“But he, that dares
not grasp the thorn
Should never crave the
rose.” (Anne Brontë)
(Frei übersetzt: “Wer
es nicht wagt, in eine Dorne zu fassen, sollte niemals Rosen begehren.“
Zurzeit habe ich das
Gefühl, mir immer wieder ordentliche Kratzer und blutige Fingerspitzen zu holen,
wenn ich mit beiden Händen nach meinen (metaphorischen) Rosen greife. Aber die
Rosen sind so schön... ich will nicht auf sie verzichten. Wer wollte da schon
zimperlich sein?
Eine meiner Rosen
ist Kenia. Ein wunderschönes Land, einfach „Jenseits von Afrika“. Hier zu leben
ist ein Privileg. Der Rhythmus ist ein bisschen langsamer, man braucht
irgendwie weniger (was mir vor allem auffällt, wenn ich mit meinen
sonnengebleichten Klamotten auf Deutschlandbesuch bin und mir vorkomme, als
hätte ich ein Neonschild mit „ich lebe als Aussteigerin in Schwarzafrika“ um
den Hals), jeden Tag strahlt ein blauer Himmel.
Und dann fällt tagelang
der Strom für 8-14 Stunden aus, und keiner weiß warum. Autsch. Immer wieder
fließt kein Wasser, ohne Vorwarnung. Autsch. Schon wieder ist eine Maus durch unser Haus geflitzt. Manno, AUTSCH! Einkaufen ist oft eine
Herausforderung, man rennt von Supermarkt zu Supermarkt für ganz normale
Artikel wie Taschentücher oder Butter und findet die kreativsten Wege, um etwas
besonderes wie Brot und Parmesan kaufen zu können. Das kratzt ein bisschen. Der
durchschnittliche Handwerker liefert eine miserable Qualität ab; Telefonnummern
von guten Lieferanten (vom Arzt bis zum Mechaniker) werden wie Goldbarren
gehandelt. Noch ein Kratzer. Der Staub, dieser ewige feine, braune Staub, der nonstop
durch jede Ritze kommt und sich überall festsetzt. Autsch. Die kilometerlangen Schotter-Schlaglochpisten, weil Straßen gerade erst gebaut werden oder schon wieder kaputt sind. Jeden Tag holterdipolter auf dem Weg in die Stadt. Verflixt, schon wieder gekratzt. Die politische
Situation ist nach wie vor nicht gut, eine echte Demokratie in weiter Ferne. Es
kommt seit den Wahlen im August immer wieder zu Unruhen. So wie gestern, auf
einmal brennen wieder Autoreifen und die Straßen sind mit Steinen blockiert, es
fliegen Schüsse und Steine und Tränengas vernebelt alles. Ich wusste bis kurz
vor knapp nicht, ob und wie ich meine Kinder am Nachmittag aus dem Kindergarten
abholen kann. Das piekst richtig dolle.
Unser Elektriker. Keine Ahnung, wie der das macht. |
(Eine meiner
liebsten Rosen ist mein Mann, aber der ist zurzeit nicht da. Das tut weh. Und
drei Kinder, die ich wie verrückt lieb habe und die mich manchmal ganz irre
machen. Pieks. Pieks. Pieks. Mir geht es aber in diesem Post hauptsächlich um
Kenia.)
Das Beste, was mir dieses Land geschenkt hat. |
Ich hab so einen
großen, herrlichen Strauß Rosen in meinem Leben. Ganz viele davon haben ein
Kenia-Etikett. Ich weiß nicht, ob diese Sorte mehr Dornen hat als andere, aber
zurzeit pieksen sie ganz ordentlich. Aber dank Anne Brontë ist mir nun auch
wieder klar, dass ich sie trotzdem haben will. Um mich an ihnen zu freuen.
Manicure: Kenia, meine Rose
Helmet: die Schönheit sehen
Helmet: die Schönheit sehen
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