Heute wird’s (noch)
ein bisschen persönlicher. Und emotionaler. Ich will versuchen zu beschreiben wie das ist, sich zwischen Deutschland und Kenia zu bewegen, wie ich mit den
Unterschieden klarkomme. Oder auch nicht. Das beschäftigt mich gerade sehr,
weil ich im Januar zehn Tage für die GIZ (mein wichtigster Auftraggeber in
Kisumu) in Deutschland war. Sieben kenianische Bäuerinnen waren zur Grünen
Woche nach Berlin eingeladen und zum Besuch einiger Bauernhöfe und Unternehmen
nach Bayern, und ich habe sie begleitet (super Job). Meine erste längere Reise
ohne Kinder, und schon allein deswegen besonders. Ende Februar fliegen wir dann
mit der ganzen Familie in die Heimat. Zweimal Deutschland in kürzester Zeit.
In Deutschland zu
sein, ist für mich so ein bisschen wie ein Aufenthalt im Fünf-Sterne-Hotel.
Alles ist sauber, aus der Leitung kommt Trinkwasser, der Verkehr folgt
bestimmten Regeln, die Häuser sind stabil und mit Wasserwaage gebaut, es gibt
immer alles im Supermarkt oder online. Bei Dunkelheit draußen unterwegs zu sein
ist kein Problem. Ich genieße das alles total. Und freue mich gleichzeitig immer
wieder sehr darauf, zurück in meine Wahlheimat Kenia zu kommen, heim nach
Kisumu und in mein Leben hier. Aber es fällt mir auch von Jahr zu Jahr
schwerer. Die ersten Tage sind (und waren Ende Januar) einfach schrecklich. Ich
ärgere mich fürchterlich über die rücksichtlosen Autofahrer. Ich bin genervt vom
dreckigen Wasser, in dem ich manchmal nicht mal meine Kinder baden will. Mir
ist zu heiß und ich kann den Staub nicht ertragen. Ich habe keine Lust, als
Weiße herauszustechen. Ich bin frustriert über die unzähligen kleinen
Alltagsschwierigkeiten. Als ich versucht habe, das nach zwei Tagen zurück
meinem Mann zu erklären, habe ich einfach losgeheult. Mit Tränen. So schlimm
ist das.
Und doch wollte
ich es nicht anders. Ich will hier leben. Es ist für mich immer noch ein
Wunder, wirklich jeden Tag den strahlend blauen afrikanischen Himmel zu sehen. Meine
Kinder haben zwar keine Spielplätze, aber beide sind schon richtige
Wasserratten, da es mindestens einmal die Woche zum Swimming-Pool geht. Das
Leben ist so unaufgeregt. Ich habe gelernt, viel zu improvisieren und kriege
inzwischen stolz auch fast alles ohne Joshuas Hilfe geregelt (was nicht heißt,
dass es nicht schön ist, die Autoprobleme dem Gatten zu überlassen). Und man
findet hier immer jemand, der einem helfen kann. Ich habe einen wunderbaren
Freundeskreis. Es ist ein tolles Kompliment, wenn Familie oder Kollegen mir
sagen „Du bist eine von uns geworden“.
Statt Spielplatz auf einem unserer Spaziergänge... |
Wenn ich aber
daran denke Ende März, am Ende der vier Wochen Heimat wieder ins Flugzeug
steigen zu müssen, habe ich sofort einen Kloß im Hals. Dann vermisse ich meine
Eltern, Familie, Freunde, das „Fünf-Sterne-Hotel Deutschland“ schon wieder,
bevor ich überhaupt angekommen bin. Ich werde das schreckliche Gefühl nicht
los, den Enkeln Oma und Opa vorzuenthalten und den Großeltern die Enkel
wegzunehmen. Mir schwimmt schon beim Schreiben das Wasser in den Augen.
Also nach Deutschland
umziehen? Zurzeit keine Alternative für uns (sorry, liebe Oma und Opa...). Ich
möchte das Leben hier noch eine Weile genießen.
Es ist
kompliziert. Aber ich weiß, ich bin hier erstmal mit meinem Leben am richtigen Fleck.
Manicure: Aufenthalt im Fünf-Sterne-Hotel
Deutschland
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