Ich
wusste ja, dass ich Kinder sehr mag. Das können meine Nichten und Neffen,
Patenkinder und sonstigen Zwerge aus dem Freundeskreis bestätigen. Aber dass
ich mich in ein so kleines Wesen derart verknallen kann!
Am
Samstag vor zwei Wochen kam Liam James auf die Welt. Und schon da wurde eine
deutsche Tugend sichtbar, die ich ihm vererbt haben muss: Pünktlichkeit! Genau
am errechneten Termin ging’s los, dabei war ich mir hundertpro sicher, dass es
wenigstens eine Woche länger dauern würde. Der Kleine hat es zugegebenermaßen
auch nicht ganz auf Termin geschafft, er kam anderthalb Stunden verspätet am
neuen Tag zur Welt. Kein Wunder, bei dem Vater... A propos Vater: Meine beiden
Jungs sehen sich dermaßen ähnlich! Liam hat die klassische Luo-Nase im knuffigsten
Gesicht, mit schwarzen Haaren und schwarzen Augen. Ein zuckersüßer Kerl, hübsch
und goldig und perfekt (na und, bin ich eben voreingenommen als Mama!). Für
die, die sich über die helle Haut wundern: Liam wird noch nachdunkeln, wie alle
afrikanischen oder gemischten Kinder, und seine glatten Haare werden
höchstwahrscheinlich noch lockig werden.
Wie
gesagt, ich liebe ihn. So sehr. Und ich kann das Wunder oft noch nicht fassen.
Wenn ich ihm meine Lieblingslieder aus der Kinderchorzeit vorsinge, zum
Beispiel „Ich hab einen guten Freund“, fange ich spätestens bei „Ich mag dich
sehr, ich hab dich lieb“ vor lauter Rührung und Glück und Dankbarkeit an zu
weinen. Ich wechsle dann schnell zu „Wenn die Sonne ihre Strahlen morgens durch
das Fenster schießt“ – das ist nicht ganz so herzerweichend. Für meinen
derzeitigen hormonell bedingt übersentimentalen Gemütszustand.
Und nun
stelle ich mir all die Fragen, die sich junge Mütter (also jung in Bezug auf
die Kinder) trotz stundenlanger Recherche-Surferei und zig durchwälzter Bücher
stellen: Sind zehn Pampers am Tag genug oder zu viel oder zu wenig? Wieso pupst
der Nachwuchs immer in die gerade frisch gewechselte Windel? Warum komme ich
morgens nicht mal zu einer 5-Minuten-Dusche? Wie stelle ich das Tröpfeln an der
nicht-benuckelten Brust ab? Bei welcher exakten Raumtemperatur setze ich dem
Baby das Mützchen auf? Ist die kenianische Badephilosophie (am Besten täglich
mit viel Babyseife und -öl) oder die deutsche (einmal die Woche reicht, warmes
Wasser ist sauber genug) die Richtige? Gut, dass meine Schwester das alles
schon viermal durch hat und mir 24/7 per Skype oder Telefon mit Rat
und Tat zur Seite steht. Und hier in Kisumu habe ich wundervolle Freundinnen,
die mir ihre Lieblingsstillpositionen mit Liam’s Teddy vorführen, jeden Tag
Essen vorbeibringen, den Süßen ausdauernd bewundern und halten und tausend
andere Tipps und Mütter-Beistand geben. Dank all diesen guten Menschen und
einem prima Ehemann und Daddy geht es mir schon wieder richtig gut, und Liam ist ein
zufriedenes Kerlchen (der natürlich schon auch immer mal seine Stimme kräftig
trainiert).
Tag 1: Schlafen... |
Tag 8: Schlafen... |
Tag 13: Schlafen... weil's so schön ist! |
Wer hier
die ausführliche Geburtsstory lesen will, den muss ich enttäuschen. Ich mag
Internet-Geburtsstories nicht so sehr. Nur soviel: Meine Entscheidung, den
Kreißsaal im Aga Khan Hospital in Kisumu vorher nicht anzuschauen, war
goldrichtig. Sonst hätte ich mir das mit der Geburt vielleicht nochmals anders
überlegt. Dort wird nämlich gerade renoviert, und der Kreißsaal ist etwas
provisorisch und viel zu eng. Gleichzeitig mit mir waren da zwei andere Frauen
drin – Privatsphäre adieu, hätten wir in den gegenüberliegenden Standardbetten
(was anderes gab es nicht, darauf kommt das Kind zur Welt und fertig) die Beine
ausgestreckt, hätten wir uns wahrscheinlich gegenseitig mit den Zehen kitzeln
können. Immerhin konnte ich durchsetzen, dass Joshua bei mir bleibt, zuerst
wollte die Krankenschwester mit Rücksicht auf die anderen Frauen keinen Mann im
Raum. Pah. Ich habe mich geweigert, ohne Joshua überhaupt nur irgendwas zu
machen. Und das war gut so; es war das Allerbeste, ihn dabei zu haben. Er hat
mich wehenlang gehalten, gegen Ende fleißig mitgepresst (sagt meine Labour
Coach – ich hab zu dem Zeitpunkt nicht mehr ganz so viel um mich herum
wahrgenommen) und unseren Sohn liebevollst auf unserer Welt begrüßt.
Leider
hat sich auch mein Traum auf ein Einzelzimmer nicht erfüllt – ich bin wie schon
bei der Malaria im Maternity Ward gelandet – die Wöchnerinnenstation. Ein
Zimmer für sieben Frauen und deren Babies. Zum Glück waren wir nur zu viert.
Also zu acht. Das Wecken wie im Mädcheninternat um 6 Uhr fand ich aber immer
noch extrem unspaßig. Und auch die genervt-ungeduldige Frage der
Krankenschwester um 7 Uhr, warum ich denn immer noch nicht duschen war. Hier
wurde mir auch klar, dass ich nach kenianischer Tradition meine Identität als
Katja verloren habe. Ab sofort heiße ich Mama Liam. Immerhin, das Essen war
wieder gut und reichlich. Ich bin trotzdem am nächsten Tag wieder nach Hause.
Das war wunderschön – daheim ankommen, auf einmal Liam da haben und ein ganz
neues, zauberhaftes Leben beginnen!
Liam ist
übrigens die Kurzform von William. Der Name bedeutet „standhafter,
entschlossener Beschützer“. Im Wilhelm ist ja der Wil (von willio, Wille) und
der Helm schon drin. Und James ist der deutsche Jakob(us): „Gott möge schützen“
oder „Gott schützt“. Joshua hatte sich gewünscht, dass wir den Bub nach seinem
verstorbenen Vater James nennen. Nach einem ersten Namen haben wir ewig
gesucht. Als die Wehen los gingen, haben wir uns nochmals die Favoritenliste
vorgenommen und uns endlich geeinigt. Erst dann haben wir festgestellt, wie
fein die beiden Namen von der Bedeutung zusammen passen. Genau das wünschen wir
uns für unseren Sohn, ein behütetes Leben unter dem Schutz Gottes.
Oh, mein
Süßer wacht auf. Ich muss los. Liam knutschen. Alles andere kann warten!
Manicure:
Liam stundenlang anschauen
Helmet: L i a m J a m
e s !
Bei seiner Geburt wog Liam 2,6 kg (auf 52 cm verteilt). Nach 10 Tagen wollten wir mal nachwiegen - super, wieder bei 2,6 kg angekommen! |
Hach, schoene Geschichte....da mag man glatt selber nochmal:) Aber halt, nein, wir haben ja schon 4! Love you! Liam is the most beautiful baby boy! Deine sis
AntwortenLöschenHallo! Ich bin durch die Zeitschrift Joyce auf Ihren Blog gestoßen...und finde ihn einfach wunderbar! Herzlichen Glückwunsch zum süßen neuen Erdenbürger Liam James <3 So lovely! Ich kenne Sie zwar nicht persönlich, aber ich habe diesen schönen Vers gefunden: "Jedes neugeborene Kind bringt die Botschaft, dass Gott sein Vertrauen in den Menschen noch nicht verloren hat." Ich wünsche Ihnen Gottes Segen und alles Gute; viel Mut, Kraft und Geduld bei der Erziehung. Herzlich, Helena van D PS: Mein Neffe und zugleich Patenkind hat als zweiten Namen auch Liam; das muss ich ihm gleich mal erzählen :)
AntwortenLöschenVielen Dank für die guten Wünsche und den schönen Vers!
LöschenFreut mich, dass Ihnen mein Blog gefällt!
Herzliche Grüße, auch von Liam an Liam :-)
Hallo Katja,
AntwortenLöschenauch ich habe nach dem Lesen der Joyce gleich mal hier vorbeigeschaut. Spannend ist für mich Deine Geschichte, weil auch ich ein Baby zur etwa selben Zeit erwartet habe. Er ist wenige Tage vor Liam zur Welt gekommen und heißt Elias. Ich wünsche Dir eine gesegnete Zeit mit Deiner Familie- dass Gott Euch beschützt, hat er schon vor langer Zeit versprochen...
Ach wie schön! Herzliche Glückwünsche! Alles Liebe für Elias (und euch Eltern natürlich), Gottes Liebe in seinem Leben im Überfluss!
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