Freitag, 1. April 2011

Die Haustante

Seit vier Wochen bin ich in den USA bei meiner Schwester und ihrer Familie, und seit zwei Wochen rätsele ich, über was ich denn mal wieder schreiben könnte. Es ist ja nicht so, als ob man als stay at home auntie (alias Supernanny) mit vier Nichten unter vier und einem Hund keinen interessanten Input bekommen würde. Ganz im Gegenteil. Lustiges und philosophisches ist darunter. Manchmal vermischt sich auch beides, wild und quirlig. Zum Beispiel, wenn die beiden Großen ihre jeweiligen Wahrheiten kund tun. Lily (4 Jahre alt) war neulich beim Frühstück mächtig angekratzt, weil das Weißbrot aus war. Ihre spontan erdachte und geäußerte Wahrheit: „Gott hat gemacht, dass wir weißes Brot zum Frühstück essen, und Jesus hat gemacht, dass wir braunen Toast zum Lunch haben. Gott ist jetzt sehr traurig, weil es kein weißes Brot gibt.“ Okay... Und Mia (2 Jahre alt), zitiert immer dann, wenn ihr es passt, entweder Mama oder Papa. Ein Beispiel ihrer Wahrheiten, wenn ich mal wieder versuche, unauffällig ihren Schnuller beiseite zu legen: „Papa sagt, Mia Binky! (=Schnuller)“. Aha. Dabei versuchen wir doch gerade, ihr das Dauergenuckel ein wenig abzugewöhnen? Ganz so wortreich ist es bei den beiden Jüngsten nicht. Die fünf Wochen alten Zwillinge konzentrieren sich noch voll aufs nuckeln und pupsen. Und das soll man ja nicht persönlich nehmen und nicht allzuviel hineininterpretieren. 

Wenn die großen Fragen des Lebens geklärt sind, spielen, basteln, lesen, kuscheln, quatschen, albern wir. Dann Bücherei, Zoo, Kindersport, ..., Starbucks! Heute gab es strahlenden Sonnenschein (endlich! Der Himmel über Salt Lake City hatte bisher viel zu viele Schnee- und Regenwolken!), und Lily hat eine exklusive Live-Show im Garten gegeben, die es in sich hatte. Bob the Builder, Utah Gymnastics, Kindergartenlied A-too-di-ta, Dora the Explorer – alle in einen großen Auftritt gepackt! Grandios! (In 'ne Abendvorstellung im Theater schaffen wir es ja leider derzeit nicht, und mit meiner Fremd-Stilldemenz und -Müdigkeit würde ich vermutlich ohnehin nicht viel mitkriegen.) Und wenn ich dann noch eine spontane monsterdicke Kinderumarmung bekomme, ist doch alles Gezeter ob hundertfach umgeschmissenen Saftbechern, Schwester hauen oder nicht, Regenstiefel oder Turnschuh, Brot längs oder quer geschnitten ganz fix vergessen.

Ach was, was brauch ich groß schreiben. Ich bin glücklich hier, und glückliche Menschen brauchen keine großen Geschichten.

Manicure: Kinderquatsch und Kinderliebe
Helmet: Vor Atompupsis in Deckung gehen

In Auntie's Bett
Mit Tante Katja den Affen machen...
...und zu Starbucks gehen.