Samstag, 25. September 2010

Prag? Karlsbrücke!

Im September war ich mit der Verwandtschaft ein Wochenende in Prag. Genauer gesagt: mit zwei Kusinen und einem Cousin. Noch genauer gesagt: Mit den Kusinen und dem Cousin, mit denen wir schon früher als Familie immer Urlaub gemacht haben. Früher ist zwar ein paar Jahre her (ich bin ja im März mal wieder 28 geworden, und bei meinem letzten Großfamilienurlaub in Spanien war ich geschätzte 17). Aber es macht heute noch genauso viel Spaß!

Auch nach Prag hatte uns so ein Familienurlaub schon mal geführt. Nach zwei Wochen in der tschechischen Pampa ging es damals noch einen Tag in die Großstadt. Wobei auch die Pampa schön war. Keiner von uns konnte sich am Wochenende erinnern, wo wir waren, aber wir hatten lebendigst den freundlichen Vermieter und seinen Kumpel vor Augen, die uns die Schlüssel zum Freibad und Tennisplatz unten an der Straße gaben ("da kännen Sie jeeeederrrrzeit rrrein!"), mit uns abends am Lagerfeuer tschechische und deutsche Lieder sangen (immer eingeleitet durch ein herzhaftes "Prrrrobierrren wirrrr diiiiiiiese!") und uns exklusiv in seinen privaten, zu Sowjet-Zeiten geheimen Weinkeller mitnahm. Von Prag blieb nur die Karlsbrücke und der Turm mit den vielen Uhren und den tanzenden Gestalten im Gedächtnis.



Was bleibt mir von diesem Prag-Wochenende? Bis auf die kleine unangenehme Hürde, dass ich von Berlin nach Prag mit dem Zug fahren musste (5 Stunden Fahrt! Und es gibt keinen Flieger! Es gibt einfach keinen!) war es ein herrlicher Kurztrip. Ich weiß zwar immer noch nicht, wie all die "berühmten historischen Gebäude" anders heißen, mit Ausnahme der Karlsbrücke. Ich kenne mich auch nicht wirklich im Straßenwirrwarr der Altstadt aus, und ich war nicht in einem einzigen Museum. Aber ich weiß, es ist traumhaft schön, sich mit Freunde-Cousins bei Sonnenschein durch eine zauberhafte Stadt treiben zu lassen, hier und da auf einen Kaffee oder ein Pils zu verweilen und die Zeit zu genießen. Das zählt!

Unser Reiseführer ist übrigens in Prag geblieben. Er war einfach für nichts gut. Weder für Restaurants-Tipps, noch für schöne Parks, noch für brauchbare Routenplanung. Er steht jetzt mit den anderen liegen und stehen gelassenen Büchern im Hostel-Regal.


Der Führer, der uns so stehen lässt, wird stehen gelassen!

Manicure: Freunde, Stadt, Sonne tanken
Helmet: Für-nichts-gut-Führer vergessen

Neues fliegt durch Raum und Zeit

Ein Gerücht ist was Schönes. Es hat meist den Charakter einer Sensation, ist geheimnisvoll, aufregend, und irgendwie verboten. Es befriedigt die ewige Lust an der Neugier. Ich weiß nicht, woher das Wort Gerücht kommt – vielleicht von riechen? Da liegt was in der Luft, es duftet, wabert, stinkt.

Was ich wirklich spannend finde, ist die Geschwindigkeit, mit der sich Gerüchte in der Regel verbreiten. Manchmal reicht auch schon eine außergewöhnliche Neuigkeit, die als Information in irgendeinem Kommunikationskanal startet und als Gerücht endet. Einen kleinen Feldversuch dazu habe ich unbeabsichtigt in meinem Freundes-, Bekannten- und Familienkreis gestartet. Realistischer hätte man den individuellen Check „Wer kennt über wie viele Knoten wen und wie schnell gehen Neuigkeiten von einem Kontakt zum nächsten?“ nicht aufsetzen können! Die zugrunde liegenden Parameter des Versuchs: 1. Einen Mann kennenlernen bei humedica im Sudan (genauer gesagt: den kenianischen Kollegen), 2. Zurück in Deutschland mit modernen Kommunikationsmöglichkeiten Kontakt halten (hauptsächlich Skype und E-Mail), 3. Den Sommerurlaub in Kenia gemeinsam mit eben jenem Mann verbringen, 4. Nach der Rückkehr ausgewählten Personen erzählen, dass man sich verliebt hat.

Was war das Ergebnis meines Feldversuchs? Zunächst einmal quantitativ: Es gibt unglaublich viele und unerwartete Verknüpfungen und Kontaktanlässe zwischen den Menschen, die mich kennen. Und was den Inhalt angeht: Seit kurz nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub geht die Neuigkeit - oder das Gerücht? - um, dass ich praktisch morgen nach Kenia umsiedle und übermorgen den zugehörigen Kenianer heirate.

Mein Abschlussbericht? Ich freue mich über meinen großen Freundes- und Bekanntenkreis. Und ich freue mich über jeden, der sich mit mir freut, dass ich einen Mann zum Verlieben kennen gelernt habe. Ob ich ihn (er heißt übrigens Joshua, ist 42 und ein toller Mann!) heirate, weiß ich noch nicht, ist aber gut möglich. Das muss die Zeit erst zeigen. Wann ich "erstmal für immer" nach Kenia umziehe, weiß ich auch noch nicht, so nach nächstem Sommer wäre die derzeitige Idee. Aber was wäre ein Gerücht, wenn sich manche Informationen nicht von alleine manifestieren würden!

Und da jede ordentliche Ergebnisdokumentation eines Versuchs von gutem Bildmaterial lebt, jetzt für alle ein Foto der Versuchspersonen:



Aufgrund der gehäuften Beschwerden ob meiner verträumt nach unten blickenden Augen hier noch ein zweites Foto:



Manicure: Viele nette Menschen kennen
Helmet: Gerüchte aus rein wissenschaftlicher Sicht betrachten