Die letzten Montage waren
gar nicht schön in Kisumu. Nächstes Jahr im August sind Wahlen in Kenia und die
Opposition behauptet, dass das Wahlkomitee voreingenommen ist (sprich: in der
Vergangenheit Wahlbetrug unterstützt hat und dies wieder tun wird). Die wöchentlichen
politischen Demonstrationen kommen mit brennenden Reifen und Steinen auf der
einen Seite und Polizei mit Tränengas und scharfer Munition auf der anderen
Seite daher. Um jegliche Sorge gleich zu zerstreuen: Wir sind in Sicherheit,
wir wohnen außerhalb der Stadt, und da die Demonstrationen angekündigt sind,
bleiben wir an diesen Tagen einfach Zuhause. Nur einmal, vor drei Wochen, am
ersten Montag, als die Proteste unerwartet kamen, konnte ich Liam wegen
Tränengasalarm erst verspätet vom Kindergarten abholen. Dass die Protestmärsche
frühmorgens auf unserer Fahrstrecke begonnen haben, habe ich erst hinterher
erfahren. Wir sind mal wieder viel zu spät Richtung Kindergarten losgekommen –
an diesem Morgen: Gott sei Dank.
Ganz kurz zum
Hintergrund: Kisumu ist die Heimat der Oppositionsführer, insofern ist die
Stadt immer ein Brennpunkt bei parteipolitischen Themen. Die Wahlen in Kenia
werden von einem Wahlkomitee, dem „Independant Electoral and Boundaries
Comittee“ (Unabhängiges Wahl- und Grenzkomitee) durchgeführt. Die Opposition fordert
faire Wahlen und konkret die Absetzung des Wahlkomitees. Die Regierung lehnt
dies ab. Die Stimmung ist in der Bevölkerung immer schnell gereizt, und leider
gibt es viele Trittbrettfahrer, die ihrer allgemeinen Frustration, Langeweile
und angestauter Aggression bei so einer Gelegenheit Luft machen.
Heute sind die
Demonstranten von vier verschiedenen Orten aus in das Stadtzentrum marschiert,
wo überall schon Polizei bereitstand. Die
Polizei setzte Tränengas und Schusswaffen ein, um die Proteste zu zerstreuen. Zwei Menschen wurden getötet, mehrere verletzt. Aus gegebenem Anlass hatten die meisten Geschäfte geschlossen; leider kommt es bei so einer chaotischen Gelegenheit oft zu Plünderungen.
(Die Fotos sind von meiner Freundin Emily, die heute mit der Kamera losgezogen ist - aber ganz auf Nummer Sicher, wie sie mir versprochen hat - und auf ihrem Blog auch berichtet: https://thepainteddonkey.xyz)
Wir hoffen und beten, dass das nicht bis August 2017 so weitergeht. Für den Moment sorgen wir nur dafür, dass wir Montags nicht in die Stadt müssen und halten uns alle Möglichkeiten offen, während der Wahlen nicht im Land zu sein. Außerdem sind wir in der Stadt gut untereinander vernetzt und halten einander auf verschiedenen Kanälen auf dem Laufenden, was gerade wo passiert.
Manicure: Den Tag zwangsweise zuhause genießen
Helmet: Vorräte anlegen
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