Dienstag, 6. Juli 2021

Wanderfreude in den Nandi-Hügeln

Heute morgen auf dem Rückweg von der Schule habe ich wie immer die Nandi-Hügel bestaunt, von wo aus mir jeden Morgen die schnell steigende Sonne ins Gesicht scheint. 

Blick von unserem Tor aus die Straße runter morgens um acht 


Da fiel mir ein, dass ich im März eine herrliche Wanderung zum Bonjoge Hill gemacht habe und dazu noch gar nicht in mein Online-Tagebuch hier geschrieben habe. Als Geburtstagsgeschenk durfte ich alleine (!!) zu einer Tageswanderung mit einer lokalen Wandergruppe aufbrechen. Es ist gar nicht so einfach, hier geeignete Touren zu finden, für unsere weitere Gegend gibt es überhaupt kein Kartenmaterial. Warum sollte der Kleinbauer auch nach sechs harten Tagen auf dem Acker am Sonntag noch wandern gehen? Das ist ein Hobby, das in Kenia bis auf die Besteigung des Mt Kenya noch kaum entwickelt ist. 

 


Wie in alten (besser gesagt jungen) Tagen bin ich also frühmorgens raus und mit dem Rucksack los. Ein herrliches Gefühl war das. Wir sind etwa eine Stunde in die Nandi-Hügel gefahren und dann losmarschiert. Über Stock und Stein, durch einen Fluss und Gestrüpp – an letzteres hatte ich leider nicht gedacht, ich bin mit kurzen Hosen los und mit reichlich zerschundenen Beinen zurückgekommen. Auch habe ich das angebotene „Picknick-Lunch“ dummerweise falsch verstanden. Die kenianische Wanderleitung hat die Tour etwas unterschätzt und so gab es Mittagessen erst um 16 Uhr nach acht Stunden Wandern zurück am Ausgangspunkt... Was natürlich für Kenianer immer noch halbwegs pünktlich ist. Aber es war alles wert, der Rundblick vom Gipfel war herrlich, das Wandern an sich tat so gut, ich habe nette Leute getroffen und es ehrlich gesagt sehr genossen, mal nur „ich“ zu sein.  






So schön, unser Viktoriasee am Horizont!


Die Gegend heißt „Bonjoge Forest Reserve“, wobei leider seit zehn Jahren fast nichts mehr vom Wald übrig ist. Die Anwohner haben die Bäume abgeholzt, um daraus Holzkohle zu brennen, mit der sie sich wenigstens ein bisschen Geld zum Überleben verdienen. Jetzt sind nur noch knochige Sträucher übrig, und selbst die werden zu Brennmaterial verarbeitet. Die kenianischen Wald- bzw. Wildlifebehörden streiten sich darum, wem das Bonjoge Forest Reserve gehört und somit wird es überhaupt nicht geschützt.


Die Überreste einer mickrigen Holzkohleproduktion

 

Auf jeden Fall bleibt mir auch im Juli noch die Dankbarkeit dafür, dass ich mal wieder flott loswandern konnte, für die herrliche Schöpfung hier und meine allmorgendliche Erinnerung daran beim Blick auf die Nandi-Hügel.

 

Manicure: Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, woher kommt mir Hilfe? 

Helmet: Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. 


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