Gesichtchen entgegenstrahlt.



Manicure: Gefrorene Hühner
Helmet: Ein kurzer, unaufgeregter, vielleicht sogar irrelevanter und deswegen guter Bericht



Unser Kiosk an der Ecke bekommt seine Brotlieferung per Fahrradkurier