Sonntag, 12. Januar 2020

Ab sofort heißt es für Liam Schulbank drücken

Wir haben ein Schulkind! Da sind wir ehrlich gesagt selber ein wenig davon überrascht worden. Bei der Weihnachtsfeier im Kindergarten gab es eine „Graduation“ für die sechsjährigen Year-2-Kinder, die mit dem neuen Jahr, mit dem in Kenia auch das Schuljahr beginnt, in eine kenianische Grundschule wechseln würden. Und auf einmal marschierte da auch unser Liam mit Gewand und Hut auf die Bühne! 


Die Lehrerin fand, es wäre eine gute Idee, alle gemeinsam feiern zu lassen, egal ob sie wechseln oder nicht. Dann hat sich herausgestellt, dass fast alle seiner Freunde Rainbow verlassen. Da Kenia Kenia ist und hier alles improvisiert und schnell eingetütet werden kann, haben wir unsere monatelangen Überlegungen, wann und wie es am Besten schulisch weitergeht für Liam, zügig zu einem Abschluss gebracht: Liam geht nun seit einer Woche auf die Makini School, eine kenianische Schule in britischer Trägerschaft, also mit spürbarem internationalem Einfluss. Er ist superglücklich, am ersten Tag hat er gleich den Abschiedskuss verweigert und ist mutig und zuversichtlich reinmarschiert. Die meisten seiner Rainbow-Freunde sind in der gleichen Schule und er hat schon viele neue Freunde gefunden. Sein erster Schultag war ganz unspektakulär: Da er direkt in die zweite Klasse gewechselt hat, gab es kein Brimborium, das es aber in der ersten Klasse auch nicht gegeben hätte - ist hier nicht üblich (für die schöne deutsche Schultüte lief mir die Zeit davon, und noch mehr Geschenke so kurz nach Weihnachten braucht ohnehin kein Kind). 

Fesch, oder? Nur die Kniestrümpfe passen noch nicht so recht, die offiziellen Schuluniformsocken waren ausverkauft.

Zum Stehenbleiben fürs Foto hat man keine Zeit.

Im Vorfeld musste ich zweimal ein paar Tränen wegdrücken. Das erste Mal, als wir alle Schulgebühren bezahlt und Schulmaterial, -uniform und -sportausstattung gekauft haben: Knapp 800 Euro kamen da zusammen. Das ist zum Glück nicht dreimal im Jahr bei jedem Term so viel, aber war doch heftig. Das zweite Mal, als ich ihn am Montag zum ersten Schultag gefahren habe. Da wurde ich heftig sentimental und konnte die Bitte um göttlichen Schutz kaum zu Ende sprechen. 


Als Belohnung nach dem Mammuteinkauf gab es einen Milkshake für alle. Aber nur einen, für mehr reichte das Geld nicht mehr ;-)

Unter anderem standen auf dem zweiseitigen Einkaufszettel 6 Dutzend Staedtler-Bleistifte. Frag mich nicht.  

Tipp für alle vom Bücher und Hefte einbinden gestressten Eltern: Einfach die Folie rantackern. Ich bin fast in Ohnmacht gefallen (alles grade neu gekauft!!!) und werde den freundlichen Service (30 Cent pro Buch) sicher nicht mehr in Anspruch nehmen.

Und nun ist Liam ein fröhlicher Zweitklässler in einer „großen Schule“. Sein Highlight am ersten Tag war der Weißtoast mit Margarine in der Frühstückspause, am zweiten Tag hatte er das erste Mal stolz seine Uniform an, am dritten Tag war Sport und damit alles gut, am vierten Tag ist er müde und heulend über seinen Hausaufgaben zusammengebrochen (die Kinder haben lange Tage von 8 bis 15h, und oft kann ich ihn wegen der Kleinen erst eine Stunde später abholen) und am fünften Tag war ich selbst so kaputt von der neuen (noch nicht) Routine, dass ich mich an nichts erinnere haha!

Der vierte Abend... den Seinen gibt's der Herr im Schlaf...

Manicure: meinen fröhlichen Zweitklässler daheim haben     
Helmet: den Kindern viel mehr zutrauen