Mittwoch, 12. September 2012

Die mit dem grünen Daumen


Ich sitze im Tante-Emma-Laden meines Ogola-Neffen im Marktflecken Ahero und finde es prima, zurück in Kenia zu sein. Back home. The other home. Mein Mann stapft irgendwo auf den Farmen rum und prüft, wie es dem Mais und dem Zuckerrohr nach sechs Wochen Abwesenheit geht. Das dauert natürlich länger als gedacht, aber als pfiffige Agribusiness-Manager-Wife (was sich viel besser anhört als Bauersfrau) habe ich in der Zwischenzeit Strom und Asyl gefunden. Vielleicht lasse ich mich auch von einem Moped nach Hause fahren, wenn es zu ausgedehnt wird. Dummerweise habe ich den Hausschlüssel bei Joshua im Auto gelassen. Aber ich könnte ja schon mal anfangen, die Balken meiner Banda mit Sisalseilen zu umwickeln – mein nächstes Projekt.


Hier arbeitet mein Neffe - viel zu kaufen gibt es zurzeit nicht.


Unser Haus und Hof wird richtig hübsch. Es hat immer mal wieder ein wenig geregnet in den letzten Wochen, und die Natur spielt mit vollem Orchester. Die Rosen tun so, als ob ein Rosenzüchter sie mit Expertise und viel gutem Zureden gepflegt hätte, die Maracujas tragen ersten Früchte, und die Bougainvillen wachsen wie Unkraut. Und Sommer ist ja sowieso fast immer, also genieße ich das Draußen sein.

Ganz nebenbei (oder auch dank des prima Klimas und unseres Gärtners, je nach Sichtweise) sind wir praktisch zu Selbstversorgern geworden: Spinat, Süßkartoffeln, Kürbis und Guaven sind reif zur Ernte. Die zweite Runde Tomaten brauchen noch ein paar Tage, das hier so beliebte spinatartige Gemüse Sukuma Wiki wurde bereits über die letzten Wochen von der verwandten Nachbarschaft komplett abgeerntet. Joshua hat sogar ein paar Maisstängel zur Aufzucht, die Kolben landen dann in einem Monat auf den Grill. Aus Deutschland habe ich Salatsamen mitgebracht, die kommen jetzt mit Chilis und Paprika in den Boden. Ach ja, und Zwiebeln natürlich. Von einem Bekannten haben wir Zitronengras geschenkt bekommen. Heidaschnitz, hat mich das gefreut! Das wollte ich schon lange haben! Zum Einen soll es Moskitos verjagen (mein Plan ist, es komplett um das Haus, die Banda und die Latrine anzupflanzen – dann soll noch ein Moskito kommen!), zum Anderen schmeckt es einfach lecker im Tee. Was noch ein paar Jahre braucht, sehr zu meinem Leidwesen, sind die Bananen, Orangen, Avocados, Mangos, Baumerdbeeren (ich weiß leider auch nicht was das ist, gefunden beim Streifzug durch die hiesigen Baumschulen). Die Cashewnüsse, die wir auf unserer letzten Projektreise in der Küstenregion bekommen haben, sind noch nicht mal im Boden.


Spinat und dahinter auf dem Gestell hängt die Passionsfrucht.
Erste eigene Ernte aus dem Küchengarten. 
Fast schon übertrieben fand ich allerdings, als Joshua nachts aufgestanden ist, um Regenwasser zum Trinken aufzufangen – wie gesund das ist, weiß ich auch nicht, aber bisher hat es zumindest meinem Magen nicht geschadet. Insgesamt ist es bestimmt besser, als was hier aus der Leitung kommt (was ich auch nicht trinke).

Ich weigere mich allerdings immer noch, Hühner anzuschaffen. Schlimm genug, dass die Nachbarhennen hier ständig durchtappen. Gestern habe ich so ein albernes Huhn sogar bei uns im Schlafzimmer entdeckt! Ich kaufe meine Landeier lieber auf der Straße, auf dem Weg von Nairobi nach Kisumu. Da kommen wir ja auch immer wieder vorbei. Diese Eier sind die allerleckersten mit dem allergelbsten Eigelb, das man je gesehen hat. Das war dann auch unser erstes Abendessen nach der Ankunft im Lehmhaus: Spinat aus dem Garten, Landeier von der Straße und Reis, der noch im Vorrat zu finden war. Das schmeckt!

Die Eier werden einem direkt ins Auto gereicht. Manchmal mehr, als einem lieb ist!

Manicure: Gärtnern ohne Dreck unter den Fingernägeln
Helmet: Eier von der Straße kaufen

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