Dienstag, 23. Februar 2021

Endlich zurück in der Schule!

Am 06. Januar war es nach 300 (gefühlt 300.000) Tagen soweit: Die Jungs sind in die Schule zurück! Ein dreifaches Hipphipphurra Hallelujah! Wobei es bei Liam, Matis und Noel natürlich gemischte Gefühle gab, die fanden das Leben und Lernen daheim herrlich und hatten sich dran gewöhnt. Außerdem ist wirklich alles neu für sie: Wir haben eine neu gegründete Schule bei uns in der Nachbarschaft entdeckt, die uns sehr sympathisch ist, christlich geprägt, mit kleinen Klassen und einer gabenorientierten Förderung der Kinder - alles in allem sehr modern für eine kenianische Schule. Es geht mit Kindergarten los, das heißt alle drei können miteinander in der gleichen Schule sein. Was mir auch extrem gut gefällt: Wir können hinlaufen, je nach Kinderlaune dauert das 10-15 Minuten, auf dem Heimweg etwas länger. Kein tägliches Geholper und Gerumpel über unsere Mamboleo Road mehr! Und die Jungs sind am Morgen schon mal einen Schwung Energie los, statt eine halbe Stunde im Auto zu sitzen. 

Ein Privathaus, das zur Schule umfunktioniert wurde

Am Morgen hält sich die Begeisterung bei manchen noch in Grenzen


Bisher läuft es gut, die Lehrer:innen sind nett und die Jungs haben Freundschaften geschlossen. Wir haben sogar zwei Nachbarjungs kennengelernt, die in Liams und Matis Alter sind und mit denen sie jetzt ab und zu den Heimweg gehen oder Samstags eine Runde kicken. Liam probiert Golfspielen aus, beide Großen haben die Gebärdensprache auf dem Lehrplan, und Noel ist stolz wie Bolle, wenn er zuhause sein Hausaufgabenheft auspackt (und darin sein tägliches Ausmalbild vollkritzelt). Es gefällt ihnen sogar so gut, dass Liam und Matis freiwillig Samstags drei Extrastunden in die Schule gehen um Schach zu spielen und ein wenig Französisch und Gebärdensprache zu üben. Ça va bien, merci! Und Noel genießt die Zeit mit Mama allein daheim.      



Doch, Mädels gibt es auch, auch wenn hier die Jungs den Sandkasten besetzt haben

Tja, und die Schuluniformen für alle... Liam mit echter Krawatte, Matis und Noel mit Schummelschlips am Gummiband statt zum binden. Irgendwie sieht es ja nett aus, aber es ist irre nervenaufreibend, am Morgen drei Jungs in enge, hohe Schulstrümpfe und Hemden mit Knöpfen zu kriegen. Matis weigert sich, die schwarzen Schulschuhe anzuziehen und für Noel habe ich noch nicht mal nach welchen geschaut. Die Standardmodelle sind schwer und unbequem, das hat noch Zeit, finde ich. Vielleicht finden wir beim nächsten Deutschlandbesuch was bequemes, was als Schulschuh durchgehen kann.

Mittwochs ist Sporttag, da gehen alle in Sport-Uniform - Kurze Hose und T-Shirt, zack fertig, ein Traum!



Um die verpassten zehn Monate aufzuholen, hat die kenianische Regierung entschieden, drei Schuljahre im Schweinsgalopp in zwei Kalenderjahren durchzuziehen. Ferien gibt es nur noch ganz knapp, der zur Halbzeit abgebrochene 1. Term 2020 ist abgehakt (hier beginnt das Schuljahr im Januar) und es ging direkt mit dem 2. Term (von 3) los. Einerseits ist es gut, dass eine ganze Schülergeneration nicht einfach ein Jahr verliert, andererseits wird es für viele Kinder hart, den Anschluss nicht zu verpassen und die breite Unter- und Mittelschicht der Eltern wird damit kämpfen, im Jahr vier- statt dreimal Schulgebühren bezahlen zu müssen. Noch ein Vorteil unserer neuen Schule: Ist etwas günstiger als die, in der Liam bisher war und deutlich günstiger als der internationale Kindergarten. Und obendrauf bekommen die Kids am Vormittag einen Tee (schön kenianisch, Schwarztee mit Milch und Zucker, einfach gar nicht drüber nachdenken) und ein Mittagessen (jeden Freitag zum Beispiel Pommes und Würstchen, da denken wir jetzt auch mal nicht weiter drüber nach - immerhin sind die Pommes hier immer aus frischen Kartoffeln zubereitet). Das macht das Leben für mich deutlich einfacher. Was ich jetzt erstmal ungeniert genieße! 

 

Manicure: Kinder, die zur Schule gehen können   

Helmet: Sich beim morgendlichen Strümpfekampf auf die zweite Tasse Kaffee allein freuen