Freitag, 18. Mai 2012

Hallo! Jemand Zuhause?

Immer hereinspaziert!
Die Besuchskultur ist in Kenia ausgesprochen ausgeprägt, Gastfreundschaft wird groß geschrieben. Sogar die Redewendung dafür ist maximal optimiert: Hodi! (ruft es von draußen) – Karibu! (heißt drinnen die Antwort). Kürzer geht’s ja wohl nicht. Und schon hat man einen Gast im Wohnzimmer, der wenigstens Tee, besser eine warme Mahlzeit serviert bekommen sollte. Früher war das einfach, da hat Mutti das Gemüse rund ums Haus angebaut samt ein paar frei scharrender glücklicher Hühner. Heute kauft man sogar auf dem Land das Gemüse ein, was spontane Extra-Mahlzeiten teuer und ungeladene Besucher damit so gut wie unmöglich macht. Es soll sogar schon Leute geben, die ihren gefüllten Teller flugs unter dem Bett verstecken, wenn von draußen ein Hodi erschallt!

In den meisten Häusern (Stadt und Land) findet man aus alten Zeiten noch zwei komplette Sofagarnituren: Man weiß ja nie, wer alles gleichzeitig kommen könnte, und es soll doch Platz für alle sein! Es hat mich ein wenig Überredungskunst gekostet, in unserem Lehmhaus bei dem einen Set mit 3-er Sofa und zwei Sesseln zu bleiben.

Um zuviel Hereingespaziere einen Riegel vorzuschieben, haben wir in Ahero ein ordentliches Tor vor unserem Lehmhaus-Grundstück angebracht. Das Besondere daran ist, dass man es nur von innen öffnen kann! Sehr durchdacht. Die hiesigen Tore haben meist eine Luke, durch die man von außen durchgreifen kann, um den innen angebrachten Riegel aufzuschieben (was man eigentlich als Fremder nicht machen soll, aber trotzdem jeder macht – so wie bei uns Gartentörchen aufgeklinkt werden. Nur dass hier meist die Haustüre offen steht). Also habe ich ein Tor ohne Luke anfertigen lassen. Das minimiert die sogenannten „Gate-Crusher“, die eigentlich nur eine kostenlose Mahlzeit oder ein wenig Kleingeld wollen, sehr effektiv. Netter Besuch ist trotzdem willkommen. Deswegen kann man ja von innen öffnen.

Das beste Foto, das ich vom Tor finden konnte. Aber Joshua gefällt mir auch immer wieder gut! ;-)

Serviert wird hier wie da eigentlich immer das Gleiche. Hühnchen, Rind oder Ziege in Stücken gekocht in einer Soße aus Tomaten und Zwiebeln. Dazu Sukuma Wiki, dieses spinatartige Blattgemüse, und Ugali. Oder Reis. Ein Glücksmoment für mich ist, wenn es obendrauf Chapati gibt. Erstaunlicherweise findet Joshua das Menü immer super, während ich so langsam schrecklich gelangweilt bin (auch wenn es mir wirklich schmeckt). Deswegen habe ich nun final entschieden, nicht zu lernen, wie man Ugali kocht. Das ist zwar unerhört. Denn jeder, also wirklich jede und jeder fragt mich, ob ich Ugali kochen gelernt habe, wo ich doch mit einem Kenianer verheiratet bin. Denn Ugali muss es bei Kenianern immer geben. Ich hab da aber nicht immer Lust drauf. Ach, und außerdem: Zeig mir eine Kenianerin, die einen Stuttgarter geheiratet hat und jetzt selber Spätzle schabt!  

Reis, Fleisch, Ugali, Chapati - alles da! Ich vermute, Sukuma Wiki muss im noch geschlossenen Topf sein.

Manicure: Von anderen hausgemachte Chapati
Helmet: Mein Mann, der behauptet, er würde gar nicht so gerne Ugali essen.