Freitag, 26. Dezember 2014

Mein fünfjähriges kenianisches Weihnachtsjubiläum

Jetzt bin ich aber selber erschrocken. Fünfmal habe ich schon in Kenia Weihnachten gefeiert?! Das erste Mal war ich nur zu Besuch, da haben wir hier im Haus in Mamboleo eine Party mit Familie und Freunden geschmissen. Das zweite Jahr haben wir auf dem Dorf gefeiert, da habe ich die meiste Zeit nur die Zähne zusammen gebissen und ansonsten geheult, weil ich es so fürchterlich unweihnachtlich fand und mir das schreckliches Heimweh verursachte. Aus dem Jahr stammt auch mein vielleicht leicht ins verbissene gesteigerter Wunsch, es Weihnachten in Kenia schön zu haben. Das dritte Jahr haben wir uns (auf meine Initiative natürlich) davon gemacht und hübsch gemütlich zu zweit in einem kleinen Hotel nicht weit von Kisumu gefeiert. Dann kam das Schreckensjahr mit den Überfällen, der zweite ein paar Tage vor Weihnachten. Und dieses Jahr? War bisher eindeutig das Beste! Wir steigern uns!

Zuerst mal die Adventszeit: Wir hatten einen Adventskranz, Liam einen Adventskalender, eine Krippe, viel Weihnachtsmusik, ein bisschen Deko und selbst gebackene Weihnachtsgutsle. Meine schwäbische Freundin und ich haben wieder zusammen gebacken, während ihre schon größeren Kinder Liam bespaßt haben. Nur die Temperaturen um 30 Grad verhindern weitere weihnachtliche Gefühle!

 

Am 24. Dezember haben wir deutsche Weihnachten gefeiert. Wie ganz früher unsere Weber-Familientradition war, wurde das Bäumchen erst an dem Tag aufgestellt und geschmückt. Wir haben letztes Jahr extra welche im Garten gepflanzt, die nahe genug rankommen an Weihnachtsbäume. Da habe ich eins ausgesucht und abschlagen lassen. Leider sind die Zweige noch recht dünn, deswegen gibt es nur Mini-Lichterketten und leichtgewichtigen Schmuck. Aber hübsch sieht es aus. Einen Gottesdienstbesuch gab es leider nicht, der findet in meiner Gemeinde schon am 4. Adventssonntag statt. Zum Abendessen gab es eine festlich geschmückte Tafel mit Kartoffelsalat nach Oma Ruit’s Rezept, Saitenwürstchen und noch dies und das. Liam fand den Kartoffelsalat super! Das würde (Ur-) Oma freuen! Dann die Bescherung für Liam; unser Geschenk steht draußen in Form unserer neuen Mauer, auf die ich ja auch noch ein Bild malen lassen will. 


 

Der 25. Dezember ist in Kenia der wichtigste Tag. Auch wenn ihn viele Familien gar nicht so richtig feiern. Siehe meine. Also dachte ich mir, wir laden mal die Verwandtschaft vom Dorf ein und verwöhnen sie. Statt der eingeladenen und erwarteten Massen kam nur meine Schwägerin Arosi. Und Joshuas erwachsene Kinder. Egal, dachten wir uns, laden wir eben unseren Guard und seine beiden hier mit ihm lebenden Kinder ein. Was haben die sich gefreut! Echte Weihnachtsfreude!! Das ganze verlief natürlich leicht chaotisch, Mittagessen gab’s so um 16 Uhr (ich habe dazugelernt und ganz entspannt um eins schon mal den Kühlschrank für einen kleinen privaten Snack geöffnet, dann irgendwann Kaffee getrunken, um dann mit dem eigentlichen Mittagessen weiterzumachen). Arosi hat sich erwartungsgemäß am meisten über den Kuchen gefreut und da ja wenig Gäste da waren, konnte sie noch ein dickes Stück mit nach Hause nehmen. Joshua und ich saßen abends noch ein bisschen gemütlich auf der Veranda und sind dann zufrieden ins Bett. Fein. 

Festessen in Kenia = Fleisch!!! 
Wie wohl nächstes Jahr wird... noch besser? Eine Steigerung im nächsten Jahr kann eigentlich nur eins bedeuten: Wir fahren nach Deutschland! Ja? Ja bitte!!

Manicure: An Weihnachten das Christfest feiern
Helmet: Ein gelber Plastikeimer 

Liams lustigstes Spiel diese Weihnachten: Mit Eimer auf dem Kopf rumrennen und voller Vergnügen gegen alles mögliche rempeln.

Montag, 22. Dezember 2014

Eine weitere Seite Sicherheit

Gerade noch vor unserem einjährigen Jubiläum in Mamboleo haben wir es geschafft: Die lange geplante Mauer auf der linken Grundstücksseite ist gebaut! Schön ist sie noch nicht, aber sie steht, und das zählt. Wir hatten bisher nur vorne zur Straße hin eine Mauer. Das sieht man oft, Grundstücke die nur gerade mal so viel Mauer haben, dass das geschmiedete Tor nicht umfällt. Immerhin, wir hatten die ganze Frontseite stehen.

Eine Woche lang haben die Handwerker geschafft. Den Zaun und die Hecke rausreißen beziehungsweise ausgraben, einen Baum fällen, den Graben für das Fundament ziehen – und dann Stein auf Stein, Stein auf Stein. Ich dachte ja, ich würde mich danach eingemauert fühlen. Das Gegenteil ist der Fall: Wo die Mauer aufhört, ist nur noch blauer Himmel zu sehen, und das ist deutlich hübscher als die schluderigen Nachbarshäuser auf der Seite (die andere Seite ist besser). Außerdem planen wir, die Mauer irgendwann im nächsten Jahr zu verputzen. Und vor meinem Bürofenster wünsche ich mir ein schönes Wandgemälde von unserer Freundin Linda, die schon unsere Toilette im Lehmhaus aufm Dorf so zauberhaft aufgehübscht hat.

In den Graben soll sie rein, die Mauer. Alles feinste Handarbeit.
Liam hat super mitgeholfen. Einer muss ja sagen, wo's lang geht!
Unser Guard Martin freut sich auch, dass die Seite zur Gasse zu ist. Kann er ruhiger schlafen nachts :-)

Aber gut, dass die Woche vorbei ist. Zum Einen waren die zwei Nächte „ohne“ unangenehm. So eine offene Flanke fühlt sich nicht gut an. Aber viele heran gebetete Schutzengel waren besser als jeder Zaun und jede Mauer! Und zum Andern sind Handwerker aus den bekannten Gründen anstrengend. Die kenianischen noch mal mehr, weil man sie versorgen muss. Tee und Butterbrote zum Vesper, dann Porridge zwischendurch und schließlich ein spätes Mittagessen. Ganz schön viel Geklapper in der Küche für 8-10 Mann. Plus die drei, die für die Woche bei uns übernachtet haben, weil sie von weit her kommen (Joshua kennt sie von Zuhause). Aber sie haben gute Arbeit gemacht. Jetzt muss nur noch der Garten wieder auf Vordermann gebracht werden, und dann kann 2015 kommen. 

Manicure: Nach Menschenermessen sicher(er) sein
Helmet: Die Sicherheit irgendwann hübscher machen


Et voilà!

Freitag, 12. Dezember 2014

Martin und sein kaputtes Pony

Es wird Zeit, dass ich mal unseren Martin vorstelle. Martin ist unser Night Guard (also Nachtwächter, wobei sich das auf deutsch nach einem alten Mann mit langem Mantel anhört, der bei Einbruch der Dunkelheit durch die Straßen läuft und die Gaslaternen anzündet), den wir von unserer Sicherheitsfirma zugewiesen bekommen haben. Seit wir nach Mamboleo gezogen sind, arbeitet er für uns, also ein knappes Jahr. Er kommt abends gegen halb sieben und geht in der Früh um sechs. Ich bin für ihn „Madam“ und Joshua nennt er „Boss“. Martin ist irgendwie ein witziger Typ – er hat immer viele Geschichten zu erzählen und wir lachen viel, wenn ich seinen kenianisch-englischen Dialekt nicht verstehe oder er mich nicht, weil ich, wie er behauptet, ein sehr kompliziertes Englisch hätte. Sein Englisch ist von seinem kenianischen Dialekt eingefärbt, dem Kisii (so wie man einen Schwaben wohl auch immer am Englisch erkennen wird). An fast jedes Wort wird ein „i“ angehängt, und „f/ph“ ist „p“. Einmal hat er mir minutenlang versucht zu erklären, warum sein „Pony“ nicht funktioniert und dass er ein neues braucht. Sein Pony ist kaputt? Ja, sein Pony! Aber was ist denn los mit seinem Pony?? ( Wie kann sich ein Guard ein Pony leisten, und er kommt doch immer mit dem Fahrrad?!) – Bis er es endlich aus der Tasche gezogen und mir gezeigt hat, das Pony/Phone/Telefon!

Inzwischen ist Martin viel mehr als nur Night Guard: Er ist Hilfsgärtner, Mann für alles, Liam’s Freund. Ganz aufgeregt rennt Liam zur Tür, wenn er das Tor klappern hört – Ma! Ma! Ma! Martin’s Uniform hat so spannende Taschen, die man untersuchen kann, außerdem hat er einen großen Schlüsselbund und eine Taschenlampe. Das macht ihn zu einem äußerst attraktiven Freund für einen Dreikäsehoch – neben der Tatsache, dass der Mann einfach ein großes Herz und Liam sehr gern hat.

Die Jacke ist ein Erbstück von meinem Vater. Martin ist so stolz drauf, dass er fürs Foto extra die Kapuze aufgesetzt hat. 

Eins ist allerdings bei Martin wie bei allen anderen Night Guards auch: Er schläft irgendwann im Laufe des Abends oder der Nacht ein. Manchmal hören wir friedliches Schnarchen vor dem Fenster, manchmal braucht es sehr vehementes Türenklappern und Rufen, damit er uns hört. Gut, dass wir unsere Schäferhündin Jeannie haben, die ganz wach und aktiv ums Haus rennt. Wobei ich die beiden auch schon friedlich nebeneinander ruhend auf unserem Sofa auf der Veranda erwischt habe... Naja. Immerhin zieht sich Martin nicht die Stiefel aus und legt die Füße aufs Verandamäuerchen, so wie das ein Ersatzguard gemacht hat. Ein anderer kam im Juni mit einer Nikolausmütze gegen die Kälte an, das fand ich auch irgendwie irritierend, so im Vorgarten. Martin ist auf seine Art begeistert von Regen ("It's raining wonders, Madam! Wonders!!") und zieht sich einfach wenn's kühler wird Socken über die Hände. Vielleicht wird das mein nächstes Mitbringsel aus Deutschland für ihn: ein paar ordentliche Handschuhe.

Wer wird denn da schlafen?!

Manicure: Mit Martin über Ponies kalauern 
Helmet: Ein Wachhund neben dem Wachmann