Sonntag, 1. August 2010

Popkorn kann ja jeder...

Kurzgeschichten aus Kenia, Teil 3

...Zuckerwatte aber nicht! Hat mein kenianischer Freund und Ex-Kollege aus dem Sudan bei einer gründlichen Vorortrecherche in seiner Heimatstadt Kisumu (Westkenia, am Lake Victoria) festgestellt. Es steht an jeder Ecke ne Popkorn-Maschine, so eine wie die, die man aus dem Kino kennt. Aber es gibt doch tatsächlich in der ganzen Stadt, immerhin die drittgrößte Kenias mit 800.000 Einwohnern, keine einzige Zuckerwattemaschine. Dabei liiiiiiiieeeeben die Kenianer Zucker! Sie produzieren ihn schließlich auch selbst, hier in der Gegend, aus Zuckerrohr.
Flugs ein Geschäftsmodell entwickelt, das im ersten (und meiner Ansicht nach bisher einzigen durchdachten) Schritt daraus bestand, dass ich die Maschine aus Deutschland mitbringen sollte. Super Idee. Es sollte nämlich keine kleine Tchibo-Haushalts-Möchtegern-Zuckerwattemaschine sein. Sondern eine richtige große, für den gewerblichen Bedarf, man kennt sie vom Jahrmarkt und von der Kirmes... Aber irgendwie fand ich es auch lustig, also habe ich mich ein wenig mit diesen Maschinen und der Herstellung von Zuckerwatte beschäftigt. Alles ganz einfach und unkompliziert! Ich erstand alles Notwendige auf ebay (wo sonst?), also die Maschine, die Holzstäbe und leckere Farben bzw. Aromen wie Himbeere, Heidelbeere, Orange und Traube. Nach dem ersten Schreck ob des waschmaschinengroßen Kartons, den der Postbote die Treppe zu meiner Berliner Wohnung hochwuchtete, kam die nächste bange Frage nach dem Zoll auf. Ich hatte etwas Sorge, ob ich das Teil einfach so nach Kenia einführen darf, aber Afrika wäre nicht Afrika, wenn man nicht einen Bruder hätte, der einen Freund hat, der früher beim Zoll gearbeitet hat und der den Besucher samt Gerät auf dem schnellen Weg persönlich aus dem Flughafen holt.
Jetzt ist das gute Stück also hier, wird an das Klima gewöhnt und dann in den Händen der Frau des Neffen des Zuckerwatte-Pioniers in Kisumu zu einer Goldgrube werden.

Ich muss aber zugeben, dass es wahrhaft kindliche Freude bereitet, wenn die Zuckerwatte aus den Düsen der Maschine stäubt, man die Fäden mit dem Holzstab auffängt und wie früher – das war ein seltenes Vergnügen – das Gesicht in die süße Masse versenkt. Und für alle Eltern: Zuckerwatte ist gar nicht sooo böse. Pro Bausch braucht es gerade mal ein Teelöffelchen Zucker.



Manicure: Zuckerwatte
Helmet: Popkorn

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