Donnerstag, 3. November 2022

Happy 7, Matis!

Endlich kommt noch die Blog-Feier für Matis, der Mitte Oktober 7 geworden ist! Happy Birthday, Großer! 



Matis hat sich gewünscht, seinen Geburtstag in der Schule mit einem Schach-Kuchen zu feiern. 

Ganz, ganz weit oben auf der Hitliste steht bei Matis Schach, und das schon seit ner ganzen Weile. Beim Sport hüpft er zwischen Taekwondo, Golf und Fußball hin und her, aber dem Schachspiel bleibt er treu. Manchmal flitzt er morgens extra früh in die Schule, um vor dem ersten Läuten noch ein paar Runden mit Schulkameraden spielen zu können. Im September waren Liam und Matis mehrere Tage auf einem landesweiten Schachturnier in Eldoret, nachdem Matis die regionale Auswahl gewonnen hatte. Zwei Lehrer haben die Gruppe aus der Msingi School begleitet. Als ich Matis nach seiner Rückkehr gefragt habe, ob er mich vermisst hätte, meinte er nein, er hätte keine Zeit gehabt an mich zu denken! Hahaha, ausgerechnet der Knirps, der jeden Morgen eine extra Kuschelrunde braucht. So ist er – ein Bub, der sich immer gerne noch eine Umarmung abholt, der aber auch ohne zu zögern seinen Brüdern eins überzieht. Kuschler und Kämpfer. 


Online-Schach mit Opa

 

Schach üben ist auch sein ewiges Argument, wenn er am Nachmittag das iPad haben will. Seine Hausaufgaben erledigt er ruckzuck ohne Aufforderung in ein paar Minuten (wobei es selten wirklich schön aussieht, was er da hinkritzelt, an der Schönschrift könnte man noch arbeiten), und dann will  er an die Schach-App (und die anderen Spiele, versteht sich). Da können dann schon mal ordentlich dicke Tränen kullern, wenn Mama findet, es ist gerade nicht die richtige Zeit für unsere elektronischen Freunde... 

 

Eine Runde Indiaca im Garten geht immer.


Die römische Schriftrolle wurde doch ganz gut, oder? 


Aber zum Glück fällt ihm in der schrecklichsten Langeweile dann doch noch ein, dass er gerne Klavier spielt, bastelt, kocht (Omelett kann er alleine, gibt es dementsprechend oft) oder einfach vor sich hin spielt. Ich bin gespannt, ob Matis eher kreativ oder strategisch unterwegs sein wird – oder vielleicht beides? So oder so, geh deinen Weg, lieber Matis, probier alles aus und komm jederzeit für eine Umarmung vorbei! Godspeed! 

 

Manicure: Matis Leidenschaft für Schach 

Helmet: Lernen, dass Verlieren wehtut und trotzdem ok ist

Freitag, 30. September 2022

Noel ist 5 - Baby, großer Junge, und alles zwischendrin

Unser Baby ist 5! Ich kann es einfach nicht lassen, ihn insgeheim als unser Baby zu bezeichnen... aber wenn die Jungs ihn als den Jüngsten wie in Kenia üblich statt mit seinem Namen mit „Baby“ ansprechen, nervt mich das total. Etwas verrückt an seinem Alter ist ja, dass er genau die Hälfte seines Lebens in einer Welt mit Corona gelebt hat.



Bei Noel sieht man nach wie vor viele Eigenschaften, die schon als Baby zu erkennen waren. Eher zurückhaltend, schüchtern, wenig Worte machend. Es sei denn, er ist mit seinen Brüdern zusammen. Dann wird es laut, lustig, wild und wortstark. Noel ist immer noch lieber vorsichtig – und damit sehr mutig. Weil er einfach mutig nein sagt, wenn er nicht von der Mauer springen möchte, auch wenn alle anderen Kinder das tun. Oder vielleicht ist das nur willensstark bis dickköpfig?! Noel liebt planschen und tauchen im Pool, hat sich selber das Pfeifen beigebracht, malt gerne, schmiert sich selber ein Brot, wenn das Abendessen mal wieder „eklig!!!“ ist, spielt ausgiebig und mit aufwändigen Arrangements mit Autos, kommt jederzeit angerannt um mir beim Kochen oder Back zu helfen und tanzt wie ein kleiner Star. Und darf natürlich viel mehr als seine Brüder in dem Alter, das muss wohl so sein bei den Jüngsten.   




 

Wortwörtlich ein paar Minuten vor der Fahrt zum Flughafen konnten wir noch als komplette Familie "Happy Birthday" für Noel singen, den Kuchen anschneiden und wenigstens ein Geschenk auspacken. Dann ging es für Josh wieder los. Noel leidet am meisten darunter, dass der Papa nicht da ist. Ganz, ganz große Papa-Liebe und ganz, ganz große Gefühle bei allem, was ihm zurzeit nicht reinläuft und deswegen in Kombination mit der Trennung total überwältigt. Oft kommt dann irgendwann ein schluchzendes „I miss Daddy!“ hinterher, bis ich am liebsten mitweinen möchte. Aber schön ist, dass er gerne in den Kindergarten geht und da auch gut ohne mich klar kommt. Er ist zwar meistens in einer anderen Klasse, weil da seine Lieblingslehrerin vom letzten Schuljahr ist, aber das stört in unserer kleinen Dorfschule niemand und so fühlt er sich wohl und lernt gerne.


 

Unser Noel, für immer das Baby, das uns zweimal geschenkt wurde und für das ich außerordentlich dankbar bin. Gott behüte dich. 


Manicure: Das Kind in Gedanken Baby sein lassen 

Helmet: Lieben und lachen und auch gemeinsam weinen   

 

Mittwoch, 28. September 2022

Zwei Flug-Wochen

Das kennt man ja: Die Wochen gehen manchmal wie im Flug vorbei, und manchmal plätschern sie so träge vor sich hin. Die letzten zwei Wochen gehören definitiv in die „Flug-Kategorie“: Kaum haben wir Joshua am Flughafen abgeholt, mussten wir ihn auch schon wieder hinbringen. Die zwei von allen heiß ersehnten Wochen Urlaub waren ruckizucki wieder vorbei. Wobei der Begriff Urlaub natürlich weit zu interpretieren ist – Urlaub von seiner Arbeit als Koordinator in den Flüchtlingslagern in Bangladesch, kein Urlaub vom Guesthouse, kein Urlaub von Hausrenovierung, Autoreparaturen und dergleichen Alltagsaufgaben. Aber das große Glück, endlich mal wieder beieinander zu sein, stand über allem. 

So schnell konnte der Security Guard gar nicht gucken, wie die Jungs über die Absperrung geklettert und in die Arme ihre Papas geflitzt sind

Und schon wieder Adieu...

Statt Urlaub und Nicht-Urlaub könnte ich die zwei Wochen auch in „Alptraum“ und „Träumchen“ einteilen. Bei uns bröselte seit Monaten der Putz von den Wänden, war wohl vom Fundament schlecht isoliert und sehr sparsam mit Zement gemischt. Die Löcher waren so faszinierend, dass die Jungs gerne mal mit Spielzeugbagger und Kipplaster direkt an der Wohnzimmerwand Baustelle gespielt und den losen Putz schaufelweise herausgearbeitet haben... So sehr ich dankbar bin, dass Josh das in seinem Urlaub in die Hand genommen hat, so grausam waren die vier Tage Staub- und Hammeralarm in Wohn- und Esszimmer. Jetzt sitzen wir vor den blanken Wänden, warten bis sie trocken sind und lassen uns dann nochmals beim Polieren einstauben. Das Streichen wird dann ein Klacks. 

Das war mal mein Wohnzimmer...


Immerhin jemand macht's Freude

Und genau das ist der Grund, warum man üblicherweise verputzt bevor man den Boden legt...

Genug des Alptraums. Ein Träumchen und so richtig, richtig fein war unser Kurzurlaub. Drei Tage am Viktoriasee, natürlich nicht in Kisumu, sondern woanders ein Stück weiter im Nordosten. Mit Meer-Feeling und Seele-Baumel-Effekt. Ich konnte endlich mal wieder in einem See schwimmen, seit Berliner Zeiten liebe ich das. Ganz besonders, sowohl schön als auch seltsam war, dass wir nur mit Noel unterwegs waren. Er hat es sowas von genossen, mal das einzige Kind zu sein, und damit automatisch der Bestimmer, der kleine Held, der Mittelpunkt. Die beiden Großen durften derweil auf ein dreitägiges keniaweites Schachturnier fahren – mit An- und Abreisetag waren sie Sonntag bis Donnerstag unterwegs. Matis wurde zuvor regionaler Schachmeister in seiner Altersgruppe, ganz stolz und ambitioniert. Liam hatte sich mit Ach und Krach für die Nationalauswahl qualifiziert aber findet es einfach top, bei solchen Aktionen dabei zu sein. Ihre Schule wurde insgesamt drittbeste, eine tolle Leistung für so eine junge, kleine Schule auf dem Dorf. Und ich bin ganz beseelt, dass die beiden Jungs sich diese Tour zugetraut haben, wir sie (finanziell und gefühlt) dafür loslassen konnten und sie um eine tolle Erfahrung reicher sind. 


Die erfolgreiche Schachtruppe der Msingi School Academy aus dem beschaulichen Mamboleo :-)
 
Urlaubsfeeling! 



Und nun ist er wieder weg, der Mann und Papa, voraussichtlich bis Mitte Dezember. Wir versuchen unsere aufgewühlten Emotionen auszubalancieren und wieder in eine Routine zu finden. Einfach ist das nicht, aber mit Gottes Hilfe und treuen Freunden schaffen wir das. Und Schokolade, die Schokolade nicht vergessen. 

 

Manicure: Bis Weihnachten ist nicht mehr lang   

Helmet: Freunde, die sich kümmern 

Montag, 22. August 2022

Aufatmen nach der Wahl

Großes Aufatmen. Die Wahlen in Kenia sind vorbei, und alles in allem lief es friedlich ab. Der Präsident wurde gewählt, die Nationalversammlung und der Senat sowie die politischen Vertreter in den 47 Counties (ähnlich unserer Bundesländer, nur kleiner). 

 

Großes Aufatmen, weil das Leben nun wieder seinen halbwegs gewohnten Gang nehmen kann. Wahlen sind hier kein entspannter sonntäglicher Spaziergang zur Wahlurne, sondern gingen in der Vergangenheit leider mit wochenlangen Unruhen, Straßenkämpfen, mysteriös verschwundenen Politikern und dergleichen einher. Im Vergleich zu vor fünf Jahren war es aber wirklich sehr ruhig, im Vorfeld und in der Wahlwoche gab es kaum Proteste. Nur einmal hatten wir brennende Reifen (Demonstranten) und Tränengas (Polizei), als der Präsident letzten Montag verkündet wurde – es wurde nicht der Kandidat, den sich die Menschen hier in der Gegend erhofft hatten. Sogar die Wahlkommission hat sich live im Fernsehen geprügelt, weil sie sich nicht einig waren, ob nun bei der Auszählung alles mit rechten Dingen zuging. Das war der Moment, wo ich vorsichtshalber in Windeseile ein paar herumliegende Klamotten in Einkaufstaschen gestopft und mit den Jungs das Haus verlassen habe, um über Schleichwege zu lieben Freunden zu fahren, die oben in den Hügeln etwas abgelegener und damit geschützter wohnen. Sicher ist sicher. Dann regnete es später am Abend wie verrückt – das hat die protestierende Bevölkerung schnell nach Hause getrieben und die Feuer gelöscht. Ein Geschenk des Himmels. Zwei Tage später waren wir wieder Zuhause, alles war in Ordnung, und wir konnten in Ruhe die vorsichtshalber angelegten Vorräte aufessen. Inzwischen haben auch die Supermärkte wieder offen, die sowohl geplant am Wahltag als auch flugs am Tag der Bekanntgabe ihre Pforten geschlossen haben, um ihr Eigentum vor Plünderern und Randalierern zu schützen. 

 

Das ist alles, was wir bei unserer Rückkehr nach Hause auf der Hauptstraße in Mamboleo von den Protesten gesehen haben: Die Überreste von verbrannten Reifen.


Großes Aufatmen auch hier im Haus, weil die Kinder nun wieder in die Schule gehen können. Eine Woche vor der Wahl, die an einem Dienstag stattfand, und über eine Woche danach waren die Schulen dicht. Ursprünglich geplant waren ein paar Tage, aber dann hat der Bildungsminister mal eben verkündet, dass wortwörtlich von einem Tag auf den anderen die Schulen geschlossen werden, und aus Sicherheitsgründen danach auch gleich nochmal länger. Planung oder mal mitdenken, wie arbeitende Eltern das organisieren sollen, ist wohl nicht deren Stärke. 

 

Am ersten Schultag hatten wir das große Glück, eine Schildkröte auf dem Weg zu sehen.


Zu Ende ist die Präsidentengeschichte noch nicht, die Opposition zieht vors Gericht, um das Ergebnis anzufechten. Wir werden sehen. Die meisten Leute in Westkenia kämpfen finanziell schwer, es reicht bei vielen nicht für die Schulgebühren, die Lebensmittelpreise sind rasant gestiegen, Gas, Benzin, alles. Deswegen haben sie keine Zeit und keine Energie, tagelang auf der Straße zu protestieren, Steine zu werfen und dabei zu riskieren, von der Polizei geschnappt zu werden. Sie gehen lieber ihrer Tagelöhnerei nach – und das ist in jeder Hinsicht besser so.

 

Manicure: Ungeplante Freundinnenzeit   

Helmet: Eine gut gefüllte Vorratskammer 

Mittwoch, 10. August 2022

Schachmatt

Es ist Wahlwoche in Kenia. Der Präsident und das Parlament werden gewählt, und so steht das ganze Land mehr oder weniger still. Die Schulen waren sogar schon letzte Woche zu. „Schule zu“ löst seit Covid ein leichtes Panikgefühl in mir aus. Die verrückte Idee des kenianischen Bildungsministeriums, nach der verpassten Zeit drei Schuljahre in zwei Kalenderjahre zu packen, ist in der Umsetzung nach wie vor der Wahnsinn, vor allem da trotzdem ständig Ferien sind und nun dank der Wahlen nochmals fast zwei Wochen.   


Zu allem Überfluss ist ein Schachturnier ausgefallen, weil das Bildungsministerium in Vorbereitung auf die Wahlen alle Schüler buchstäblich von einem Tag auf den andern nach Hause geschickt hat und somit nichts mehr stattfinden darf. Als ob man das nicht schon länger gewusst hat, dass die Wahlzentren in den Schulen eingerichtet werden müssen?! Mein Schach-Champion Matis war dermaßen enttäuscht, dass ich ihm spontan angeboten habe, ein Mini-Schachturnier bei uns Zuhause mit seinen Schulfreunden hier aus der Gegend zu organisieren. Das ist ein ruhiges Spiel, dachte ich mir, die spielen ein paar Runden, so 2-3 Stunden alles in allem, ich checke zwischendurch den Stand und kann ansonsten in Ruhe mein Ding machen. Die Vorbereitung ging zack-zack, der Schachlehrer hat sich netterweise bereit erklärt, die Spieler-Paarungen mit seinem Schachprogramm vorzubereiten und der Aufwand für Pommes zu Mittag hält sich auch in Grenzen, das bringt ein Motorradtaxi für kleines Geld. Danach gehen alle heim. Easypeasy. Soweit der Plan. 

 

Offensichtlich habe ich nach neun Jahren mit Kind(ern) immer noch nichts gelernt. Hier ging der Punk ab. Von halb zehn bis drei Uhr nachmittags, schlappe 5,5 Stunden mit 5 Spielrunden, einer Teepause, Mittagessen und Siegerehrung. Was sechs fröhliche, (nicht nur Schach-) spielbegeisterte Kinder, die seit einer Woche gelangweilt zu Hause sitzen, für einen Tumult machen können! Das Chaos, der Geräuschpegel! Ich bin ja manches gewohnt, aber das war auf einem anderen Niveau, hallihallo! Wobei, ich muss sagen, sie haben wirklich sehr konzentriert und mit großer Ernsthaftigkeit ihre Schachrunden gespielt. Vor allem Matis, oh, der kann richtig fuchsig werden, wenn er das Gefühl hat, es läuft was schief, und sein Wille zu gewinnen ist unbändig. Glücklicherweise hat er sich letzten Endes mit einem Freund den ersten Platz unseres Mini-Turniers geteilt, sonst hätte es Zoff im Hause Ogola gegeben. 


Scharfe Geschütze, nicht nur auf dem Spielbrett... 


Was hat sich Noel gefreut, dass er auch mal spielen darf. Der Knirps lernt seit neustem auch Schach in der Schule.


Mama, keine Zeit zum Hallo sagen und Winken! Wir spielen hier ernsthaft! 

Ein cooler Tag, aber ich war schachmatt als endlich alle weg waren! Naja, drei Jungs sind geblieben, und nicht gerade die ruhigsten von allen... ;-)

 

Manicure: Kinder, die ruhige Spiele mögen

Helmet: Erst denken, dann labern     


Mittwoch, 27. Juli 2022

Unser kleines Wanderabenteuer in den Kajulu Hills

Seit langem rede ich davon, dass ich mit den Jungs mehr wandern gehen will. Über unsere Spaziergänge zum Kickplatz kommen wir selten raus, hier gibt es keine Wanderkarten oder Wegweiser und googlemaps hat nur einen Bruchteil der Pfade und Wege eingezeichnet und hilft auch nicht wirklich weiter.  

Die Jungs finden zum Glück die Wanderidee auch cool und wir träumen davon, dass wir irgendwann gemeinsam den Mount Kenya besteigen. Am Samstag haben wir erstmal in den Kajulu Hills klein angefangen, die liegen quasi gleich hinter unserem Haus. Unsere Freunde Claire und Kennedy mit ihren zwei Mädels wohnen dort und sie haben sich eine nette, kleine, familienfreundliche Runde ausgedacht. Wir haben noch zwei andere Familien eingeladen und los ging‘s. Zuerst mal vom Parkplatz zu ihrem Haus, das so abgelegen liegt, dass man bis dort schon die ersten 20 Minuten mit ordentlichen Höhenmetern hinter sich bringt. Dann ging’s zu einem kleinen Fluss, die perfekte Erfrischung und herrlich für eine Rast. Gut, dass bei uns die Sonne fröhlich scheint und Kleider notfalls auch am Körper schnell wieder trocknen... 









Ohne Abenteuer geht’s natürlich nicht bei uns. Auf dem Rückweg sind Liam, Matis und ein gleichaltriger Freund vorausgerannt – leider den falschen Weg lang. Bis wir gemerkt hatten, dass sie nicht da sind, wo sie sein sollen, waren sie so weit vorne, dass sie unser Rufen nicht mehr gehört haben. Bevor jetzt jemand die Augenbrauen hochzieht und die Mama beschuldigt: Natürlich hatte ich ihnen etwa eine Million Mal gesagt, sie sollen immer wieder warten und am besten Kennedy voraus gehen lassen. Aber nein, der jugendliche Leichtsinn... Also haben wir uns aufgeteilt, ich bin einen Stich runter zu einem Fluss, den Weg, den wir eigentlich weitergehen wollten, Claire ist zurückgelaufen und dann Richtung Haus, Kennedy hat mit den andern auf mich gewartet und dann sind wir nach langem Beratschlagen auch auf einem kurzen Weg nach Hause zurück. Zwischendurch haben wir glücklicherweise von Anwohnern Bescheid bekommen, dass sie drei Jungs gesehen hätten, jeweils zumindest irgendwo in der Nähe des Nachhausewegs. Irgendwann kam der erlösende Anruf von Claire: Sie hat die Jungs nicht weit vom Haus aufgegabelt. Alle drei haben beim Picknick in Claires Garten begeistert erzählt, welche Überlebenstechniken sie sich für eine Nacht in den „Bergen“ ausgedacht haben, als sie gemerkt haben, dass sie uns verloren hatten.... aaaahhhhh! 

 

Einziger Trost: Wir wollen ja öfter mal wandern gehen und können die gleiche Tour einfach nochmals machen, da wir den längeren Heimweg mit dem schönen Ausblick auf Kisumu und den Viktoriasee dank unserer Jungs und der unfreiwilligen Routenänderung verpasst haben. Supi!

 

Manicure: Schuhe aus und Füße ins kalte Wasser   

Helmet: Vielleicht doch ein Survival-Kit für die Berge anschaffen?    


Auf dem letzten Anstieg zum Auto waren Noels Beine so müde, dass er ein Stück getragen werden musste...


 

 

Dienstag, 31. Mai 2022

Hey ho, happy Birthday, Liam!

Mein Cappuccino-Baby ist 9! Liam James Weber Ogola, du wächst zu schnell! Rein körperlich im Vergleich zu deinen Klassenkameraden vielleicht eher etwas zu langsam, die sind alle einen halben Kopf größer als du. Aber das ist dir egal, du machst das mit deinem Esprit locker wett.

Ich denke ja immer von Jahr zu Jahr, dass die Aufregung bei den Geburtstagen nicht größer werden kann, aber weit gefehlt. Liams Ideen, was man sich alles wünschen könnte, wie der Tag gefeiert werden soll, und welcher Kuchen es sein soll, schossen wochenlang wie beim Flipper kreuz und quer durch die Gegend. Es gab regelrechte Brüderkonferenzen, was denn nun das Beste sei. In den Tagen vor Liams Geburtstag haben Matis und Noel versucht, mir rauszukitzeln, was denn die Geschenke seien, sie würden es auch nicht verraten aber haha so leicht kriegt ihr mich nicht ran!   



Unser Liam. Zurzeit ist es spannend, weil wir uns alle noch daran gewöhnen, dass Joshua nicht da ist (er arbeitet seit Anfang Mai wieder als Flüchtlingscamp-Manager in Cox Basar/Bangladesh). Liam hat ganz große Gefühle, und so kämpfen und kuscheln wir viel, beides braucht viel Platz. Am liebsten würde er morgens mit mir um 5 Uhr aufstehen und direkt loslaufen, damit er Hundertpro als erstes in der Schule ist. Die Schulbegeisterung nimmt beim Hausaufgaben machen allerdings ein abruptes Ende. Lieber ein Buch in der Hand und allein auf dem Bett gemütlich machen, oder eine Schaufel und Löcher graben im Garten und mit Matis und Noel wilde Spiele spielen, je nach Laune. Fantasievolle Geschichten erzählen kann er immer noch ohne Punkt und Komma, wobei er es noch cooler findet, wenn Opa seine erfundenen Gute-Nacht-Geschichten per WhatsApp-Sprachnachricht schickt. Es macht richtig Spaß, Liam als Sohn zu haben und ich bin gespannt, was wir alles im nächsten Jahr gemeinsam erleben werden! 


Die Art Spiel, in der die Rutsche abgebaut und am Wasserhahn zur Wasserrutsche umfunktioniert wird, wird eigentlich immer von Liam initiiert... Matis und Noel sind stets begeistert dabei... 

Keine Pfütze zu groß...

Manicure: Mich an der noch sehr verspielten Seite meines großen Sohnes freuen
Helmet: Mal endlich aufhören mich darüber zu wundern, dass die Kinder "so schnell wachsen"!  
 

Dienstag, 10. Mai 2022

Osterfreude

Hoppel-di-poppel, da ist Ostern auch schon wieder ein paar Wochen her, das geht alles so schnell hier zurzeit. Dabei gehen unsere Uhren in Kenia in aller Regel ein wenig langsamer... vielleicht komme ich deswegen auch nicht mehr nach, es hat doch abgefärbt mit den Jahren, wie bunte Ostereier ;-) 

Aber ein klein wenig Osterfreude in Bildern wollte ich doch noch hier lassen. Wir hatten einen ganz entspannten Ostersonntag, an dem wir manches "typisch österliche" getan (Spaziergang) und anderes gelassen haben (Osterhefezopf), so wie es uns gut tat und wie die Zeit reichte.  


Da waren die Ostereier aber gemein weit oben versteckt dieses Jahr...

Ab einem bestimmten Alter haben bei uns früher die älteren Vetterle die Osternester versteckt. Ich werde nie vergessen, wie ich einmal auf Omas Scheunendach klettern musste, um an mein Nest zu kommen.   
 

 

Da hat sich der Noel nicht über ein Bächlein getraut... und wenn sie sonst auch streiten mögen, da waren die großen Brüder flugs zur Stelle und haben eine Brücke gebaut.

Osterfeuer... darf man auch am Sonntag noch machen, und auch wenn's nach Regen aussieht. Wofür gibt es Regenschirme?!
 

Manicure: Tun, was gut tut   

Helmet: Den Rest einfach lassen    


Noch schnell ein "ich war auch mit dabei"-Selfie!

 


Montag, 18. April 2022

Oh wie schön ist's am Indischen Ozean

Familienurlaub am Meer! Das hatten wir noch nie gemacht. Weder einen längeren Urlaub in Kenia (unsere langen Urlaube fanden bisher immer in Deutschland statt), noch an der Küste. Oh aber war das schön! 


Nun ist die Küste ja leider maximal weit von Kisumu entfernt. Fliegen kam aus Kostengründen und weil wir das Zelt und den zugehörigen Krempel mitnehmen wollten nicht in Frage. Also alles ins Auto und die 920 km per Straße – in Deutschland ja nicht so das Problem, in Kenia eher mühsam. Es sei denn man ist schlau, sind wir natürlich, also haben wir die Fahrt in drei Tagesetappen zum Urlaub gemacht. Ein Tag bis Lake Elemeintaita mit Flamingos und Pelikanen, ein Tag Asphalt, und ein Tag durch den Nationalpark Tsavo East, wo wir in nächster Nähe Elefanten beobachten konnten. 

Die waren gerade mal ein paar Rüssellängen von unserem Auto entfernt.

 

Und dann.... Meeeeeer! Ein paar Tage am Che Shale Beach nördlich von Malindi, campen direkt im Sand am Strand, schöner geht's nicht, 24/7 Ganzkörperpeeling inklusive haha! Dann ein paar Tage Watamu, wo wir uns kaum zwischen Swimming-Pool und Meer entscheiden konnten und den besten Fisch - frisch am Strand den Fischern abgekauft - gekocht haben, und schließlich Tiwi Beach südlich von Mombasa, mit Palmenstrand aus dem Urlaubskatalog. Hier wie da war das Gefühl, morgens den Reißverschluss des Zeltes aufzumachen und einfach Weite mit viel Strand, Wasser und Himmel zu sehen einfach herrlich. Die Jungs waren nonstop unterwegs, haben immer wieder andere Kinder zum Spielen gefunden und haben das freie Leben total genossen.   



Witzigerweise waren wir in CheShale, wo wir anno dazumal zur Hochzeitsreise waren, jetzt mit drei Knirpsen dabei (der Gatte musste fotografieren).

Das trifft unser Lebensgefühl in den knapp drei Wochen perfekt!




Hach, ich könnte endlos schwärmen, vom Einschlafen bei Meeresrauschen, vom immer draußen sein (bis auf die Zeltplane bei Nacht), vom Wiedersehen mit einer alten Freundin aus Kisumu, die vor Jahren ans Meer gezogen ist, von Joshua's leckerer Campingküche, von der original italienischen Eiskremmmmmmmmhhhhh, vom Barfußlaufen im Sand, vom schnorcheln im Korallenriff, von den faszinierenden, bunten Seesternen... aber ein bisschen was will ich mir noch aufheben für den nächsten Urlaubsbericht vom Meer, der hoffentlich bald mal wieder stattfindet! 


Manicure: Strand, Wasser, Himmel   

Helmet: 50er Sonnencreme mindestens fünfmal am Tag