Samstag, 28. Dezember 2019

Und wieder hat es nicht geschneit

„Mama, schneit es morgen endlich? Ich will wo hinfahren, wo ich morgens in dein Bett komme und sage, Mama, steh auf, es schneit!“ Armer Matis (4 Jahre). Bei uns in Kisumu wird es wohl nie schneien, auch wenn ja in wirklich in allen Weihnachtsbüchern Schnee liegt. Aber wir haben unser Haus schön weihnachtlich dekoriert (mit den hier gegebenen Möglichkeiten). Das war nämlich seine zweitwichtigste Frage diesen Advent: „Können wir was dekorieten?“ (mit t, dank dem englischen ‚to decorate‘. Meine sprachverwirrten Kinder brauchen dringend mal wieder einen Deutschlandaufenthalt).

Die Weihnachtsfeier im Rainbow Kindergarten hat unsere Adventssaison eingeläutet. Schon wochenlang haben wir zuhause immer wieder lautstarke und fröhliche Kostproben der Lieder und Verse gehört. Bei der Vorführung haben dann alle drei Jungs mehr oder weniger engagiert mitgemacht. Liam ist immer noch eine kleine Rampensau, Matis hatte auch Spaß, war aber etwas abgelenkt, und Noel war ganz still und hat nur geschaut – so wie offensichtlich auch meistens im Kindergarten. Die Betreuerinnen sagen immer wieder, er sei ihr Lieblingskind, so schön leise und brav. Wieso nur sind Kinder zuhause ganz anders?!



Noel ist das Mädchen ganz links ;-) 

In der Nacht kam der Nikolaus durch den Kamin und hat erstaunlicherweise in die verdreckten Stiefel der Kinder was reingesteckt. 


Mitte Dezember haben wir unseren Weihnachtsbaum dekoriert. Wir haben uns endlich einen künstlichen Baum gegönnt, die einzige und somit akzeptable Alternative hier. 


Zwei Freundinnen haben für die Kinder unserer Ladies Bible Study eine „Kids Christmas Party“ organisiert, mit viel Basteln, Pizzaessen und Weihnachtsgeschichte lesen. Ein schöner Samstag. Ausgerechnet an dem Wochenende lag Liam leider mit Magen-Darm-Grippe im Bett.



Zuhause noch ein Lebkuchenhaus dekorieren

Heilig Abend selber haben wir es uns wieder mit ein paar deutschen (also meinen Kindheits-) Traditionen schön gemacht. Weihnachtskekse essen, Lieder singen und Geschenke auspacken, die ja dieses Jahr sogar unter den Baum passten. Bis auf Matis‘ Fahrrad, mit dem wir dann gleich noch eine Runde raus auf einen Spaziergang und Fahrradfahren üben gegangen sind. Zurück im Haus war zur Festessenszeit auf einmal Kinderdrama (alle übermüdet, überzuckert, überaufgeregt) und gleichzeitig fiel der Strom aus, womit meine gute Weihnachtslaune kurz in den Keller ging und ich mich nur noch unter dem Weihnachtsbaum zusammenrollen und verstecken wollte. Wo mir dann wieder einfiel, dass es ja um das Wunder der Krippe geht: „Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr.“ Die Freudenbotschaft, die mir das Leben mit und ohne Strom, zu Mama-Hoch- und Tiefzeiten, an guten und an schlechten Tagen froh macht.

Erstmal die Kühe vorbeilassen, dann gehts weiter. 
Am ersten Feiertag kam eine befreundete deutsch-kenianische Familie zum Brunch, die gerade aus Tansania zu Besuch da ist. Wir haben den ganzen Tag so herrlich verquatscht und verspielt, dass es nicht ein einziges Foto davon gibt. 

Da war doch auch bei uns im unweihnachtlichen Kisumu ganz schön was los in der Adventszeit. So mag ich es und bin dankbar dafür.

Manicure: Das gute Gefühl, Weihnachten wieder dauerhaft zu lieben  
Helmet: Den Kunsttannenbaum so wild beleuchten, dass er fast echt aussieht 

Donnerstag, 19. Dezember 2019

Dachschindeln, Wellblechdach, Zeltplane und Reetdach

Eigentlich hatten wir einen Campingurlaub geplant. Eigentlich wollten wir länger am Bogoriasee sein. Eigentlich sollte es zurzeit im Westen Kenias jeden Tag trockener und heißer werden und kein bisschen regnen. Da „eigentlich“ aber Blödsinn ist und abgeschafft werden sollte, lief alles anders. Wir haben statt zelten spontan Unterkünfte gebucht und uns einfach kenianisch treiben lassen, nach dem Motto: „Heute ist heute, morgen ist ein neuer Tag und wird schon für sich selber sorgen.“ Wir haben unseren Urlaub deswegen nicht weniger genossen, ganz im Gegenteil! Was für ein schönes Adventsgeschenk an uns selbst, gemeinsame Zeit, feine Entdeckungen und kleine Abenteuer. 

Mein Erinnerungsalbum an Dachschindeln in Nairobi, Wellblechdach am Naivashasee, Zeltplane am Bogoriasee und Reetdach in Iten:

Im Nationaltheater in Nairobi mit Liam in einer Ballettvorführung: Der Nussknacker. 

Liam saß fasziniert da und hat gestaunt, und ich habe seine Begeisterung und die Live-Musik des Profi-Orchesters genossen.

Noel und Matis waren derweil mit Papa unterwegs und durften am anderen Tag als Urlaubs-Highlight in einen Indoor-Abenteuer-Spielplatz. Was es in der Hauptstadt nicht alles gibt...


Nächster Stop: Crescent Island, Naivashasee. Der halbe Rand eines Kraters bildet die mondförmige Halbinsel, auf der Zebras, verschiedene Antilopenarten und angeblich auch ein Büffel frei herumlaufen. Giraffen gibt es im zugehörigen Park auch zu bestaunen.  

Das Tolle ist, dass man Crescent Island zu Fuß erkundet und sich den Tieren bis auf ein paar Meter nähern kann (es sei denn, man hat 2-6 jährige Jungs dabei, die sich wie Großwildjäger aufführen und die Gnuherde vertreiben).


Der fischbegeisterte Luo-Mann hat mal eben einen Fischer ans Ufer schwimmen lassen, der seine noch zappelnde Beute anbietet.  


So ist der Fisch mir dann lieber, vor allem, wenn der Luo-Mann ihn gekocht hat :-)

Die nächsten zwei Tage waren wir am Bogoriasee, der für seine tausenden von Flamingos bekannt ist. Wegen den anhaltenden Regenfällen gab es Hochwasser und die Flamingos sind davon geflogen... immerhin ein paar hundert haben sich uns noch gezeigt. 

 
Das andere Highlight des Bogoriasees sind die heißen Quellen, die bei normalem Wasserstand wie Geysire in die Höhe schießen. Wir sahen nur einige kleine Geblubber, aber zum Eier kochen hat es gereicht. 
Hier konnten wir auch endlich unser Zelt aufschlagen. Da haben die Kinder tatsächlich am Besten geschlafen und am nächsten Morgen das Campingfrühstück genossen...

...Logisch, wenn man sich am Morgen schon ein Marshmallow am Feuer rösten darf...


Letzter Halt: Rift Valley, genauer gesagt das Keriotal.

In Iten auf 2.350 Meter war es herrlich kühl, mit dichtem Nebel am Morgen, da kamen schon fast herbstliche Alpengefühle bei mir auf. 


Iten ist als Höhentrainingslager für Läufer bekannt. Oder für gemütliches Hängemattengeschaukel.

Und - bingo! - es waren zwei Familien mit Kindern im gleichen Alter da, so dass wir Liam und Matis von morgens bis abends nicht gesehen haben, nur hier und da hörte man die Kinder aus verschiedenen Ecken rufen und spielen. Mein erholsamster Urlaubstag, an dem ich sogar ein paar Kapitel meines Buchs weglesen konnte. Was für ein Luxus. 

So bunt war das. Zehn wunderbare Tage. Und vielleicht auch ein Anreiz für den einen und die andere, uns mal besuchen zu kommen? Ist so schön hier! Karibu sana, wir freuen uns auf euch!

Manicure: Gemeinsam im Zelt mit all den Geräuschen der Natur einschlafen und aufwachen  
Helmet: Das Zelt gegen ein Haus austauschen