Freitag, 10. Juni 2011

Berlin - Ruit - Nairobi


Ich bin da! Ich bin in Kenia angekommen, nach einer herrlich ereignislosen Reise. Dafür waren die Wochen davor reichlich bewegt. Nach meiner Rückkehr aus den USA habe ich im Mai das Leben in Berlin in vollen Zügen genossen, vor allem die Menschen, die mir in Berlin lieb und wichtig sind. Nebenbei habe ich meine Wohnung aufgelöst. Wovon ich mich trennen konnte, und was ich irgendwie loswerden konnte, hat im Laufe des Monats Stück für Stück meine Wohnung verlassen. Ein großartiges Gefühl! Fahrräder, Sofa, Ice-Crusher, Suppenkelle, Vorhänge, Kühlschrank – tschüssi! Nicht-Besitz macht leicht und frei! Der Rest (wahrscheinlich immer noch zuviel) hat in einen Sprinter gepasst, den ich gemeinsam mit meinem Vater von Berlin nach Ruit gefahren habe. Zehn Jahre Leben in der eigenen Wohnung, gestapelt im elterlichen Keller.

Zwischenstopp in Ruit: Ein ganz anderer Film. Eben immer noch Heimat, vertraut, es ist einfach, da anzukommen und zu sein. Gleichzeitig räumlich ver-rückt, denn meine Schwester war mit ihrer Familie da, dabei hatten wir doch gerade noch in einer Art WG in Salt Lake City gewohnt! Genauso schön und irgendwie zeitlich ver-rückt: Mit den Sandkasten- und Schulfreunden von früher wieder im Sandkasten sitzen (jetzt der ihrer Kinder) und mit nem Bier in der Hand über alte Zeiten plaudern. 

Am Montag sind wir mit dem Auto von Nairobi nach Kisumu gefahren. Und nun bin ich hier, in Kisumu, genauer gesagt in Mamboleo (Joshua’s Kiez), und ruckizucki eingetaucht in das afrikanische Leben. Eben hat Joshua mich gerufen, ich soll mit ihm vor den Fernseher sitzen. Er schaut eine bekannte kenianische Comedy und lacht sich schlapp. Leider hat er wohl kurzzeitlich verdrängt, dass ich seit meiner Ankunft vor drei Tagen immer noch kein Kiswahili spreche und die Späße des Komikers deswegen nur begrenzt verstehe und noch begrenzter lustig finde. Auch gut, kann ich nebenbei Geschichten aufschreiben! Oder vielmehr den Status Quo beschreiben, den wir hier im Haus haben. Erste und einzige Bedingung für mein Herkommen war: Ich will fließend Wasser, und zwar Warmes! Und mit fließend meine ich jederzeit fließend, nicht nur sporadisch, falls die Wasserwerke Lust und Wasser haben. Das hat sich der Hausherr zu Herzen genommen. Es gibt tatsächlich fließend Warmwasser (aus dem Duschkopf, den ich bereits letzte Weihnachten importiert habe). Und von dem Huhn, das kürzlich in die Zisterne gefallen war und da eine Woche vor sich hingerottet hat, ist glücklicherweise nichts mehr zu riechen. Stattdessen gibt es ein junges Kätzchen im Haus. Das mag ich ja eigentlich nicht, aber das Argument, dass die Kleine uns die Kakerlaken und die Ratten vom Hals hält, hat mich überzeugt (welche Läuse sie stattdessen einschleppt, möchte ich nicht wissen). Hello Kitty ist rötlich gestreift und darf definitiv nicht ins Schlafzimmer oder in die Nähe meiner Beine. Was noch... Am ersten Tag habe ich die Küche auseinandergenommen und neu organisiert, am zweiten folgte das Schlafzimmer, und gestern wollten wir eigentlich mit dem Wohnzimmer weitermachen. Aber vielleicht ist ein Tag Pause ganz okay. Wir haben schon dreimal frischen Fisch aus und am Viktoriasee gegessen, und davon abgesehen gibt es selbstredend zweimal täglich Fleisch (nein, nicht für mich!), vorzugsweise direkt vom Knochen abgenagt. Und das Wichtigste habe ich mir für den Schluss aufbewahrt: Ich bin schlicht glücklich, bei Joshi zu sein, und wir genießen das Leben. Zugegebenermaßen lassen wir es im Moment noch etwas urlaubshaft verwöhnend angehen, aber was soll’s, ich bleib ja! 

Manicure: Tilapia und Tuskers (Viktoriasee-Fisch und lokales Bier)
Helmet: Auf taub stellen, wenn mal wieder jemand mit ergreifend klarer Erkenntnis feststellt, dass ich „mzungu“ (weiß) bin und mir das zu- und hinterher ruft. Ich habe mir
vorgenommen, zukünftig mit „raten’g“ (schwarz) zu antworten.


Mein neues Zuhause - Bilder vom Innenleben und den Bewohnern folgen!

Blick auf Kisumu und den Viktoriasee

Hello Kitty!

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