Mittwoch, 10. August 2022

Schachmatt

Es ist Wahlwoche in Kenia. Der Präsident und das Parlament werden gewählt, und so steht das ganze Land mehr oder weniger still. Die Schulen waren sogar schon letzte Woche zu. „Schule zu“ löst seit Covid ein leichtes Panikgefühl in mir aus. Die verrückte Idee des kenianischen Bildungsministeriums, nach der verpassten Zeit drei Schuljahre in zwei Kalenderjahre zu packen, ist in der Umsetzung nach wie vor der Wahnsinn, vor allem da trotzdem ständig Ferien sind und nun dank der Wahlen nochmals fast zwei Wochen.   


Zu allem Überfluss ist ein Schachturnier ausgefallen, weil das Bildungsministerium in Vorbereitung auf die Wahlen alle Schüler buchstäblich von einem Tag auf den andern nach Hause geschickt hat und somit nichts mehr stattfinden darf. Als ob man das nicht schon länger gewusst hat, dass die Wahlzentren in den Schulen eingerichtet werden müssen?! Mein Schach-Champion Matis war dermaßen enttäuscht, dass ich ihm spontan angeboten habe, ein Mini-Schachturnier bei uns Zuhause mit seinen Schulfreunden hier aus der Gegend zu organisieren. Das ist ein ruhiges Spiel, dachte ich mir, die spielen ein paar Runden, so 2-3 Stunden alles in allem, ich checke zwischendurch den Stand und kann ansonsten in Ruhe mein Ding machen. Die Vorbereitung ging zack-zack, der Schachlehrer hat sich netterweise bereit erklärt, die Spieler-Paarungen mit seinem Schachprogramm vorzubereiten und der Aufwand für Pommes zu Mittag hält sich auch in Grenzen, das bringt ein Motorradtaxi für kleines Geld. Danach gehen alle heim. Easypeasy. Soweit der Plan. 

 

Offensichtlich habe ich nach neun Jahren mit Kind(ern) immer noch nichts gelernt. Hier ging der Punk ab. Von halb zehn bis drei Uhr nachmittags, schlappe 5,5 Stunden mit 5 Spielrunden, einer Teepause, Mittagessen und Siegerehrung. Was sechs fröhliche, (nicht nur Schach-) spielbegeisterte Kinder, die seit einer Woche gelangweilt zu Hause sitzen, für einen Tumult machen können! Das Chaos, der Geräuschpegel! Ich bin ja manches gewohnt, aber das war auf einem anderen Niveau, hallihallo! Wobei, ich muss sagen, sie haben wirklich sehr konzentriert und mit großer Ernsthaftigkeit ihre Schachrunden gespielt. Vor allem Matis, oh, der kann richtig fuchsig werden, wenn er das Gefühl hat, es läuft was schief, und sein Wille zu gewinnen ist unbändig. Glücklicherweise hat er sich letzten Endes mit einem Freund den ersten Platz unseres Mini-Turniers geteilt, sonst hätte es Zoff im Hause Ogola gegeben. 


Scharfe Geschütze, nicht nur auf dem Spielbrett... 


Was hat sich Noel gefreut, dass er auch mal spielen darf. Der Knirps lernt seit neustem auch Schach in der Schule.


Mama, keine Zeit zum Hallo sagen und Winken! Wir spielen hier ernsthaft! 

Ein cooler Tag, aber ich war schachmatt als endlich alle weg waren! Naja, drei Jungs sind geblieben, und nicht gerade die ruhigsten von allen... ;-)

 

Manicure: Kinder, die ruhige Spiele mögen

Helmet: Erst denken, dann labern     


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