Vier Stunden. Vier lange Stunden bin ich mit
meinem Mann, dem Farmer, über seine Felder marschiert. In Gummistiefeln
zwischen Zuckerrohr, Kühen und „Mzungu/Weiße“-schreienden Kindern und durch
komplett überflutete Äcker hindurch. Unter der brütend heißen Sonne Afrikas.
Danach wusste ich nicht mal mehr meinen Namen.
Es fing eigentlich ganz nett an. Joshua hatte
mich gefragt, ob ich nicht mal wieder mitkommen möchte, er würde mir gerne
zeigen, wie sich seine Anpflanzungen entwickelt haben. Warum nicht? Ich war
erst einmal dabei, kriege sowieso nicht genug Bewegung zurzeit, wandern tu ich
auch gern, und mal einen Tag mit dem Gatten bei der Arbeit unterwegs sein, ist
doch schön. Hat ja die Monate bei humedica auch sehr viel Spaß gemacht. Und mit
einem Bauern unterwegs sein ist allemal interessanter als, sagen wir, mit einem
Ehemann einen Tag am Arbeitsplatz zu verbringen, der Geschäftsführer der
Mercedes-Benz Bank ist und Board Meeting hat, oder? Ja, denk nochmal nach, Katja.
Wir sind gemütlich gestartet, so gegen 9:30 Uhr
– also locker drei Stunden später, als Josh sonst los geht. Frau dankt und weiß es zu schätzen. Nach
einer dreiviertel Stunde holpriger Fahrt haben wir das Auto abgestellt, weiter
geht es nicht, und sind in die Gummistiefel gestiegen. Und losmarschiert, immer
querfeldein. Wie Joshua sich da orientiert, ist mir schleierhaft. Aber er kennt
seine Farmen, und hat mir geduldig erklärt, welches Stück Land von wem
gepachtet ist, wie es heißt (wohlklingende und leicht zu merkende Namen wie Sila
Matengo oder Nyanduru) und wie zufrieden er mit dem Wuchs von Zuckerrohr und
Mais ist. Und weiter geht es in den Siebenmeilengummistiefeln, über
Ackerfurchen und Unkraut hinweg. Und dann das Wasser in den Feldern! Wir sind
mitten in der Regenzeit. Entweder die Felder haben Pech und sind krachtrocken,
oder sie haben Pech und sind großflächig überflutet. Anfangs fand ich das
Abenteuer „Flussüberquerung“ wirklich noch amüsant. Irgendwann dann nicht mehr
so. Und irgendwann überhaupt rein gar nicht mehr, als mir nämlich die Brühe in
die Stiefel geschwappt ist, so tief stand das Wasser. Fairerweise muss ich dazu
sagen, dass das erst in der letzten halben Stunde passiert ist.
Kleine Verschnaufpause zwischendurch: Rast am Fischanleger. Wir sind ja ganz in der Nähe vom Viktoriasee, ein Zufluss führt direkt in das Gebiet, in dem unsere Farmen liegen. Da kommt ein Kanu nach dem anderen an, hauptsächlich mit „mud fish“ (ja, wie heißt der jetzt auf Deutsch? Drecksfisch?). Der schmeckt mir leider nicht so, und ich finde, er sieht auch nicht so lecker aus. Also habe ich mich mit einer Handvoll frisch gerösteter Erdnüsse gestärkt. Es war spannend, das Getümmel zu beobachten: Die Frauen, die versuchen einen guten Fisch für rund einen Euro zu erhaschen, der dann auf dem Markt wieder verkauft wird. Die Fischer, die ihre Netze in Ordnung bringen. Die „Fischbudenbesitzerin“, die den frischen Fisch auf einem kleinen Feuer direkt zubereitet.
Alles in allem war es schon beeindruckend, was
da passiert ist auf den Feldern in den letzten zwei Monaten. Besser gesagt: Was Joshua da geleistet hat. Gute Äcker finden, pflügen, pflanzen, jäten, Viehhirten samt weidendem Vieh von dem frischen Grün vertreiben, Dämme bauen, Wasser pumpen (lassen,
man muss sich meist das „lassen“ dazu denken). Ich verstehe nun auch etwas
besser, warum er oft so lange auf den Feldern ist. Und ziemlich müde, wenn er
nach Hause kommt. Außerdem werde auch ich mal ein Buch schreiben können, das
beginnt mit „Ich hatte eine Farm in Afrika, am Fuße der Nandi Berge“...
Manicure:
Buchanfang steht
Helmet:
Aus Stroh, mit breiter Krempe
Der Wanderführer vor einer der frisch gepflügten Farmen. Bei den bereits angewachsenen hatte ich leider keine Kraft mehr zum Fotografieren. |
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