Samstag, 9. Januar 2021

Tschö, 2020

Ich muss hier noch kurz was vom 31. Dezember 2020 einschieben. Da habe ich mir am Morgen notiert, dass der letzte Vormittag dieses sehr interessanten Jahres überhaupt nicht entspannt, friedlich-liebevoll oder kontemplativ war, wie ich es mir unter totaler Ignoranz meiner Lebenssituation vorgestellt hatte. Oh, kurz vergessen, ich habe drei energiegeladene Söhne unter sieben Jahren. Die schauen nicht in den Kalender, bevor sie sich hauen. Also saß ich gegen zehn nach einem Schiri-Einsatz mit vollem Körpereinsatz und Verletzungsgefahr ausgepowert bei der dritten Tasse Kaffee, anstatt über das zu Ende gehende Jahr zu sinnieren.  

Aber ehrlich und Gejammer beiseite - so vieles war schön dieses Jahr! Wir hatten richtig Zeit miteinander (möglicherweise erwähne ich das auch gleich nochmals in der Kategorie „schwierig“) und die Jungs sind sehr zusammengewachsen. Sie haben sich ausführliche, kreative Rollenspiele ausgedacht, Sofas und Betten in Boote, Lager, Inseln und Diebesguthöhlen verwandelt, wir haben (vor-) gelesen was das Zeug hält, gemalt, gebastelt, gebacken, mehr gekuschelt als je und Projekte gestartet, für die sonst keine Zeit und Energie gewesen wäre. Wir waren schwimmen, spazieren und Fahrrad fahren. Alles erstmal gar nicht so spektakulär, aber doch genau das, was man für eine glückliche Kindheit braucht. Und für ein enorm entspanntes Mama-Dasein, das auf ein allmorgendliches „jetzt aber schnell anziehen, zackzackzack wir müssen los“ und ähnliches verzichten konnte.


Ist das Kunst oder kann das weg? (das geübte Auge erkennt eine Diebesguthöhle)

Läuft super mit der Online-Schule.


Echt super.

Deswegen haben wir irgendwann virtuelles Lernen aufgegeben und selber Lernprogramm gemacht. Ging so. 


Liam konnte mit seinem Gips nicht selber schreiben und hat dann für Matis den Mathelehrer gemacht. 


Ein Ausflug zum Flipflopi-Boot, komplett aus recycelten Plastikschlappen gebaut. Kreuzt über den Viktoriasee, um das Bewusstsein für Umweltschutz zu stärken. 


Wenn er gut drauf ist, liest Liam für alle vor.

 

Und weißte was, die Kategorie „2020 war schwierig“ lasse ich weg. Ist doch eh klar, dass die Jungs sich zwischendurch zoffen, das mit dem Lernen daheim maximal halbwegs geklappt hat, ich manchmal das Gefühl hatte, es gäbe nicht genug Kaffee und Schokolade in diesem Universum und mir manche Freiheiten und Ich-Zeiten in fast zehn Monaten mit den Kindern daheim gefehlt haben. Aber ich habe mich erstaunlich wohl gefühlt hier auf dem Dorf, und die hektischen, anstrengenden Autofahrten über unsere holprige Landstraße zur Schule in die Stadt kein bisschen vermisst. Unser kleiner Kiosk die Straße runter hat Milch, Brot, Bananen, Tomaten und dies und das - und damit irgendwie alles, was man so braucht. Denn was man so alles wirklich braucht oder nicht braucht, das hat sich für mich 2020 auch nochmals ein wenig gerade gerückt. 


Alle drei Jungs gehen gerne zu Mama Tonys Kiosk! 

Wieso fliegt das blöde selbstgebastelte Drachending nicht? Da fällt mir auf, ich habe hier erst ein einziges Mal vor Jahren einen Drachen im Laden gesehen. So anders ist das hier in kleinen Dingen.   

Und immer wieder: Spazierengehen zum Tümpel, Kaulquappen fangen.

 

Manicure: Dankbarkeit für alles, was gut und schön und einfach richtig war letztes Jahr   

Helmet: Mir erlauben, die gruseligen Tage in der Erinnerung ein klitzeklein wenig zu verklären   



Matis hat im Dezember Fahrradfahren gelernt, weg isser! 
 

Und wenn gar nichts mehr geht, fahren wir zu Papa ins Guesthouse und essen eine Portion Pommes


Kaum etwas macht die Jungs glücklicher, als mit Mike auf dem Motorrad zu Freunden zu fahren (keine Sorge, nur hier in Mamboleo auf Nebenstraßen)

Noch ein Highlight 2020: Wir haben jetzt einen Pizza-Lieferservice! Das gab's noch NIE!! Und die Pizza schmeckt sogar nach Pizza!