Dienstag, 29. August 2017

Tschüss Jungs – bis heute Mittag!

Heute ging das neue Kindergarten-Jahr los! Ein Glück. Mal ehrlich. Wir hatten eine wunderbare Zeit zusammen, in unserem Wahl-Urlaub und daheim, mit Swimming-Pool und Besuchen bei der Familie auf dem Dorf – aber ist doch auch schön, dass jetzt vormittags die wirklich lieben Betreuerinnen unserer tollen Rainbow Kindercare wieder übernehmen!

Matis findet "für die Kamera lächeln" blöd, Liam hat's voll raus. 

Am ersten Tag waren nur wenige Kinder da, also gab's als erstes gemeinsames Bücher vorlesen.

Liam geht in die „FS 2“, das letzte Kindergartenjahr. Ist hier ein Jahr früher als in Deutschland, mit 5 Jahren geht wie beim britischen System die Schule los. Unvorstellbar! Was soll denn mein Baby in einem Jahr schon in der Schule?! Er ist wahnsinnig stolz, dass er jetzt bei den Großen ist... Das heißt, ich muss mich in den nächsten Monaten umschauen, was denn in Kisumu so von der Pädagogik in Frage kommt, möglichst ein wenig international und trotzdem bezahlbar ist. Das wird nicht einfach.


Matis geht wieder in die „Crèche“, die Babyklasse. Zwei bis drei Tage die Woche, mal sehen. Er war so glücklich da im letzten Trimester, hatte besonders Spaß beim Malen und Geschichten lesen und einmal die Woche im Swimming-Pool.

Ich war heute Vormittag erstmal ein paar Sachen erledigen und schön einen Kaffee mit einer Freundin trinken. Hab mich dann aber auch wieder sehr darauf gefreut, die Zwerge abzuholen, zweimal (x-mal) „Mama, Mama, Mama!“ zu hören, sie zu drücken und um mich zu haben. So ist das. Auch wenn ich oben das Gegenteil behaupte.

Manicure: Kinder morgens wegschicken 
Helmet: Den Nachmittag mit Kindern genießen


Nach dem Kindi noch Mittagessen im Garten...
...und dann das übliche Bild auf der Heimfahrt.

Samstag, 19. August 2017

Wer die Wahl hat...

Wer die Wahl hat, hat’s gut. In Kenia waren vor knapp zwei Wochen, am Dienstag, 08. August, Präsidentschaftswahlen. Die Details sind komplex, vereinfacht ist die Situation so: Seit der kenianischen Unabhängigkeit 1963 waren nur zwei Volksstämme an der Macht, die Kikuyu und der benachbarte Volksstamm Kalenjin. Das führte über die Jahrzehnte zu viel Ungerechtigkeit, de facto Unterdrückung und Unruhe im Land, von Korruption auf allen Ebenen ganz zu schweigen. Der langjährige Oppositionsführer Raila Odinga kommt aus der Gegend von Kisumu und ist somit Luo. Dieses Jahr haben sich die Luos und andere befreundete Volksstämme große Hoffnungen gemacht, dass Odinga die Wahl gewinnen würde – und es war so ziemlich klar, gewinnt er nicht, kommt es zu gewalttätigen Protesten. Was sich leider mit der Wiederwahl des bisherigen Präsidenten bewahrheitet hat. Die Folge waren nach Bekanntgabe des offiziellen Ergebnisses brennende Autoreifen, fliegende Steine, eine hohe Militärpräsenz, leider auch Polizeiwillkür, Tränengas, scharfe Schüsse, Verletzte und Tote in Kisumu und anderswo. Es wird aus vielen guten Gründen vermutet, dass es sich um Wahlbetrug handelt. Also hatten die Menschen eigentlich mal wieder keine Wahl.


Joshua war einer der ersten, der seine Stimme abgegeben hat. Er ist vor 5 Uhr früh los, um 6 machte das Wahllokal auf und um 7 war er zurück. Mit blau gefärbtem kleinem Fingernagel, damit es gleich offensichtlich ist, sollte er sich nochmals anstellen wollen. Wer später kam, stand oft stundenlang an.  

Das Wetter war trüb am Wahltag - schlecht fürs Foto, gut für die geduldig anstehenden Wähler.
Egal welches Transportmittel - nur weg in Sicherheit, bevor das Chaos losgeht.  

Vorsichtshalber hatte ich sowohl in Mamboleo als auch in Boya (unsere "Dorf-/Familienheimat") Lebensmittel- und sonstige praktische Vorräte angelegt. Unsere erste Wahl war aber – und ich bin dankbar, dass wir sie hatten – wegzufahren. Am selben Vormittag über die Grenze nach Tansania. Erst mal für unbestimmt, je nachdem, wie sich die Situation entwickeln sollte. Ich habe den Urlaub sehr genossen, Joshua fiel es wahnsinnig schwer, weg zu sein und nur aus zweiter Hand sporadisch zu erfahren, was zuhause abgeht. Aber es war klar: Der Schutz und das Wohlbefinden der Familie gehen vor. Gestern, nach zehn Tagen, waren die Nachrichten so gut, dass wir wieder zurückgefahren sind. Man sieht auf den Straßen noch die Reste der Demonstrationen, aber das Leben nimmt, zumindest nach außen, wieder seinen normalen Gang, die Supermärkte sind offen, die Menschen sind von hier nach da unterwegs.  

Die ganze Situation macht mich wahnsinnig traurig. So ein schönes Land, meistens friedlich und vergleichsweise gut entwickelt. Tatsächlich aber gibt es keine Gerechtigkeit, und damit kann es auch keinen echten Frieden geben. Wie sehr ich genau das Kenia und seinen Menschen wünsche.

Manicure: die Wahl haben
Helmet: Wahl-Urlaub 


Unser wunderbar gelegenes Ferienhäusle in Musoma am Viktoriasee.