Mittwoch, 14. September 2011

Unterwegs auf Reifengummi-Schlappen


Gestern fiel mir nach dem Besuch des Supermarkts in einem der großen, schicken Einkaufszentren Nairobis auf: Seit ich hier bin habe ich mir weder Schuhe, noch eine Hose, ein Shirt oder sonst ’ne Klamotte gekauft! Einzige Ausnahme: Zwei lange bunte Holzketten - die aber auch nur, weil sie eine Freundin von Joshua verkauft hat, die damit ihren Witwen-Lebensunterhalt aufbessert und sie angeblich von einem unterstützenswerten Frauen-im-Slum-Projekt bezieht. Gut, und abgesehen von den Möbeln und der Küchenausstattung, die wir für unsere Wohnung in Nairobi kaufen mussten. Eben, die mussten wir kaufen, das war also kein Shoppen im engeren Sinne.

Es stellt sich also zwingend die Frage, ob ich das ändern sollte oder nicht. Wenn, dann muss ich das ohne Joshua machen. Denke ich mal. Er würde bestimmt mitkommen, und er würde sicherlich auch zahlen (nachdem er den Preis um mindestens die Hälfte runtergehandelt hat, darin ist er unschlagbar). Andererseits will ich ja in Ruhe shoppen. Das klappt nicht so gut, wenn jemand kraftlos in der Ecke lehnt und mit diesem„biste-bald-fertig“-Blick müde schaut. Aber die Schwäbin kann halt nicht aus mir raus. Schon im Supermarkt kann ich lange verweilen und sämtliche Regale durchkämmen um den besten Preis für Spülmittel in einer trotzdem hübschen Flasche oder das absolut richtige Joghurt für mein Budget zu finden. Es ist ja auch egal, ob ich die paar Cent letztlich spare oder nicht, es macht einfach Spaß, den Einkauf maximal zu verlängern!

Meinen absoluten Rekord im Bereich „nicht einkaufen = kein Geld ausgeben“ habe ich letztes Jahr in den zwei Monaten im Sudan aufgestellt. Ganze 20 Euro bin ich da los geworden. Ein Teil ging anfangs für die obligatorischen Kopftücher drauf, der Rest gegen Ende für Honig und Gewürze als Mitbringsel und noch irgendeine Kleinigkeit. Mehr ging beim besten Willen nicht, und der gute Wille war wahrlich vorhanden.

Was mache ich jetzt? Ich habe aus meiner Schuh-Sammlung in Deutschland drei Paar Sandalen, einmal Flip-Flops, drei paar leichte Schühchen, schicke schwarze Hacken und ein Paar Trekking-Schuhe mitgebracht. Das reicht eigentlich völlig für das Klima hier (und auch überhaupt) aus. Mh. Aber vielleicht so ein klitzekleines Pärchen Sandälchen? In einer Farbe, die ich noch nicht habe? Verflixt, da fällt mir ein, Joshua hat mir vor ein paar Wochen diese so genannten Michelin-Slippers geschenkt. Die werden aus alten Reifen geschnitten, eine kuriose lokale Handwerkskunst. Gilt das als „ich war shoppen“? Vielleicht sollte ich mich auf was zum Anziehen verlegen. Dann laufe ich allerdings bei den hiesigen Second-Hand-Kleidermärkten Gefahr, die Blusen, die ich letztes Jahr per Altkleidercontainer entsorgt habe, wieder zurückzukaufen. Das bringt ja auch nichts. Ich denk nochmals drüber nach.

Manicure: Mehr als genug im Schrank haben
Helmet: Dafür dankbar sein

In der offenen Michelin-Werkstatt...
...werden die Schlappen aus den Reifen geschnitten.