Donnerstag, 11. März 2010

Kleiner, aber feiner Humor

Ich finde es immer wieder herrlich, wie humorvoll meine sudanesischen Kollegen sind. Sie verulken einen, erzählen sich lustige Geschichten und greifen alle Späße gerne auf.
Heute Mittag zum Beispiel bin ich raus, einen Fahrer organisieren. Das geht aber nicht mal eben so, nein, man wird eingeladen sich erstmal gemütlich dazu zu setzen, die halbe Büro-Truppe sitzt draußen, qualmt oder quatscht. So weit, so gut, wie in jedem deutschen Betrieb. Auf dem Tisch liegt eine sudanesische Tageszeitung. Die schnapp ich mir und schaue interessiert rein. Bis jemand sagt: He, Khadiga, das ist doch arabisch, das kannst du gar nicht lesen! - Ach...?! Ist mir gar nicht aufgefallen... Die ersten Lacher. Ich protestiere: Klar kann ich das lesen! Und fange mit ernster Miene gleich an: Gestern besuchte der Präsident die Stadt... Die nächsten Lacher! Und wie aus der Pistole geschossen ein anderer sudanesischer Kollege: Das kann doch gar nicht sein, dass das da steht, du hast den Sportteil in der Hand! - Noch mehr Lacher! ...witzig...

Dass der sudanesische Präsident in Nyala war, ist übrigens kein Witz. Allerdings haben wir nichts, aber auch rein gar nichts davon mitbekommen. Vormittags liefen ständig Meldungen über den Funk, dass allen Hilfsorganisationen dringlichst angeraten wird, alle Bewegungen (oder wie übersetzt man „movements“?) soweit wie möglich einzuschränken. Das haben wir denn auch getan, und den ganzen Tag das Büro nicht verlassen. Zum Einen haben wir von den ankommenden Kollegen schon Morgens von einem großen Aufgebot an Polizei und Militär inklusive Straßensperren gehört, zum Anderen wollten wir nicht den Studenten in die Arme laufen, die bei uns in der Ecke ihr Studi-Büro haben und gerne mal Autos mit Steinen bewerfen. Ich habe am anderen Tag versucht, irgendeine Meldung über den Staatsbesuch zu finden, aber nichts. Es war wohl eine kleine Kampagne für die Wahlen, die Anfang April statt finden sollen. Aber wenn schon über den Präsidenten kein Foto und keine Zeile aufzutreiben ist, muss ich mich zumindest nicht wundern, dass man mir das Fotografieren verbietet. Ergo: Kein Foto in diesem Blogeintrag!

Manicure: Sudanesische Tageszeitung auf arabisch lesen
Helmet: Mittagessen ins Büro bringen lassen

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