Dienstag, 27. Juli 2021

Ferienzeit

Geschafft! Das erste Schuljahr in der neuen Schule haben alle drei Jungs erfolgreich bestanden! Es war ja zugegebenermaßen kurz, im Januar ging‘s los und Mitte Juli war es schon wieder vorbei. Den ersten „Term“ hat die Regierung vom letzten Jahr anerkannt und die beiden anderen waren deutlich kürzer, um die verlorene Zeit aus 2020 aufzuholen. Noel (Playgroup) und Matis (PP 2, wie Vorschule) waren anfangs sehr schüchtern, haben sich aber in kurzer Zeit so gut eingewöhnt, dass sie am Morgen kaum noch Zeit hatten, tschüss zu sagen. Liam (2. Klasse) ist ja unser ganz Geselliger, der ist von Anfang an oft vorausgerannt und war dann schon längst in seiner Klasse, bis ich mit den Kleinen ankam. Das gemeinsame in die Schule laufen oder mit den Fahrrädern losziehen hat sich bewährt, nach Hause wurden sie dann vom Schulbus gebracht, denn die äquatoriale Sonne scheint um zwei/halb drei doch mächtig heiß vom Himmel. Da macht nach einem langen Schultag das Laufen keinen Spaß mehr. 

In der Regenzeit wird der Schulweg ein aufregender Hindernisparcours. 


Die Msingi School hat ein nettes Angebot an Clubs, und so konnten alle drei schwimmen gehen, Liam hat Golf gespielt und Matis Taekwondo gemacht. Die Kinder lernen Lieder, basteln, pflanzen, und haben in ihrer kleinen Schule querbeet durch alle Altersgruppen Spaß miteinander. Für eine kenianische „Nachbarschaftsschule“ ist das wirklich toll und modern. Eins hat mir allerdings überhaupt nicht gefallen: Mehrmals habe ich mitbekommen, dass bestimmte Lehrer die Kinder körperlich züchtigen... das geht ja nun aus unserer Sicht rein gar nicht, ist aber von vielen kenianischen Eltern auch von Lehrerhand durchaus akzeptiert bis gewünscht. Bei einer Lehrerin gab’s bei falschen Antworten auf die Finger (Liam gehörte zur Gruppe „falsche Antwort“, war aber nicht weiter irritiert von den Klapsen), ein andermal gab es für zwei ungehorsame Jungs auf den Popo... auch wenn’s nicht meine waren, beide Male bin ich entrüstet zur Lehrerin bzw. zum Rektor. Er hat mir versichert, dass das nicht mehr vorkommt, und ich habe ihm versichert, dass unsere Kinder demnächst auf eine andere Schule gehen, wenn es eben doch nochmals vorkommt. Ist nur gar nicht so einfach, eine bezahlbare „Mittelklasse-Schule“ zu finden, in der das nicht immer noch gang und gäbe ist... 


Vor allem Matis ist vom Schachspielen in der Schule so begeistert, dass wir fürs Wochenende fix eins aus Papier basteln mussten.

 

Noel hat ein Armband mit den Farben der kenianischen Flagge gemacht. 

  

Nicht alles wächst und gedeiht ;-)

 

Nun genießen wir erstmal die eine Woche „große Ferien“, die wir frisch-fröhlich auf vier verlängern und in der deutschen Heimat verbringen. Hurra! 

 

Manicure: Ferien!!! 

Helmet: Die Routine eine Zeitlang über Bord werfen und alles einfach laufen lassen...

Dienstag, 6. Juli 2021

Wanderfreude in den Nandi-Hügeln

Heute morgen auf dem Rückweg von der Schule habe ich wie immer die Nandi-Hügel bestaunt, von wo aus mir jeden Morgen die schnell steigende Sonne ins Gesicht scheint. 

Blick von unserem Tor aus die Straße runter morgens um acht 


Da fiel mir ein, dass ich im März eine herrliche Wanderung zum Bonjoge Hill gemacht habe und dazu noch gar nicht in mein Online-Tagebuch hier geschrieben habe. Als Geburtstagsgeschenk durfte ich alleine (!!) zu einer Tageswanderung mit einer lokalen Wandergruppe aufbrechen. Es ist gar nicht so einfach, hier geeignete Touren zu finden, für unsere weitere Gegend gibt es überhaupt kein Kartenmaterial. Warum sollte der Kleinbauer auch nach sechs harten Tagen auf dem Acker am Sonntag noch wandern gehen? Das ist ein Hobby, das in Kenia bis auf die Besteigung des Mt Kenya noch kaum entwickelt ist. 

 


Wie in alten (besser gesagt jungen) Tagen bin ich also frühmorgens raus und mit dem Rucksack los. Ein herrliches Gefühl war das. Wir sind etwa eine Stunde in die Nandi-Hügel gefahren und dann losmarschiert. Über Stock und Stein, durch einen Fluss und Gestrüpp – an letzteres hatte ich leider nicht gedacht, ich bin mit kurzen Hosen los und mit reichlich zerschundenen Beinen zurückgekommen. Auch habe ich das angebotene „Picknick-Lunch“ dummerweise falsch verstanden. Die kenianische Wanderleitung hat die Tour etwas unterschätzt und so gab es Mittagessen erst um 16 Uhr nach acht Stunden Wandern zurück am Ausgangspunkt... Was natürlich für Kenianer immer noch halbwegs pünktlich ist. Aber es war alles wert, der Rundblick vom Gipfel war herrlich, das Wandern an sich tat so gut, ich habe nette Leute getroffen und es ehrlich gesagt sehr genossen, mal nur „ich“ zu sein.  






So schön, unser Viktoriasee am Horizont!


Die Gegend heißt „Bonjoge Forest Reserve“, wobei leider seit zehn Jahren fast nichts mehr vom Wald übrig ist. Die Anwohner haben die Bäume abgeholzt, um daraus Holzkohle zu brennen, mit der sie sich wenigstens ein bisschen Geld zum Überleben verdienen. Jetzt sind nur noch knochige Sträucher übrig, und selbst die werden zu Brennmaterial verarbeitet. Die kenianischen Wald- bzw. Wildlifebehörden streiten sich darum, wem das Bonjoge Forest Reserve gehört und somit wird es überhaupt nicht geschützt.


Die Überreste einer mickrigen Holzkohleproduktion

 

Auf jeden Fall bleibt mir auch im Juli noch die Dankbarkeit dafür, dass ich mal wieder flott loswandern konnte, für die herrliche Schöpfung hier und meine allmorgendliche Erinnerung daran beim Blick auf die Nandi-Hügel.

 

Manicure: Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, woher kommt mir Hilfe? 

Helmet: Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.