Montag, 4. November 2013

Kartoffel, Kürbis und Co


Am Wochenende war amerikanische Halloween in Kenia, organisiert von einem Mexikaner. Das hört sich mindestens multikulti, wenn nicht absurd an. Es hatte von beidem etwas. Und gar nichts von unserem Allerheiligen.

Da es in Kisumu aus verschiedenen Gründen nicht sicher ist, mit einer Horde Kinder zu Fuß durch die Stadt zu laufen, haben wir uns in einer abgesicherten Wohnsiedlung getroffen, wo einige amerikanische Familien wohnen. Und dort war Halloween-Alarm. Jungs in sämtlichen Hollywood-Heldenoutfits: Superman, Iron Man, Spiderman (immerhin auch ein harmloser Thomas the Train) und Mädels in Hollywood-Prinzessinnenoutfits: Tinkerbelle, Cinderella, Prinzessin die Xte. Deko vor den Häusern: Gespenster, Skelette, Grabsteine. Und das wichtigste an Halloween: Jede Menge Süßkram, den die Kinder nach einem schnell dahingeplapperten „trick or treat“ in die Taschen und Körbe laden durften. Zu dumm, dass Liam noch zu klein dafür ist. Der Part hätte mir auch gefallen. Eine deutsche Freundin, die mit ihrem Sohn im Löwenkostüm dabei war, erzählte mir hinterher, sie habe die meisten Süßigkeiten einfach weggeschmissen und den Rest mit ihrem Mann gegessen. Letzteres fand ich einen sehr guten Plan, vor allem, da mein Mann keine Süßigkeiten mag.  

Aaattacke!

Buuuhh!!

Nachdem die Kinder ihren Spaß hatten, ging es für die Erwachsenen weiter mit der Halloween-Party. Besser gesagt: Mit dem mexikanischen „Día de los Muertes“, Tag der Verstorbenen. Wie und was das ist, lässt sich bestimmt googeln. Unser mexikanischer Gastgeber hatte uns jedenfalls eine Aufgabe für das Jeder-bringt-was-mit-Buffet gestellt: Ein Lieblingsessen von einer geliebten verstorbenen Person mitbringen. Ich habe eine Weile gerätselt, was ich da machen könnte, bis mir der Kartoffelsalat von Oma Ruit einfiel. Hervorragend! Den gab’s für alle in Ruit ansässigen Familienmitglieder jeden Sonntag, also wirklich jeden. Wir Kinder haben den nach der Kirche abgeholt, später, als sie nicht mehr selber kochen konnte, samt Oma. Zum Glück ist das Rezept überliefert – also nichts wie ran an die Kartoffeln. Natürlich wurde er nicht so schön wie bei Oma. Irgendwie hat sie es immer geschafft, dass die Kartoffelrädchen wirklich Scheiben waren. Meiner ist ziemlich zerbröselt und zermatscht. Und ganz so schön geschmatzt wie Omas hat er auch nicht. Aber als ich eine deutsche Freundin am Buffet dabei erwischt habe, wie sie sich vom Kartoffelsalat schöpfte und vor sich hin murmelte: „Ist der lecker, da muss ich mir noch ein zweites Mal nehmen“, war ich doch ganz zufrieden.

Liam und ich haben uns übrigens auch verkleidet. Wenn schon, denn schon. Erst dachte ich, ich kleb uns einfach einen Papp-Kürbis ans Tragetuch. Aber dann bin ich im Internet auf dieses Spinnenkostüm für Babys gestoßen. Baby = Spinne, Mama = Spinnennetz. Sehr passend für das Land der kleinen und großen Krabbeltiere. Ich musste allerdings etwas improvisieren, ich hatte nur ein paar Stunden Vorlaufzeit und keine Lust, extra einkaufen zu gehen. Deswegen kam das Kostüm in etwa so nah an das Internetvorbild ran, wie mein Kartoffelsalat an Omas. Joshuas von der Sonne mitgenommenen schwarzen Strümpfe waren sechs der acht Spinnenbeine (die beiden anderen hat Liam selbst gespielt, in meinen schwarzen Socken), mein Paschminaschal der Spinnenkörper. Ein wenig weiße Schnur um einen schwarzen Rock geknotet, zack, ist das Outfit fertig. Nächstes Jahr plane ich etwas früher. Liam wird als Tasse Cappuccino gehen. Super Idee, oder? Kommt von meiner Schwester. Da merkt man eben die langjährige Halloweenerfahrung in dem Land, das Halloween erfunden hat.

Da braucht es schon ein gutes, kreatives Auge, um die Spinnenbeine zählen zu können.

Manicure: Schwäbischer Kartoffelsalat in Kenia
Helmet: Besser ein improvisiertes Kostüm als gar keines. Oder?! 

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