Donnerstag, 10. März 2011

Konfetti aufm Koffer

Als letztes Frühjahr die Aschewolke über Europa herabregnete und im Winter die Welt im Schnee versank, waren sich die Leute einig: Man sollte einfach nicht reisen oder nicht reisen müssen. Oder zumindest nicht fliegen. Besser wäre es, Zuhause zu bleiben. Fand ich auch. Ich bin dann aber letzte Woche doch mal wieder die 20 Stunden zu meiner Schwester gereist. Berlin – New York – Salt Lake City. Jeweils pünktlich abgeflogen und angekommen, das Gepäck ohne Verluste dabei, meine größten Sitzplatzwünsche (Gang und keinen überdimensionalen Ami auf dem Sitz neben mir) erfüllt. Eine Reise ohne Zwischenfälle. Auch mal schön.

Da bleibt Zeit, unterwegs auf andere Kleinigkeiten zu achten. Zum Beispiel auf die Füße der Mitreisenden. Auf amerikanischen Flughäfen ist die Flip-Flop-Dichte enorm. Das ist unabhängig von der Jahreszeit, bei Minusgraden wird die Schlappe gerne mal mit einem warmen Mantel getoppt. Alternativ zur Plastiksandale natürlich der Turnschuh, kombiniert mit einem Samt-Jogginganzug. International zu beobachten ist inzwischen die Koffer-Deko, wobei ich mal tippen würde, dass wir Deutschen da ganz vorne mit dabei sind: fröhliche Reisende versehen ihr gutes Stück mit einem Bändel. Um ein bisschen pfiffig-individuell zu sein (vermute ich, denn ansonsten gleicht ja ein Rollkoffer dem anderen in Farbe, Form und Funktion) und um bei der Gepäckausgabe als Allererster den eigenen Koffer vom Band schnappen zu können. Dafür ist auch die breitbeinige und –schultrige Position ganz dicht am Gepäckband wichtig. Auch wenn man den eigenen Koffer nicht findet, hält das zumindest die Mitreisenden davon ab, ihren zu finden. Und was den Bändel angeht, da sieht man ja alles: vom fein säuberlich gekräuselten Geschenkband über Omas Wollreste bis hin zu unkaputtbarer Segelschnur (signalisiert auch den Abenteurer in Abgrenzung zum Geschenkband-Pauschaltouristen). Alternativ dazu gibt es Sticker. Sehr fantasielos: Buchstaben für die Initialen des Besitzers. Schon netter waren da die Konfettisticker, die sich ein Passagier kunterbunt über den ganzen Koffer geklebt hatte. Früher war ein Kleber auf dem Koffer ja noch was Faszinierendes. Der Kleber hatte die Aufgabe, das Reiseziel anzuzeigen und damit anzugeben, wo der Besitzer schon überall war. Paris! New York! Panama! Heute findet man höchstens noch einen „Stuttgart-21“-Bäpper.

Nach wie vor faszinierend, verwirrend und ärgerlich zugleich bei Reisen um die halbe Welt: Die Zeitverschiebung. Warum fliege ich mit Zwischenaufenthalt insgesamt 20 Stunden, bin aber nur von 12 Uhr bis 23 Uhr unterwegs und kann dann trotzdem nicht schlafen?

Manicure: Von rechts nach links fliegen
Helmet: Von oben nach unten fliegen