Freitag, 12. Dezember 2014

Martin und sein kaputtes Pony

Es wird Zeit, dass ich mal unseren Martin vorstelle. Martin ist unser Night Guard (also Nachtwächter, wobei sich das auf deutsch nach einem alten Mann mit langem Mantel anhört, der bei Einbruch der Dunkelheit durch die Straßen läuft und die Gaslaternen anzündet), den wir von unserer Sicherheitsfirma zugewiesen bekommen haben. Seit wir nach Mamboleo gezogen sind, arbeitet er für uns, also ein knappes Jahr. Er kommt abends gegen halb sieben und geht in der Früh um sechs. Ich bin für ihn „Madam“ und Joshua nennt er „Boss“. Martin ist irgendwie ein witziger Typ – er hat immer viele Geschichten zu erzählen und wir lachen viel, wenn ich seinen kenianisch-englischen Dialekt nicht verstehe oder er mich nicht, weil ich, wie er behauptet, ein sehr kompliziertes Englisch hätte. Sein Englisch ist von seinem kenianischen Dialekt eingefärbt, dem Kisii (so wie man einen Schwaben wohl auch immer am Englisch erkennen wird). An fast jedes Wort wird ein „i“ angehängt, und „f/ph“ ist „p“. Einmal hat er mir minutenlang versucht zu erklären, warum sein „Pony“ nicht funktioniert und dass er ein neues braucht. Sein Pony ist kaputt? Ja, sein Pony! Aber was ist denn los mit seinem Pony?? ( Wie kann sich ein Guard ein Pony leisten, und er kommt doch immer mit dem Fahrrad?!) – Bis er es endlich aus der Tasche gezogen und mir gezeigt hat, das Pony/Phone/Telefon!

Inzwischen ist Martin viel mehr als nur Night Guard: Er ist Hilfsgärtner, Mann für alles, Liam’s Freund. Ganz aufgeregt rennt Liam zur Tür, wenn er das Tor klappern hört – Ma! Ma! Ma! Martin’s Uniform hat so spannende Taschen, die man untersuchen kann, außerdem hat er einen großen Schlüsselbund und eine Taschenlampe. Das macht ihn zu einem äußerst attraktiven Freund für einen Dreikäsehoch – neben der Tatsache, dass der Mann einfach ein großes Herz und Liam sehr gern hat.

Die Jacke ist ein Erbstück von meinem Vater. Martin ist so stolz drauf, dass er fürs Foto extra die Kapuze aufgesetzt hat. 

Eins ist allerdings bei Martin wie bei allen anderen Night Guards auch: Er schläft irgendwann im Laufe des Abends oder der Nacht ein. Manchmal hören wir friedliches Schnarchen vor dem Fenster, manchmal braucht es sehr vehementes Türenklappern und Rufen, damit er uns hört. Gut, dass wir unsere Schäferhündin Jeannie haben, die ganz wach und aktiv ums Haus rennt. Wobei ich die beiden auch schon friedlich nebeneinander ruhend auf unserem Sofa auf der Veranda erwischt habe... Naja. Immerhin zieht sich Martin nicht die Stiefel aus und legt die Füße aufs Verandamäuerchen, so wie das ein Ersatzguard gemacht hat. Ein anderer kam im Juni mit einer Nikolausmütze gegen die Kälte an, das fand ich auch irgendwie irritierend, so im Vorgarten. Martin ist auf seine Art begeistert von Regen ("It's raining wonders, Madam! Wonders!!") und zieht sich einfach wenn's kühler wird Socken über die Hände. Vielleicht wird das mein nächstes Mitbringsel aus Deutschland für ihn: ein paar ordentliche Handschuhe.

Wer wird denn da schlafen?!

Manicure: Mit Martin über Ponies kalauern 
Helmet: Ein Wachhund neben dem Wachmann

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen