Dienstag, 23. Februar 2010

Ein unmoralisches Angebot

Eins muss man den Sudanesen lassen: Sie haben unwahrscheinlich Humor! Ich hoffe jedenfalls sehr, dass der Head of Sheiks im Flüchtlingscamp Al Salam einen Witz machte, als er mir mit ernster Miene erklärte, sein Stamm stünde ja in irgendeiner Verbindung mit Deutschland und mich dann fragte, ob ich ihn heiraten will (als Frau Nummer 3 oder 4, wohlgemerkt). Ich habe mich natürlich flugs aus der Affäre gezogen und geantwortet, das könne ich leider sowieso nicht entscheiden, er müsse mit meinem Vater in Deutschland besprechen, wieviel Kühe ich koste. Das fanden alle Sheiks (die Oberhäupter der verschiedenen Stämme, die im Lager leben) sehr zum Lachen. Als wir uns dann verabschiedet haben, und der Ober-Sheikh meinen sudanesischen Kollegen nach der Telefonnummer meines Vaters fragte, war ich mir allerdings nicht mehr so sicher, ob ich das noch so amüsant finde!

Mindestens genauso spaßig und manchmal auch absurd ist die Situation, wenn ich mich vorstelle. Irgendjemand hat mal meinen Namen nicht so richtig verstanden – Ka-ti-ja? Das klingt ja wie das arabische Khadeeja, ist ja prächtig, die Deutsche hat einen arabischen Namen! Und was für einen! Khadeeja war die Frau Mohammeds. Da stehe ich nun, blond und in Hosen, die Mutter aller Moslems. Jedesmal ein großer Grund zur Erheiterung für meine sudanesischen Kollegen, die sich gar nicht satt sehen können an den zuerst verblüfften und dann lachenden Gesichtern und mich inzwischen selbst nur noch Khadeeja rufen. Eine Lehrerin in der Campschule konnte es auch nicht fassen und hat mehrmals gefragt, ob ich wirklich so geboren wurde, als Khadeeja. Und der bereits in Würden ergraute Direktor der Arbeitsbehörde hat sich über die Namensgleichheit mit seiner eigenen Mutter gefreut – und mich dann auch so verabschiedet: „Auf Wiedersehen, Khadeeja, meine Mutter!“

Manicure: ein arabischer Name und fünf Brocken arabisch
Helmet: die Telefonnummer meines Vaters wird nicht herausgegeben!

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