Am Wochenende
war amerikanische Halloween in Kenia, organisiert von einem Mexikaner. Das hört
sich mindestens multikulti, wenn nicht absurd an. Es hatte von beidem etwas.
Und gar nichts von unserem Allerheiligen.
Da es in Kisumu
aus verschiedenen Gründen nicht sicher ist, mit einer Horde Kinder zu Fuß durch
die Stadt zu laufen, haben wir uns in einer abgesicherten Wohnsiedlung
getroffen, wo einige amerikanische Familien wohnen. Und dort war
Halloween-Alarm. Jungs in sämtlichen Hollywood-Heldenoutfits: Superman, Iron
Man, Spiderman (immerhin auch ein harmloser Thomas the Train) und Mädels in
Hollywood-Prinzessinnenoutfits: Tinkerbelle, Cinderella, Prinzessin die Xte.
Deko vor den Häusern: Gespenster, Skelette, Grabsteine. Und das wichtigste an
Halloween: Jede Menge Süßkram, den die Kinder nach einem schnell
dahingeplapperten „trick or treat“ in die Taschen und Körbe laden durften. Zu
dumm, dass Liam noch zu klein dafür ist. Der Part hätte mir auch gefallen. Eine
deutsche Freundin, die mit ihrem Sohn im Löwenkostüm dabei war, erzählte mir
hinterher, sie habe die meisten Süßigkeiten einfach weggeschmissen und den Rest mit ihrem Mann gegessen. Letzteres fand ich einen sehr
guten Plan, vor allem, da mein Mann keine Süßigkeiten mag.
Aaattacke! |
Buuuhh!! |
Nachdem die
Kinder ihren Spaß hatten, ging es für die Erwachsenen weiter mit der
Halloween-Party. Besser gesagt: Mit dem mexikanischen „Día de los Muertes“, Tag
der Verstorbenen. Wie und was das ist, lässt sich bestimmt googeln. Unser mexikanischer Gastgeber hatte uns jedenfalls eine Aufgabe für das Jeder-bringt-was-mit-Buffet
gestellt: Ein Lieblingsessen von einer geliebten verstorbenen Person
mitbringen. Ich habe eine Weile gerätselt, was ich da machen könnte, bis mir
der Kartoffelsalat von Oma Ruit einfiel. Hervorragend! Den gab’s für alle in
Ruit ansässigen Familienmitglieder jeden Sonntag, also wirklich jeden. Wir
Kinder haben den nach der Kirche abgeholt, später, als sie nicht mehr selber
kochen konnte, samt Oma. Zum Glück ist das Rezept überliefert – also nichts wie
ran an die Kartoffeln. Natürlich wurde er nicht so schön wie bei Oma. Irgendwie
hat sie es immer geschafft, dass die Kartoffelrädchen wirklich Scheiben waren.
Meiner ist ziemlich zerbröselt und zermatscht. Und ganz so schön geschmatzt wie
Omas hat er auch nicht. Aber als ich eine deutsche Freundin am Buffet dabei
erwischt habe, wie sie sich vom Kartoffelsalat schöpfte und vor sich hin
murmelte: „Ist der lecker, da muss ich mir noch ein zweites Mal nehmen“, war
ich doch ganz zufrieden.
Liam und ich
haben uns übrigens auch verkleidet. Wenn schon, denn schon. Erst dachte ich,
ich kleb uns einfach einen Papp-Kürbis ans Tragetuch. Aber dann bin ich im
Internet auf dieses Spinnenkostüm für Babys gestoßen. Baby = Spinne, Mama =
Spinnennetz. Sehr passend für das Land der kleinen und großen Krabbeltiere. Ich
musste allerdings etwas improvisieren, ich hatte nur ein paar Stunden Vorlaufzeit und keine Lust, extra einkaufen zu gehen. Deswegen kam das Kostüm in etwa so nah
an das Internetvorbild ran, wie mein Kartoffelsalat an Omas. Joshuas von der
Sonne mitgenommenen schwarzen Strümpfe waren sechs der acht Spinnenbeine (die
beiden anderen hat Liam selbst gespielt, in meinen schwarzen Socken), mein
Paschminaschal der Spinnenkörper. Ein wenig weiße Schnur um einen schwarzen
Rock geknotet, zack, ist das Outfit fertig. Nächstes Jahr plane ich etwas
früher. Liam wird als Tasse Cappuccino gehen. Super Idee, oder? Kommt von
meiner Schwester. Da merkt man eben die langjährige Halloweenerfahrung in dem Land,
das Halloween erfunden hat.
Da braucht es schon ein gutes, kreatives Auge, um die Spinnenbeine zählen zu können. |
Manicure: Schwäbischer Kartoffelsalat in
Kenia
Helmet: Besser ein improvisiertes Kostüm
als gar keines. Oder?!
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