Wer mich kennt, weiß, dass ich Kaffee
mag. Sehr. Dementsprechend leide ich nach wie vor darunter, dass es
in einem Land, in dem Kaffee angebaut wird, fast nur plörrigen oder
gar keinen Kaffee zu trinken gibt. In 98% aller Restaurants wird
einem Instantkaffee vorgesetzt, und große Augen schauen verwundert,
wenn man erklärt, dass man richtigen, aufgebrühten Kaffee will. Den
Vogel abgeschossen hat ein Hotel irgendwo zwischen Nairobi und
Kisumu. Da haben wir auf der Fahrt für eine Pause angehalten, und
ich war begeistert, als ich die Kaffeemaschine mit dem
handgeschriebenen Vermerk „Freshly brewed coffee“ sah. Bis ich
einen Kellner dabei beobachtete, wie er Nescafé in den Filter
schüttete. Irgendwie ja auch aufgebrüht, aber... Die Kenianer sind
eben Teetrinker, wohl ein Erbe aus britischen Kolonialzeiten.
Eins der ersten Geräte, dass ich nach
Kenia geschleppt habe, war meine Bar-Espressomaschine. Außerdem habe
ich eine Espressokanne für den Herd, eine Quetschkanne (heißt
offiziell glaube ich French Press) und einen Handfilter. Ich bin
gerüstet. Nur an gute Kaffeebohnen oder -pulver ist schwer
ranzukommen. Aller guter Kaffee wird exportiert. Es ist eigentlich
ein Witz, dass ich schon Kaffee aus kenianischen Bohnen von
Deutschland mit zurück nach Kenia geschleppt habe. Ich bin da aber
nicht die einzige.
Vor ein paar Wochen haben wir einen
Besuch bei einer Kaffeemühle gemacht. Joshua kennt da jemand, der
jemand kennt... und als er mir erzählte, dass er da jemand kennt,
war der Plan gefasst: Wir fahren die Mühle besichtigen! Gesagt,
getan, es hatte sich fürs Wochenende sowieso Besuch angesagt, das
perfekte Ausflugsziel. Der Geschäftsführer wollte sich für uns
Zeit nehmen, eine Tour durch die Fabrik und ein Spaziergang durch
eine Kaffeeplantage in der Nähe waren geplant. Aber dies wäre nicht
Kenia, wenn sich nicht alles um etwa fünf Stunden verspätet hätte.
Der Geschäftsführer war stundenlang verschollen, und dann wollte er
nicht mehr auf die Plantage, weil es zu spät wurde und die Straßen
keine Straßen sondern wilde Pisten sind. Es war aber trotzdem
ausgesprochen interessant und amüsant. Nach einer hochoffiziellen
Vorstellungsrunde (ist immer hochoffiziell und wichtig in Kenia) mussten wir erstmal große graue Mäntel anziehen. Warum, wurde nicht klar. Dann ging's los zur ersten Station: Die Waage; und weiter zum Lager. In der Kaffeemühle selbst war's reichlich
staubig und laut. Hier werden die schon vom Fruchtfleisch befreiten
Bohnen angeliefert (dieser Schritt passiert in einer anderen
Kaffeemühle, die ich auch noch besichtigen will), von ihrer dünnen
Schale befreit, nach Größe sortiert, vollends getrocknet und wieder
verpackt. Von da gehen die Kaffeesäcke über Zwischenhändler direkt
in den Export. In Kenia bleibt nur der Kruscht. Das ist jetzt sehr
vereinfacht dargestellt, aber es war so laut, dass ich nicht wirklich
viel mitgekriegt habe.
Mein Highlight war ohnehin die
Kaffeeverkostung: Ganz ganz lecker! Garantiert der AAA-Kaffee, der
immer exportiert wird und deswegen leider hier nicht zu bekommen ist.
Hat irgendwie süßlich geschmeckt, fast als ob schon Zucker drin
wäre. Ich mache mir nie Zucker in den Kaffee. Aber eine Bohne, die
süß schmeckt, ist lecker.
Kaffeekränzchen im Chefbüro |
Jeder hat zum Abschied ein Päckchen Kaffee bekommen. Was ein Glück, dass Joshua und Liam keinen trinken! |
Auf dem Rückweg haben wir noch bei
einer Kusine von Joshua reingeschaut. Ich war so enttäuscht, weil
wir keine Zeit mehr für die Kaffeeplantage hatten. Da sagt mein
Mann, er hätte da eine Kusine, deren Mann... es gibt eigentlich
immer einen Onkel, oder eine Nichte, oder eben in unserem Fall eine
Kusine, die einem aus der Patsche helfen können. Diese Kusine pflanzt
Kaffee an – ja bitte, wieso erfahre ich das erst jetzt?! Also sind
wir noch eine halbe Stunde munter zwischen Kaffeebäumen herum
marschiert und zum krönenden Abschluss des Tages habe ich mein
eigenes Bäumchen bekommen. Das steht jetzt in unserem Garten vorm
Haus und wächst hoffentlich ordentlich. Ich freue mich schon auf
meine erste Kaffeeernte.
Manicure: Den Tag mit einer Tasse gutem
Kaffee beginnen
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