Sonntag, 31. Juli 2011

Mein Haus, mein Traktor, mein Schaf

Vor etwa zwei Wochen machte Joshua den Vorschlag, dass wir doch langsam anfangen könnten, Zuhause ein Haus zu bauen. „Langsam“ heißt: so bald wie möglich, „Zuhause“ heißt: auf dem väterlichen Gelände, „Haus“ heißt: Lehmhütte. Für einen Mann in Kenia, vor allem für einen Luo (Joshua’s Volksgruppe) ist es ausgesprochen wichtig, ein Haus „at home“ zu haben, auf der väterlichen Scholle. Dort ist Heimat, dorthin kann man immer zurück kommen.


Wir haben also flugs unseren Wunsch-Grundriss gezeichnet und das Budget kalkuliert. Ein paar Abende später haben wir zufällig einen Freund eines Freundes in der Bar getroffen, er ist Lehmhausbaumeister hat und bei einem bzw. für ein Bier alles nochmals durchgerechnet (günstige Angelegenheit, so ein Lehmhaus) und die richtigen Mengen an Material in meinem Notizbuch aufgelistet. Am Tag drauf ging es ans Bäume begutachten und fällen – das Holz für die tragenden Pfosten, dazu biegbare, aber feste Zweige für die Querverstrebungen. Ein Blick auf die Liste – was es noch braucht: Nägel, Sand, Schotter, Zement, Wellblech, Lehm, Dachbalken, Fenster, Türen. Das war’s eigentlich schon. Das kann locker alles mit unserem Traktor ins Heimatdorf Ahero transportiert werden. Dazu noch ein paar Arbeiter aus der Gegend. Früher haben die Nachbarn gemeinschaftlich gemanscht, innerhalb eines Tages stand die Hütte, und zur Feier des Tages konnte dann das eigens geschlachtete Schaf verzehrt werden. Heute kommt das Dorf immer noch zusammengelaufen – allerdings nur für den zweiten Teil. Wir haben also einige junge Leute angestellt, die unsere angeblich großen 41 qm (plus 6 qm Terrasse) in 4 Tagen aufgebaut und mit einem Dach, Fenster und Türen versehen haben. Ich habe natürlich mit angepackt – beim Matsch schichten, beim Fenster gerade rücken (das Augenmaß kenianischer Bauarbeiter ist irgendwie schräg), und bei der Versorgung der Mannschaft mit Essen. Wie es Tradition ist, haben wir gleich die allererste Nacht nach Baubeginn im neuen Heim verbracht – mit provisorischem Dach, Lagerfeuer im Wohnzimmer und Wellblech vor den noch offenen Türen und Fenstern. In den kommenden Tagen wird noch das Plumpsklo samt Freiluft-Dusche gebaut, eine Stromleitung vom Nachbar rübergezogen und die Wasserleitung bis zum Haus verlängert. Die Einrichtung ist größtenteils vorhanden, ein altes Sofa, ein Bett, eine Kommode, Geschirr, ein Gaskocher - das reicht für’s erste.

Der Traktor bringt Pfosten und Fitos...
...und wir matschen schwungvoll die ersten Lehmbatzen ans Haus.

Was vom Schafe übrig blieb... und das wurde am nächsten Tag auf dem Grill geröstet und geknuspert.

Mal sehen, wie viel Zeit wir letztlich dort verbringen, schließlich sind wir nur 25 km entfernt in Kisumu eingerichtet. Aber so als Wochenenddomizil im Grünen ist es sehr schön. Deswegen wollte ich wenn schon, denn schon wenigstens auch eine sogenannte Banda vorm Haus haben, damit ich das Urlaubsgefühl auf dem Lande voll auskosten kann. Eine Banda ist eine ringsum offene Rundhütte mit einem Grasdach, wie man sie am Strand oft sieht. Die bauen wir nun als nächstes. Und mit Sicherheit werde ich dort meine Hängematte aufhängen. Da schaukle ich dann, Josh bringt mir gegen Abend einen Drink und ich schaue zu, wie die Sonne am fernen Ende unseres Grundstücks glutrot im afrikanischen Busch versinkt...

Manicure: Füße und Seele in der Hängematte baumeln lassen
Helmet: Trägt kein Mensch auf einer Lehmbaustelle


Die stolzen Bauherren vor ihrer Hütte - das erste Stück Wellblech liegt auf dem Dach. Inzwischen ist es komplett, und Türen und Fenster sind eingesetzt - Foto folgt bei Gelegenheit!