Dienstag, 18. Dezember 2018

Erst eins, dann zwei, dann drei...

Auch wenn die sommerlichen Temperaturen sich überhaupt nicht danach anfühlen: Es wird Weihnachten in Kisumu. Wir haben einen Adventskranz, die Kinder rennen allmorgendlich begeistert zum Adventskalender (naja, Noel stolpert noch eher) und Mama genießt stillschweigend die Dominosteine, die eine Freundin schon im Oktober aus Deutschland mitgebracht hat. 

Unser Advent in Bildern: 
 
Deutschland hat Schneeballschlachten, Kenia hat Matschparties. Noch Fragen?


Ich wünschte, das wäre Schokolade...

So sieht das aus, wenn ich Sonntags Nachmittags alles im Griff habe. 

Unsere neue schwäbische Freundin Andrea, mit der wir Weihnachtsgutsle gebacken haben. Leider ist sie nur zu Besuch da, bei guten Freunden von uns. 

Die Weihnachtsfeier vom Kindergarten. Kamera vergessen, beim Handy tut nur die Selfie-Kamera, Bildqualität dementsprechend top. Der kleiner Schäferjunge ganz links mit dem Hut ist Matis.

Liam ist der rechts, er hat gewohnt souverän ein Sololied gesungen.


Letzte Woche waren wir zu einer Familien-Weihnachtsfeier mit Freunden eingeladen. Oben in den Nandi Hills, da war es herrlich kühl und "Father Christmas" kam! Für die Rentiere und den Schlitten wars aber immer noch zu warm, also kam er auf einem Traktor. 



Manicure: Nochmal ein wenig in Weihnachtsdeko investiert  
Helmet: Immer dran denken, das drumrum ist gar nicht wichtig. An der Krippe will ich stehen. Leise und staunend und dankbar. 

Freitag, 16. November 2018

Glücklicher einkaufen

Das Leben in Kisumu ist neulich auf einen Schlag deutlich besser geworden. Das hat einen ganz ordinären Grund: Wir haben einen neuen Supermarkt. Chandarana. Das ist der Laden, der mir letztes Jahr bei einem Besuch in Nairobi nach einem Jahr Kisumu-Exil die Tränen in die Augen stiegen ließ angesichts der überbordend gefüllten Regale. Das war wie Weihnachten und Ostern und Geburtstag an einem Tag. 

Einkaufen war etwas frustrierend hier in den letzten anderthalb Jahren. Der größte und einzige Supermarkt, der ein paar westliche Produkte hatte, hatte Zahlungsschwierigkeiten und konnte seine Lieferanten nicht mehr bezahlen. Ich rede jetzt nicht davon, dass wir deswegen Walnüsse und Blauschimmelkäse vermissten. Haha, nein, so was nicht zu haben ist Standard, das wird es hier auch in zwanzig Jahren noch nicht geben, daran gewöhnt man sich. Wir vermissten sowas wie Tomatensoße und ordentliches Klopapier. Natürlich kann man Lasagne auch aus frischen Tomaten machen. Natürlich kann man auch zeitungsartiges Klopapier benutzen. Aber will man das? Einziger Vorteil: Da die Regale halb leer waren, war der Einkauf in 20 Minuten erledigt, was sonst eine knappe Stunde gebraucht hat (unter anderem, weil man früher nie wusste, welches Schmankerl es gerade gibt und deswegen jedes Regal genau scannen musste, um die zweimal jährlich erhältlichen Gnocchi nicht zu verpassen, die aufgrund der Unwissenheit der Angestellten durchaus im Backwarenregal liegen konnten). Alle anderen Supermärkte haben zwar die kenianischen Standardprodukte (viel Reis, viel Speiseöl, viel Fanta/Cola/Sprite), aber da die Geschmäcker bekanntlich verschieden sind, ist es schwierig, damit auf Dauer zurecht zu kommen.

Das Angebot im einzigen "westlichen" Supermarkt zu seinen traurigsten Zeiten.

Und nun hat Chandarana aufgemacht. Chandarana hat die oben ironisch erwähnten 20 Jahre übersprungen und uns Walnüsse, Blauschimmelkäse und Oliven nach Kisumu gebracht. Darüber hinaus Kölln-Müsli (original Kölln!!), TexMex-Food, Hühnchenbrust, Apfelmus und Krepppapier. Und so vieles mehr. Wenn man jeden Tag in jedem Supermarkt alles kaufen kann, was das Herz und der Magen begehren, macht man sich kein Bild, wieviel Lebensqualität das ausmacht.
 
Mein neuer bester Freund, der Schwabe Thomas, der in Nairobi deutsche Bratwürste herstellt und an Chandarana in Kisumu liefert. I love you, Thomas! 

Meine neue "Happy Card"


Zum Schluss aus der Kategorie „Positives in kenianischen Supermärkten“: Die kenianische Regierung hat beschlossen, dass es die kostenlosen Plastiktüten in Supermärkten und sonstwo nicht mehr geben darf. Die sind jetzt konsequent weg. Stattdessen werden Mehrwegtaschen aus dünnem Stoff zum Verkauf angeboten. Prima Sache. 

Manicure: Alle zwei Tage mal bei Chandarana vorbeigehen und das Paradies mit den Augen genießen (und ein Stück Paradies mit nach Hause nehmen)
Helmet: Eine Packung Schokostreusel kaufen, auch wenn man die gerade nicht braucht – aber nur eine, weil man davon ausgehen kann, dass Chandarana die auch nächsten Monat noch vorrätig hat und bunkern nicht notwendig ist  

Bonusgeschichte für fleißige Leser
Eins muss man den Angestellten in kenianischen Supermärkten lassen: Sie sind ausgesprochen hilfsbereit, vor allem Müttern gegenüber. Als ich mit dem wenige Monate alten Noel einkaufen war, fing er an, unruhig zu werden. Hunger-Alarm! Schon zuvor bot ein Mitarbeiter an, meinen Einkaufswagen zu schieben, da ich ja das Baby in einer Babytrage vor dem Bauch hatte. Als meine Einkaufsliste abgearbeitet und alles im Wagen war, bestanden die Angestellten darauf, dass ich mich mit Noel auf einen eilends herbeigeholten Hocker an die Kasse setze und den inzwischen weinenden Kleinen stille, während sie meine Produkte ausladen und scannen. Nachdem Noel seinen Hunger gestillt und ich bezahlt hatte, wurde mir der Einkauf selbstverständlich zum Auto getragen und eingeladen. 


Dienstag, 30. Oktober 2018

Happy Birthday Matis!

In Kenia wurde der gregorianische Kalender dieses Jahr kurz ausgesetzt. Zumindest im Hause Ogola war der 13. Oktober, Matis Geburtstag, offiziell erst eine Woche später am 20. Oktober. Als ich ihn nämlich gefragt habe, was für einen Kuchen er zum Geburtstag will („Eine Drei!“), ob wir eine Party machen und wen er da einladen will, war er kurz leise, fing dann vorsichtig an zu lächeln und sagte: „Papa...“. Mein Herz. Da war völlig klar, dass sein Geburtstag erst dann sein wird, wenn Papa aus Bangladesch nach Hause kommt. Also eine Woche später. Inzwischen hat der Ogola-Kalender aber wieder mit dem Rest der Welt aufgeholt.

Kann das neue Feuerwehrfahrzeug die Wunderkerze löschen??

Matis ist unser wilder, schüchterner Junge. Aus dem eher vorsichtigen Baby ist ein kleiner Junge geworden, der genauso klettert und springt und flitzt wie sein großer Bruder (oder es zumindest probiert). In der Regel ist Matis derjenige, der mit erstaunlicher Kraft die Balgereien anfängt (wo aus Spaß oft Ernst wird...). Oder sich zugegebenermaßen sehr geschickt von hinten anschleicht, um sich genau im richtigen Moment das zu schnappen, was er haben will (aber nicht soll) und damit blitzschnell und mit einem breiten Grinsen wieder abhaut. Er kann Noel zuhause sämtliche Spielsachen wegnehmen und ihn mit einem Schubs umhauen, verteidigt ihn aber wie ein kleiner Bodyguard, wenn ihm andere Kinder zu nahe kommen. Und versteckt sich gleichzeitig schüchtern hinter mir, wenn er jemand nicht kennt.

 

Und das Geplapper... wie bei den meisten zweisprachig aufwachsenden Kindern hat es etwas länger gedauert, aber seit ein, zwei Monaten steht das Göschlein nicht mehr still. Und sehr zu meiner Freude mit mir auf Deutsch, und mit anderen auf Englisch. Dabei hat er sich ein paar Redewendungen abgehört, die er sehr trocken und überzeugend raushaut. Im Auto wird alles kommentiert, was er so im Vorüberfahren entdeckt. Und die Gespräche, die Liam und Matis miteinander führen, kann man sowieso nicht nachahmen. Sein „oooooohhhhhhhh bittebittebittebitte!!“ ist schwer zu ignorieren.

Zurzeit steht Malen mit dem Wasserfarbkasten ganz hoch im Kurs. Fast alles Essen ist „eklig!!!“, wird dann aber trotzdem meist gegessen, notfalls mit Ketchup. Bücher anschauen geht immer – wobei Matis sich die Bücher auch gerne laut selbst „vorliest“. Er singt und trällert immer öfter Lieder aus dem Kindergarten vor sich hin, bei der letzten Aufführung im Kindergarten hat er sogar ein Lied vorgesungen. Liam ist ihm, ganz großer Bruder, zu Hilfe geeilt, aber ich glaube ja, er hätte das auch alleine geschafft.



Mein Matis. Unsere „Gabe Gottes“, wie dein Name heißt. Lustig bist du, und ungestüm. Und ganz groß im Umarmungen und Küsschen geben. Ich hab dich aus Gottes Hand genommen, und lege dich jeden Tag zurück – möge Er dich behüten und führen. 

Manicure: Das Brüllen ignorieren und die leisen Töne hören
Helmet: Den Geburtstag auf den Tag verschieben, an dem Papa da ist

Mittwoch, 3. Oktober 2018

Der Kleine ist eins

Unser stiller, zufriedener Noel ist 1 geworden. Ohne viel Aufhebens, ganz wie es seinem Wesen entspricht. Er hat noch keinen einzigen Zahn, kann noch nicht laufen und hat noch keine Besitzansprüche auf ein bestimmtes Spielzeug erhoben. Als dritter im Bunde hatte er sich erstmal aufs Zuschauen verlegt - das ändert sich aber nun so langsam: Wenn sich seine großen Brüder mit fröhlich-wildem Geschrei spielerisch balgen, krabbelt er mutig mitten rein und versucht, mit zu machen.

Mini-Party mit Mini-Kuchen am Geburtstagsmorgen

Es ist nicht immer leicht, den ruhigen, ernsten Noel zum Lachen zu bringen. Aber wenn es gelingt, keckert und gluckst und lacht das ganze Männlein. Zurzeit isst er am allerliebsten Wassermelone. Oder Vanilleeis mit Schokosauce, aber das darf er offiziell noch nicht. Er ist so richtig kitzelig, Wasser ist sein Element, seit neustem klettert er über die Sofalehne ans Fenstergitter hoch und wie man sieht, findet er Schaukeln sehr lustig.






Wenn ich Noel anschaue, denke ich manchmal dankbar, dass er uns zweimal geschenkt wurde. Einmal bei seiner Geburt, und das zweite Mal bei unserem Fußgänger-Unfall. Ich hatte ihn im Kinderautositz getragen, er wurde mir bei dem Aufprall vom Arm geschleudert, ist über die Straße geschlittert - und völlig unversehrt geblieben. Der Moment, als ich in der Notaufnahme zu mir kam und Noel ganz friedlich im Arm der fremden Frau, die uns aufgesammelt und ins Krankenhaus gebracht hat, liegen sah, gehört wohl mit zu den emotionalsten in meinem Leben.

Manicure: Freuen, dass da noch so viel "Baby" an dem Kleinkind ist
Helmet: Jeden Tag sein Wachstum bewundern

Mittwoch, 13. Juni 2018

Eine Handvoll Liam

Eine Handvoll ist er, der Liam. Bei seiner Geburt hat er nur 2,6 kg auf die Waage gebracht, und auch heute ist er noch kleiner und leichter als seine Altersgenossen. Aber das macht er locker wett mit seiner Energie, seinen lustigen Ideen und seinem Durchhaltevermögen.


Zu seinem 5. Geburtstag (ich würde gerne ergänzen „gestern“, aber es ist schon fast drei Wochen her und vor lauter Alltag habe ich es bisher nicht geschafft, zu schreiben) hat er sich einen PJ Masks Kuchen gewünscht. Und davon ist er nicht abgerückt. Und nur Jungs zum Kindergeburtstag. Dabei strenge ich mich so an, ihm beizubringen, dass Jungs auch rosa tragen können und Mädchen sehr gut klettern und Ritter spielen. Netter Versuch, Mama. Also haben wir eine PJ Masks Party mit seinen Kumpels aus dem Kindergarten geschmissen. Der erste richtige Kindergeburtstag! Coole Sache. Man, war ich fertig hinterher. Fix und fertig. So wie in „ich kann mich nicht mehr bewegen, kann mich mal jemand ins Bett tragen?“ Aber alle hatten Spaß.

Pyjamahelden Catboy, Owlette, Gecko - Into the night to save the day! Oh yeah.




Ehrlich, Topfschlagen ist immer noch ein Hit. 

Das war Catboy, wie er übers Hausdach balanciert. 

Tja, Jungs und ihre Superhelden. Jeden Tag hört man mehrere Kampfschreie bei uns im Haus. "Super Cat Speeeeeeed!!!!!" - und schon kommt Matis auf seinen Beinchen um die Ecke geflitzt. "Geckooooo Muscles!" und der schwere Wohnzimmertisch schwebt angsterregend unter Liams Händen und Füßen nach oben. Ich darf dann immer Owlette sein. Das Mädchen Amaya verwandelt sich für ihre Heldentaten in eine Eule und hält locker mit den Jungs mit. So ist das bei uns Pyjamahelden.

Ich bin dankbar für meine drei Jungs (Noel hatte ich für die wilde Party in Sicherheit gebracht), und heute besonders für mein Geburtstagskind Liam. Der auch eine ganz sanfte Seite hat, gerne kuschelt, ganz ruhig und aufmerksam dasitzt wenn Geschichten vorgelesen werden und ein feines Gespür für die Gegenwart Gottes zu haben scheint. Er erinnert mich in einem einsamen Moment daran, dass Gott doch immer bei mir ist. Und fordert mich heraus zu beten, wenn der Alltag hart ist (nicht zuletzt, weil er meinen Geduldsfaden zum Zerreißen spannt, was er natürlich ganz genau weiß). Wenn Kinder glauben. Möge er sich das bewahren. 

Manicure: Bei den Superhelden mitspielen dürfen  
Helmet: Lecker Kuchen (gekauft, ha!!)



Sonntag, 25. März 2018

An einem Sonntag im September

Am Sonntagmorgen vor sechs Monaten war für ein Baby die Zeit im Bauch der Mama ganz plötzlich zu Ende - und wir hatten hopplahopp unseren Noel im Arm. Seither nimmt er es eher gemütlich und hat wohl verstanden, dass man als drittes Kind gut daran tut, erstmal alles zu beobachten, was die Großen so machen.

Aus der Kategorie "Süßestes Neugeborenenfoto"
Noel ist ein ganz heiteres, entspanntes, genügsames Baby. Und somit umso mehr als drittes Kind in Gefahr, nur einen Bruchteil der Aufmerksamkeit zu bekommen, die seine großen Brüder bekommen haben. Und immer noch bekommen. Wer am lautesten brüllt, etcetera etcetera. Er fasziniert uns damit, wie viel er lächelt und lacht, über alles und nichts - und wie wahnsinnig kitzlig er ist, was zu den reinsten Babylachanfällen führt. Seit gestern sitzt er im Hochstuhl mit uns am Tisch, zieht sich zielsicher alles ran und fand den ersten Löffel Kürbispüree gar nicht mal so schlecht.

Baden macht Spaß, sich in Liam's Locken festkrallen auch, drehen und wenn gerade keiner hinguckt durchs halbe Wohnzimmer robben. Doof ist, wenn es zu ruhig ist im Haus und niemand in der Nähe, den man mal anlachen könnte.

Die beiden Großen finden ihren Kleinen einfach toll - sie bestehen auf den Gute-Nacht-Kuss für Noel, reagieren ausgesprochen beschützerisch wenn jemand scherzhaft androht, den goldigen kleinen Kerl mit nach Hause nehmen zu wollen und teilen gerne (zumindest zurzeit noch und manchmal zum Schrecken der Mama) alles von den Trauben bis zur Pizza mit ihm. Nur bei den Spielsachen, da hört es bei Matis auf.



So hast du uns noch mehr Licht in unser sonnendurchflutetes Leben gebracht, liebster Noel. Sei behütet, jeden Tag, wohin dein Weg dich auch führen mag. Happy 1/2 Birthday!

Manicure: Dich auf dem Arm halten - deine kleinen Arme spüren, die sich dabei ganz fest um meinen Hals schließen und deinen Kopf, der sich an meinen Hals kuschelt
Helmet: Dir noch eine Weile die eigentlich zu klein gewordenen Kleider anziehen, weil ich nicht wahrhaben will, wie schnell du wächst 

  

Dienstag, 20. März 2018

Mal wieder 39

Normalerweise feiere ich hier ja nur die Geburtstage meiner Kinder. Aber heute mache ich eine Ausnahme und feiere mich selbst! Weil der Tag so wunderschön war und ich mich so gefreut habe, dass... Trommelwirbel.... mein Mann da war/ist! Er hat kurzfristig und früher als geplant Urlaub bekommen und ist für zwei Wochen hier bei uns. Was für ein Geburtstagsgeschenk! Das hat er dann noch selbst mit einem Kurzurlaub und einer Torte übertroffen. 

Wir sind für drei Tage nach Rusinga Island gefahren, eine wunderschöne Insel im Viktoriasee, wo eine Freundin eine sehr nette, gemütliche Eco-Lodge betreibt. Ich will ja nun niemand in Deutschland neidisch machen - wie ich höre, kämpfen sich die Krokusse dort zurzeit durch den frisch gefallenen Schnee. Wir haben am Swimming-Pool gefeiert und saßen von früh bis spät nur draußen! 


Blick von der Lodge. Schön, oder? Kommt uns gerne besuchen!

Die tolle Geburtstagstorte hat die Fahrt zum Glück gut überstanden (mein Mann hat mich ehrlich gesagt sehr damit erstaunt, dass er wusste, dass ich im Besitz einer Tuppertortendose bin und sogar dran gedacht hat, sie beim Abholen der Torte mitzunehmen). Und ich muss sagen, meine Männer haben sich gut geschlagen beim Ständchen singen. Im Kindergarten singen die Kinder immer eine etwas seltsame zweite Strophe zu "Happy Birthday to you". Ich dachte, ich komme drumrum, als es nach dem Geburtstagsständchen kurz still war. Aber dann schmetterte Liam weiter: "I went to the zoo, I saw a monkey. I saw a fat monkey and I thought it was you!" äääähhhh ja, danke :-) Ich hab dann völlig schamfrei zum Frühstück, zum Mittagessen und zum Kaffee meine Blaubeer-Sahnetorte gegessen.


Jetzt genießen wir noch ein paar Tage miteinander, die Gespräche, den Alltag, das gemeinsam einschlafen und aufwachen. Die Arbeit und das Leben in Bangladesh sind nicht leicht, Joshua tut die Pause gut - wobei er sich kaum Pause gönnt, er hat sich viel vorgenommen für den Urlaub (lauter "Mann-Projekte" wie Mauer bauen, Auto reparieren und so). Die Kinder finden es super, dass endlich wieder Papa da ist - für all die Dinge, die eben nur Papa kann oder Papa ganz besonders gut (bubeln, in den Kindergarten bringen, Autschis versorgen, gemeinsam Ugali essen...). Und ich? Ich tanke auf für die nächsten drei Monate. Und bin einfach nur dankbar. 

Manicure: Ein ganzer Tag Geburtstag mit der kompletten Familie
Helmet: Vielleicht selber ne Torte kaufen, wenn die Zeit ohne Mann zu lang wird? 

Samstag, 10. Februar 2018

+++EILMELDUNG+++Liam belegt 2. Platz im Taekwondo-Turnier+++

Heute hat eine neue Ära für mich begonnen: Ich habe Liam zu seinem ersten Sport-Wettbewerb gekarrt, ihn von der Seitenlinie aus motiviert und dann gebührend seinen Erfolg mit ihm gefeiert. Seit über einem Jahr macht unser Steppke als „Club“ im Kindergarten den koreanischen Kampfsport Taekwondo. Es macht ihm ungeheuren Spaß und lenkt seine Energie in gute Bahnen. Der Trainer liegt mir schon lange in den Ohren, ihm mal einen Anzug zu kaufen und ihn zu einem Turnier anzumelden. Also gut. Hiermit bin ich nun also auch eine Cheerleader-Mama.




Sieben Schulen waren an dem freundschaftlichen Taekwondo-Turnier beteiligt, Kinder von drei bis zwölf Jahren sind in ihren Altersgruppen gegeneinander angetreten.

Das unzertrennliche Trio aus dem Kindergarten: Jayden - Liam - Praise

Liam hat seine Sache gut gemacht. Zwischendurch hat er die Lust verloren und wollte lieber zu Freunden, bei denen Matis in der Zwischenzeit spielen durfte. Er hat sich aber jedes Mal wieder begeistern lassen und frisch und zackig mit den Kicks und „Hiiiii-AH!“-Rufen weitergemacht. Und einen super 2. Platz belegt! Gut gemacht, Liam, wir sind stolz auf dich!

Manicure: besondere Zeit mit dem Erstgeborenen verbringen
Helmet: zur (eigenen) Belohnung lecker Milchshake trinken gehen

Gratulation zur coolen Silbermedaille!

Die Fans am Mattenrand

Mittwoch, 7. Februar 2018

Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose

“But he, that dares not grasp the thorn        
Should never crave the rose.”                       (Anne Brontë)

(Frei übersetzt: “Wer es nicht wagt, in eine Dorne zu fassen, sollte niemals Rosen begehren.“

Zurzeit habe ich das Gefühl, mir immer wieder ordentliche Kratzer und blutige Fingerspitzen zu holen, wenn ich mit beiden Händen nach meinen (metaphorischen) Rosen greife. Aber die Rosen sind so schön... ich will nicht auf sie verzichten. Wer wollte da schon zimperlich sein?

Eine meiner Rosen ist Kenia. Ein wunderschönes Land, einfach „Jenseits von Afrika“. Hier zu leben ist ein Privileg. Der Rhythmus ist ein bisschen langsamer, man braucht irgendwie weniger (was mir vor allem auffällt, wenn ich mit meinen sonnengebleichten Klamotten auf Deutschlandbesuch bin und mir vorkomme, als hätte ich ein Neonschild mit „ich lebe als Aussteigerin in Schwarzafrika“ um den Hals), jeden Tag strahlt ein blauer Himmel.

Und dann fällt tagelang der Strom für 8-14 Stunden aus, und keiner weiß warum. Autsch. Immer wieder fließt kein Wasser, ohne Vorwarnung. Autsch. Schon wieder ist eine Maus durch unser Haus geflitzt. Manno, AUTSCH! Einkaufen ist oft eine Herausforderung, man rennt von Supermarkt zu Supermarkt für ganz normale Artikel wie Taschentücher oder Butter und findet die kreativsten Wege, um etwas besonderes wie Brot und Parmesan kaufen zu können. Das kratzt ein bisschen. Der durchschnittliche Handwerker liefert eine miserable Qualität ab; Telefonnummern von guten Lieferanten (vom Arzt bis zum Mechaniker) werden wie Goldbarren gehandelt. Noch ein Kratzer. Der Staub, dieser ewige feine, braune Staub, der nonstop durch jede Ritze kommt und sich überall festsetzt. Autsch. Die kilometerlangen Schotter-Schlaglochpisten, weil Straßen gerade erst gebaut werden oder schon wieder kaputt sind. Jeden Tag holterdipolter auf dem Weg in die Stadt. Verflixt, schon wieder gekratzt. Die politische Situation ist nach wie vor nicht gut, eine echte Demokratie in weiter Ferne. Es kommt seit den Wahlen im August immer wieder zu Unruhen. So wie gestern, auf einmal brennen wieder Autoreifen und die Straßen sind mit Steinen blockiert, es fliegen Schüsse und Steine und Tränengas vernebelt alles. Ich wusste bis kurz vor knapp nicht, ob und wie ich meine Kinder am Nachmittag aus dem Kindergarten abholen kann. Das piekst richtig dolle.

Unser Elektriker. Keine Ahnung, wie der das macht.

(Eine meiner liebsten Rosen ist mein Mann, aber der ist zurzeit nicht da. Das tut weh. Und drei Kinder, die ich wie verrückt lieb habe und die mich manchmal ganz irre machen. Pieks. Pieks. Pieks. Mir geht es aber in diesem Post hauptsächlich um Kenia.) 

Das Beste, was mir dieses Land geschenkt hat. 

Ich hab so einen großen, herrlichen Strauß Rosen in meinem Leben. Ganz viele davon haben ein Kenia-Etikett. Ich weiß nicht, ob diese Sorte mehr Dornen hat als andere, aber zurzeit pieksen sie ganz ordentlich. Aber dank Anne Brontë ist mir nun auch wieder klar, dass ich sie trotzdem haben will. Um mich an ihnen zu freuen.   

Manicure: Kenia, meine Rose
Helmet: die Schönheit sehen