Sonntag, 29. Dezember 2013

Und trotzdem: Weihnachten

Etwas unfreiwillig hatten wir dieses Jahr sehr reduzierte Weihnachten. Ohne Musik, ohne gemuetlich Film gucken, ohne Weihnachtsemails. Ohne Kamera, um meinen wirklich sehr huebsch dekorierten echten (!) Weihnachtsbaum oder das leckere Essen inklusive Oma’s Weckle zu fotografieren. Mein Wunsch nach beglueckenden Weihnachten hat sich naemlich erfuellt! Ein Hoch auf das 6-Punkte-Programm!

Auch wenn es im Vorfeld gar nicht nach froehlichen Weihnachten aussah. Wir sind Donnerstag Nacht, also ein paar Tage vor Weihnachten, ausgeraubt worden. Jawohl, schon wieder. Dieses Mal waren wir im Haus, haben geschlafen. Auf einmal hoeren wir die Nachbarin laut und schrill schreien, wie nur kenianische Frauen schreien koennen. Joshua wacht auf, steht auf, geht in den Flur – und stellt fest, dass jemand im Haus war. Die Tuer sperrangelweit offen, und die paar wertvollen Sachen, die uns geblieben waren, weg. Mein Laptop und damit alle Bilder von Liam. Seufz. Ich hatte schon ein paar Tage dran gedacht, mal wieder ein Backup zu machen. Aber diese „wenn’s“ gingen mir ja schon nach dem letzten Vorfall mehr als genug im Kopf rum. Der Fernseher, meine kleine Kamera, die Gasflasche mit Kochaufsatz, Bargeld, meine Handtasche (schon wieder! Wann lernen die mal, ihre eigene Tasche mitzubringen? Machen die im Fernsehen doch auch so, da ist immer eine schwarze Reisetasche dabei), mein Kindle und etwas Kleinkram. Immerhin hat das Rufen der Nachbarin die Einbrecher aufgeschreckt, und sie sind abgehauen, bevor sie auch noch den DVD-Spieler mitnehmen konnten. Zuerst dachte die Nachbarin, sie wuerde Joshua vor dem Haus herumlaufen sehen. Sie hat mit einigem schauspielerischem Talent vorgemacht, wie die fragwuerdige Person etwas durch die Gegend schleppte, was sie verwundert nachdenken liess, warum wir denn mitten in der Nacht umziehen wuerden. Bis ihr der rettende Gedanke kam: Das sind gar nicht wir, dass sind Einbrecher! Woraufhin sie anfing zu schreien, siehe oben.

Nach einigem Raetseln haben wir festgestellt, dass die Schurken uebers Dach eingestiegen sind. Sie haben die Dachziegel abgeraeumt, das darunter liegende Wellblech durchschnitten und sind dann durch die hier ueblichen Dachluken in der Holzdecke eingestiegen. Dass wir davon nichts mitbekommen haben, ist sehr seltsam, womoeglich haben sie irgendein Betaeubungsspray verwendet. Dass ausgerechnet in der Nacht unser Night Guard krank war und die Sicherheitsfirma keinen Ersatz geschickt hat, laesst auch ein paar Fragen offen. Gar nicht ueberraschend ist, dass sich die hiesige Polizei auch dieses Mal als voellig nutzlos erwiesen hat. Wir haben es nicht mal geschafft, einen Polizisten zur Tatortbesichtigung zu bewegen.

Das eigentliche Weihnachtswunder ist aber: Uns ist wieder nichts passiert. Und in all dem Aerger und der Furcht erleben wir zauberhafte Dinge, die es wohl nur an Weihnachten geben kann (und wenn Gott am Wirken ist): Freunde schenken uns Dinge, die wir verloren haben. Schicken uns Geld, damit wir nachkaufen koennen, was wir brauchen. Ermutigen uns mit ihrer Anteilnahme.

Und wie gesagt, wir hatten einfach schoene, froehliche Weihnachten. Der innere Frieden, den ich vom letzten Mal noch spuere, ist immer noch da, und immer noch weiss ich, dass wir hier am rechten Platz sind. Auch wenn Joshua etwas Frust ueber seine Landsleute schiebt und sich einiges an Gedanken macht, wie er uns noch besser schuetzen kann. Auch wenn wir jetzt aus Kisumu raus in einen Vorort mit dem schoenen Namen Mamboleo ziehen, was mir etwas schwer faellt, ich bin zu gerne in der Stadt. Auch wenn ich ein paar der gestohlenen Dinge vermisse. Wie gut, dass trotzdem auch dieses Jahr Weihnachten wurde und das Christkind zu uns kam. Alle Jahre wieder. Und jeden Tag.

Manicure: Weihnachtsfreude
Helmet: Himmlische Heerscharen zum Schutz um das Haus bitten

Dienstag, 17. Dezember 2013

Advent, diesmal richtig


Die letzten drei Jahre war ich leicht gefrustet, was Advent und Weihnachten in Kenia anging. Advent gab es gar nicht, Weihnachten eigentlich auch nicht. Abgesehen von einmal Weihnachtslieder singen mit Freunden, dem Coca-Cola Weihnachtsmann (immerhin ein Schwarzer!) auf sämtlichen Werbeflächen und einem so genannten Weihnachtsgottesdienst, der für meinen Geschmack und mein Kulturgefühl keiner war.

Deswegen habe ich dieses Jahr beschlossen, es besser zu machen. Mit dem vollem Programm. Punkt 1: Gutsle backen. Oder Weihnachtsplätzchen, wie man im Ausland wohl sagen muss. Dafür habe ich mich mit einer deutschen Freundin getroffen, die auch mit einem Kenianer aus Kisumu verheiratet ist. Sie ist übrigens auch Schwäbin. Wir haben einen Nachmittag und einen Vormittag in der Küche gestanden. Ergebnis: Sechs Sorten Gutsle und jede Menge gutes Gefühl im Bauch. Ihre Kinder haben sich derweil darum gestritten, wer Liam halten und bespaßen darf, bis wir einen genauen Zeitplan aufgestellt haben, der auf die Minute eingehalten werden musste.

Ausstecherle - das muss sein
Drei kleine Luo-Schwaben

Punkt 2: Adventskranz. Eben jene deutsche Freundin hat mir einen Adventskranz gebastelt! Sie hat ihre Jungs dafür irgendwo in den Busch geschickt, wo etwas tannenartiges wächst. Sieht hübsch aus und riecht gut.

Punkt 3: Weihnachtsdeko. Zwar nicht ganz so großzügig wie zu Berliner Zeiten, aber immerhin, ich habe unser Wohnzimmer geschmückt. Hier ein Sternchen, dort ein Rentier, an der Tür eine Weihnachtsgirlande. Größtenteils Sachen, die lokal mit Blech, Farbe, und bunten Perlen hergestellt wurden. Dazu mein Pseudo-Erzgebirge-Weihnachtsbaum, der im Dunkeln wirklich hübsch leuchtet.
 
Stimmungsvoller 3. Advent im Hause Weber-Ogola

Punkt 4: Weihnachtsessen. Ich weiß noch nicht so recht, was wir da machen. Eins aber auf jeden Fall: Die leckeren von Oma gebackenen Weckle, die es immer beim großen Familientreffen am 24.12. bei Oma und Opa Ruit gab. Die backe ich. Vielleicht mache ich auch Oma’s Kartoffelsalat dazu. Und Spätzle, nach dem Rezept von der anderen Oma? Braten dazu, fertig. Wäre das Weihnachtsessen auch geklärt.

Punkt 5, ganz wichtig: Weihnachtsbaum. Ganz wichtig! Joshua hat versprochen, mir einen Baum zu schlagen. Tannen gibt es hier ja leider nicht, aber was nadeliges wird es werden. Schmuck habe ich, zwar nicht viel, aber notfalls wird schnell noch ein wenig Salzteig angerührt und Ausstecherle angemalt. Papiergirlanden kriege ich auch hin. Die hässliche Deko aus dem Supermarkt gebe ich mir jedenfalls nicht. Wahrscheinlich muss ich mich mit elektrischen Kerzen begnügen, aber gut, ein Kompromiss geht.

Punkt 6: Wetter. Ich bin ganz im Glück: Dieser Dezember ist bisher total verregnet und entsprechend kühl. Morgens brauche ich einen Pulli oder wenigstens was langärmliges, und abends auch. Socken zwar immer noch nicht, aber darauf hätte ich ehrlich gesagt auch keine Lust. Man gewöhnt sich ja doch an die angenehm warmen Seiten des Lebens hier. Es ist erstaunlich, wie das Klima die Stimmung beeinflusst. Ich fühle mich jedenfalls viel weihnachtlicher, wenn ich nicht schwitze.

Also, mein 6-Punkte-Programm für fröhlichere Weihnachten steht. Nebenbei lasse ich Weihnachtsmusik laufen. Der Gottesdienst in meiner gemischt kenianisch-internationalen Gemeinde wird hoffentlich weihnachtlicher als der aufm Dorf. Habe ich was vergessen? Nein? Nun denn, auf an die Krippe! Zu dem Grund, warum wir Weihnachten feiern. Die Geburt unseres Heilands! Darüber freue ich mich auf jeden Fall. 

Manicure: Deutschen Weihnachtsglanz nach Kenia holen
Helmet: Nächstes Jahr aber wirklich in Deutschland feiern (s. 2011)