Mittwoch, 28. September 2022

Zwei Flug-Wochen

Das kennt man ja: Die Wochen gehen manchmal wie im Flug vorbei, und manchmal plätschern sie so träge vor sich hin. Die letzten zwei Wochen gehören definitiv in die „Flug-Kategorie“: Kaum haben wir Joshua am Flughafen abgeholt, mussten wir ihn auch schon wieder hinbringen. Die zwei von allen heiß ersehnten Wochen Urlaub waren ruckizucki wieder vorbei. Wobei der Begriff Urlaub natürlich weit zu interpretieren ist – Urlaub von seiner Arbeit als Koordinator in den Flüchtlingslagern in Bangladesch, kein Urlaub vom Guesthouse, kein Urlaub von Hausrenovierung, Autoreparaturen und dergleichen Alltagsaufgaben. Aber das große Glück, endlich mal wieder beieinander zu sein, stand über allem. 

So schnell konnte der Security Guard gar nicht gucken, wie die Jungs über die Absperrung geklettert und in die Arme ihre Papas geflitzt sind

Und schon wieder Adieu...

Statt Urlaub und Nicht-Urlaub könnte ich die zwei Wochen auch in „Alptraum“ und „Träumchen“ einteilen. Bei uns bröselte seit Monaten der Putz von den Wänden, war wohl vom Fundament schlecht isoliert und sehr sparsam mit Zement gemischt. Die Löcher waren so faszinierend, dass die Jungs gerne mal mit Spielzeugbagger und Kipplaster direkt an der Wohnzimmerwand Baustelle gespielt und den losen Putz schaufelweise herausgearbeitet haben... So sehr ich dankbar bin, dass Josh das in seinem Urlaub in die Hand genommen hat, so grausam waren die vier Tage Staub- und Hammeralarm in Wohn- und Esszimmer. Jetzt sitzen wir vor den blanken Wänden, warten bis sie trocken sind und lassen uns dann nochmals beim Polieren einstauben. Das Streichen wird dann ein Klacks. 

Das war mal mein Wohnzimmer...


Immerhin jemand macht's Freude

Und genau das ist der Grund, warum man üblicherweise verputzt bevor man den Boden legt...

Genug des Alptraums. Ein Träumchen und so richtig, richtig fein war unser Kurzurlaub. Drei Tage am Viktoriasee, natürlich nicht in Kisumu, sondern woanders ein Stück weiter im Nordosten. Mit Meer-Feeling und Seele-Baumel-Effekt. Ich konnte endlich mal wieder in einem See schwimmen, seit Berliner Zeiten liebe ich das. Ganz besonders, sowohl schön als auch seltsam war, dass wir nur mit Noel unterwegs waren. Er hat es sowas von genossen, mal das einzige Kind zu sein, und damit automatisch der Bestimmer, der kleine Held, der Mittelpunkt. Die beiden Großen durften derweil auf ein dreitägiges keniaweites Schachturnier fahren – mit An- und Abreisetag waren sie Sonntag bis Donnerstag unterwegs. Matis wurde zuvor regionaler Schachmeister in seiner Altersgruppe, ganz stolz und ambitioniert. Liam hatte sich mit Ach und Krach für die Nationalauswahl qualifiziert aber findet es einfach top, bei solchen Aktionen dabei zu sein. Ihre Schule wurde insgesamt drittbeste, eine tolle Leistung für so eine junge, kleine Schule auf dem Dorf. Und ich bin ganz beseelt, dass die beiden Jungs sich diese Tour zugetraut haben, wir sie (finanziell und gefühlt) dafür loslassen konnten und sie um eine tolle Erfahrung reicher sind. 


Die erfolgreiche Schachtruppe der Msingi School Academy aus dem beschaulichen Mamboleo :-)
 
Urlaubsfeeling! 



Und nun ist er wieder weg, der Mann und Papa, voraussichtlich bis Mitte Dezember. Wir versuchen unsere aufgewühlten Emotionen auszubalancieren und wieder in eine Routine zu finden. Einfach ist das nicht, aber mit Gottes Hilfe und treuen Freunden schaffen wir das. Und Schokolade, die Schokolade nicht vergessen. 

 

Manicure: Bis Weihnachten ist nicht mehr lang   

Helmet: Freunde, die sich kümmern 

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